VATIKAN - Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke: “Ein historisches Ereignis mit Blick in die Zukunft ausgehend von den Ursprüngen“

Mittwoch, 18 Mai 2022 missionarische Öffentlichkeitsarbeit   evangelisierung   päpstliche missionswerke  

Vatikanstadt (Fides) - "Diese Versammlung ist eine historisches Ereignis", so der Präsident der Päpstlichen Missionswerke, Erzbischof Dal Toso, in seiner Eröffnungsansprache bei der Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke, die derzeit in Lyon stattfindet. Die Versammlung sei historisch, weil sie in einem Jubiläumsjahr stattfinde: die Päpstlichen Missionswerke feiern das 200jährige Jubiläum der Gründung des Werkes für die Glaubensverbreitung und das 100jährige Jubiläum der Erhebung von drei Missionswerken in den Rang „Päpstlicher Werke“. Gleichzeitig wird die Seligsprechung von Pauline Marie Jaricot, der Gründerin des Werkes für die Glaubensverbreitung, in deren Heimatstadt Lyon gefeiert.
"Ich glaube, ich kann das im Namen aller hier Versammelten sagen, dass wir uns privilegiert fühlen dürfen, diesen Moment miterleben zu können, denn wir sind die Erben des großen Charismas von Pauline, das der Kirche in zwei Jahrhunderten so viel Gutes gebracht hat", betont der Erzbischof, der in diesem Zusammenhang daran erinnerte, dass der Beitrag der Päpstlichen Missionswerke über die materielle Hilfe für die Kirchen in den Missionsländern hinaus vor allem auch spiritueller Natur gewesen sei, „da sie als eine große spirituelle Missionsbewegung konzipiert wurden, die den Gläubigen die Möglichkeit bietet, ihren Glauben bewusster zu leben“.
In seinen anschließenden Überlegungen befasste sich Erzbischof Dal Toso mit drei grundlegenden Aspekten: die Lehren aus den Erfahrungen der letzten Jahre, die besondere Bedeutung der Veranstaltung der Versammlung in Lyon und das Programm der Versammlung mit der Einladung an den Sekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte, Bischof Juan Ignacio Arrieta, zu einer Reflexion über die Statuten und Regelwerke der Nationaldirektionen.
Bei der Frage, welche Lehren aus den jüngste Entwicklungen zu ziehen seien, konzentrierte sich der Erzbischof neben dem bedauerlichen Rückgang der Spenden insbesondere auch auf die positiven Dinge, die sich mit Blick auf die Zukunft, auch dank der Anpassungsfähigkeit der einzelnen Nationaldirektionen, ergeben haben. "Insbesondere haben wir gelernt, die verschiedenen Möglichkeiten, die uns die neuen Technologien bieten, mehr und besser zu nutzen", betonte Erzbischof Dal Toso und forderte dazu auf, diesen bereits vor der Pandemie eingeschlagenen Weg weiterzugehen und die Initiativen einiger Nationaldirektionen zur Durchführung von Projekten insbesondere in Zusammenarbeit mit den Päpstlichen Kindermissionswerken aufzugreifen. Als positives Beispiel erwähnte der Erzbischof die dreitägigen Exerzitien, zu der die Nationaldirektionen des amerikanischen Kontinents auf einer digitalen Plattform einluden. "Die Nutzung der Medien muss uns auch zu neuen Formen der Spendensammlung anregen", betonte der Präsident der Päpstlichen Missionswerke, der dabei auf die Schwierigkeiten der Gläubigen verwies, die Gottesdienste zu besuchen, sowie auf die zunehmende Verbreitung neuer Zahlungsmittel und der sich daraus ergebenden Gewohnheit der schwindenden Nutzung von Bargeld. Aus dieser Sicht stehe die Nutzung des Internets mit online-Spenden nicht im Widerspruch zum Charisma der Werke, sondern ermögliche es vielmehr auch die jüngeren Bevölkerungsgruppen anzusprechen. Auch die lokalen Medien, wie Radio und Fernsehen, werden von den Päpstlichen Missionswerken besonders unterstützt, um vor Ort möglichst viele Gläubige zu erreichen. Der Erzbischof würdigte auch die wachsende Zusammenarbeit zwischen den Nationaldirektionen und nannte in diesem Zusammenhang die neu gegründete Fundraising-Kommission, für deren Arbeit er Diakon Martin Brunner, der am Ende seiner Amtszeit steht, einen besonderen Dank aussprach. Der besondere Dank des Erzbischofs galt auch der Zusammenarbeit der Nationaldirektionen der Päpstlichen Missionswerke Amerikas mit der Nationaldirektion und der Bischofskonferenz von Puerto Rico bei der Vorbereitung des Amerikanischen Missionskongresses (Congreso Americano Misionero, CAM).
