VATIKAN - Zur Seligsprechung von Pauline Jaricot: Ein Vorbild für die heutige Jugend

Samstag, 21 Mai 2022 päpstliche missionswerke  

Lyon (Fides) - "Pauline Jaricot (1799-1862), die am 22. Mai in Lyon selig gesprochen wird, ist ein Vorbild der Heiligkeit für die Jugend von heute. Ihre verschiedenen Intuitionen, die sie mit Kreativität, Großzügigkeit und Solidarität umsetzte, verbanden das Bewusstsein und die Notwendigkeit zu handeln mit dem Gebet und einer tiefen Beziehung zu Gott, der Quelle allen Handelns", so die französische Historikerin und Wissenschaftlerin Catherine Masson auf dem Kolloquium "Die Fruchtbarkeit eines Charismas: Pauline Marie Jaricot und die Missionsarbeit der Kirche", das am 21. Mai in Lyon im Rahmen der Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke stattfindet.
Catherine Masson, die auch eine Biografie über Pauline Jaricot geschrieben hat, hob vor allem die Pionierrolle und die engagierte Arbeit von Jaricot während ihres gesamten Lebens hervor. "Ihre Familie, eine katholische Seidenfabrikantenfamilie aus Lyon, hatte unter der Französischen Revolution zu leiden, und ihre Jugend verbrachte sie unter dem Banner der Idee der Wiedergutmachung und der Idee der Wiederherstellung, des Wunsches, die Beziehung zwischen der Kirche und der Nation wiederherzustellen, mit einem einzigen Leitmotiv: für die Ehre Gottes und der Erlösung der Menschheit.
"Sie war eine Pionierin, die in einer Zeit, in der Frauen oft ausgebeutet oder ausgegrenzt wurden, mit der aus ihren Schriften ersichtlichen Weiblichkeit handelte, ohne jedoch feministische Ansprüche zu stellen", so Masson. "Als Frau und Laiengläubige lebte sie in voller Treue zum Evangelium und zur Kirche, wobei sie sich zu Beginn ihrer Arbeit vor allem an Frauen und Mädchen wandte, sie von der Straße und aus der Prostitution holte, ihnen Arbeit gab und ein sehr weibliches Vokabular benutzte", so die Wissenschaftlerin, die auf einen auf einen grundlegenden Punkt hinweist: "Pauline Jaricot war die Wegbereiterin des allgemeinen Priestertums der Getauften, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil verkündet werden sollte, da sie von der Rolle der Frauen, der Laien und der Getauften in der Sendung der Kirche überzeugt war". "Ihre Gefährtinnen sammelten einen Spendenpfennig und beteten für die Mission: Sie hatte die Bedeutung der universellen Solidarität verstanden, und für manche ist ihr Engagement eine Art Vorwegnahme der katholischen Jugendarbeit", so Catherine Masson weiter.
Ebenso wichtig sei ihr soziales Engagement gewesen, das in gewisser Weise auch die Arbeit katholischer Unternehmer wie Leo Harmel und das Rerum Novarum von Papst Leo XIII. vorwegnahm: "Pauline sah die Ausbeutung der Arbeiterklasse und dachte, dass der beste Apostel des Arbeiters der Arbeiter selbst ist. So entstand die Idee einer christlichen Fabrik, in der die Arbeiter ein menschenwürdiges Arbeitsleben führen konnten, und auch die Idee, junge Arbeiter und Arbeiterinnen auszubilden, die ihrerseits Verbesserungen an anderen Orten bewirken konnten". Doch unter Bezugnahme auf die Erfahrungen mit der Fabrik in Rustrel in der Provence stellt die Historikerin auch fest: "Pauline wird getäuscht und betrogen und will denjenigen das Geld zurückzahlen, die ihr Geld für ihr Unternehmen geliehen hatten, in das sie investiert hatte und an dem andere Investoren beteiligt waren, und wird schließlich von denen, auf die sie sich verlassen hatte, in den Bankrott getrieben“.
Der letzte Aspekt, den Catherine Masson erwähnt, ist der eines "Lebens am Fuße des Kreuzes": "Pauline wird in Armut sterben und ein Drama am Fuße des Kreuzes erleben. In einem Leben als Mystikerin, die immer in tiefer in die Nähe zu Gott eintaucht, opferte sie ihr Leiden dem Herrn auf und lebte alles, jeden Schritt, in der Wirkung der Gnade. Pauline Jaricot bittet Gott, dankt und wartet, wie es ihr geistlicher Vater sie gelehrt hat. Die Synthese ihrer Spiritualität ist das Gebet, das sie nach der Beichte spricht: Ich habe alles zu deinen Füßen gelernt, Herr; zu Füßen des Kreuzes, zu Füßen der Armen, zu Füßen des Altars, in der Eucharistie. Und ihr Gebetsleben hat auch einen ständigen Bezug zum Rosenkranzgebet, wobei sie die Jungfrau Maria als 'Mutter der Kirche' sieht, anruft und anerkennt".
Catherine Masson fasst zusammen: "Pauline Jaricot zeigt uns heute, wie alle Christen aufgerufen sind, in ihrer Zeit zu leben, in dem Kontext, in dem sie verwurzelt sind. Sie bezeugt uns den Realismus der Inkarnation, sie lehrt die Getauften, das Hier und Jetzt der Gnade Gottes zu erleben. Ihre ersten Handlungen finden bereits vor ihrem 20. Lebensjahr statt: Deshalb ist sie ein Vorbild für den Einfallsreichtum und das missionarische Engagement junger Menschen und lädt mit ihrem auf Christus gerichteten Blick alle Getauften ein, ihre Berufung zur Heiligkeit zu leben".
(PA) (Fides 21/5/2022)


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