Erzbischof Dal Toso erwähnte als eine der besonderen Initiativen der letzten Jahre die Anwendung der von den jeweiligen Bischofskonferenzen aufgestellten Regeln zum Schutz vor Kindesmissbrauch auf die von den Missionswerken unterstützen Projekte und dankte in diesem Zusammenhang den Nationaldirektoren für ihr Engagement. Eine besondere Rolle bei der Umsetzung dieser Ziele habe auch die Generalsekretärin der Päpstlichen Missionswerke, Schwester Roberta Tremarelli, gespielt. Schließlich erinnerte der Präsident der Päpstlichen Missionswerke auch an die Initiativen der Päpstlichen Missionsunion und begrüßte deren Sekretär Pater Nguyen zu seiner ersten Generalversammlung: Auf seine Initiative wurde ein Band über die biblischen Texte zur Mission auf den Weg gebracht. Zudem wurden die vier wichtigsten Beiträge des Kongresses über die Enzyklika „Maximum Illud“ in englischer Sprache veröffentlicht, wofür Prälat Kieran Harrington ein besonderer Dank für seine Mitarbeit gilt. Nicht zuletzt wurde die Veröffentlichung eines Textes über die Mission in der östlichen Tradition veröffentlicht, die bereits von Pater Meroni initiiert worden war, dem Erzbischof Dal Toso für seinen Beitrag als Generalsekretär der Päpstlichen Missionswerke und Direktor des Fidesdienstes und des missionarischen Bildungszentrums CIAM dankte.
Der Sinn der Veranstaltung der Generalversammlung in Lyon beruhe auf einer präzisen Absicht: "Ich denke, Ausgangspunkt für uns ist die Rückbesinnung auf das Charismas der Werke: nur wenn wir das Charisma, das Pauline Jaricot empfangen hat, kennen, vertiefen und umsetzen, können wir uns erneuern", so Erzbischof Dal Toso, der in diesem Zusammenhang an die Worte von Papst Franziskus erinnerte, der dazu auffordert, bestimmte Aspekte der Päpstlichen Missionswerke zu erneuern: "Das heißt, wir müssen mit Überzeugung von dem ausgehen, was wir sind, wenn wir heute einen wirksamen Beitrag zur Kirche leisten wollen“. Dies gelte vor allem deshalb, „weil wir nicht unabhängig von dem, was wir sind, zum Leben der Kirche beitragen können, sondern gerade aufgrund dessen, was wir sind, unseren Beitrag leisten. Es geht also darum, auch physisch, in Raum und Zeit, in das Charisma einzutauchen, aus dem wir hervorgegangen sind", wie auch der auf der Website zu den Jubiläen veröffentlichte Satz besagt: "Die Zukunft liegt in den Wurzeln". Die tiefere Bedeutung des Aufenthalts in Lyon liegt also nach den Worten des Erzbischofs darin, dass "der eigentliche Grund, zu dem dann noch die Seligsprechung hinzukam, darin besteht, dass wir hier das Gründungscharisma, die Orte, die Geschichten und die Menschen kennenlernen können, die am Ursprung der Päpstlichen Missionswerke stehen. Wir können die Päpstlichen Missionswerke nicht fortführen, wenn wir uns nicht darauf besinnen, was sie ursprünglich wollten und wer ihre Gründer und Gründerinnen waren".
In der Hoffnung auf eine immer größere Verbreitung der Verehrung der neuen Seligen hob Erzbischof Dal Toso ihre besonderen Eigenschaften hervor: "Pauline bleibt auch heute noch eine vorbildliche Christin, denn sie führte ein intensives Gebetsleben, besaß Kreativität, brannte für Evangelisierung der Welt, selbst der damals kirchenfernen Welt, war beseelt von Nächstenliebe, Ausdauer und Geduld".
Bezüglich der Aufgabe der Päpstlichen Missionswerke betonte der Präsident unter Bezugnahme auf das Konzilsdekret Ad gentes: "Ich denke, wir sind aufgerufen, die Ortskirchen zu stärken, damit sie das Evangelium verkünden können. Das gilt für die Kirchen in allen Breitengraden: wir müssen die Kirchen durch pastorale Projekte und materielle Hilfe stärken, damit sie die Kirche Kraft und Motivation zur Verkündigung des Evangeliums finden. Wenn ich von der Kirche spreche, dann meine ich damit eine Gemeinschaft der Gläubigen. In diesem Sinne verweist die neue Apostolische Konstitution über die Römische Kurie auf die Päpstlichen Missionswerke als ein Instrument, um den missionarischen Geist unter den Gläubigen lebendig zu halten. Ich habe auch bei anderen Gelegenheiten gesagt, dass es unsere Aufgabe ist, den Gläubigen zu helfen, ihren Glauben in seiner missionarischen und universalen Ausprägung zu leben", und er verwies auf drei Identitätsgrundlagen: Glaube, Mission und Universalität. Zum Glauben sagte er: "Ohne Glauben kann man nicht von Mission sprechen, denn Mission ist die Reife des Glaubens. Das missionarische Engagement der Päpstlichen Missionswerke entspringt diesem Bewusstsein: Ohne einen von der Beziehung zu Christus erleuchteten Blick wird die Mission zu einer Strategie, einer Ideologie oder einem humanitären Engagement. Vielmehr will die Mission den Glauben wecken", und mit einem Zitat aus Redemptoris missio "Der Glaube wird stark durch Weitergabe“, betonte der Bischof: "Sich für die Mission zu engagieren, vertieft den Glauben. Dies geschieht durch das Gebet, das Interesse am Leben der Kirche und die Aufopferung des eigenen Leidens. Ich glaube auch, dass die materielle Spende selbst ein Zeichen des persönlichen Engagements für die Verbreitung des Glaubens ist und gleichsam ein Anreiz sein kann, das Werk der Kirche zu entdecken, die in Christus jedem Menschen helfen will“.
In Bezug auf die Mission hob Bischof Dal Toso unter Verweis auf die Botschaft zum Weltmissionssonntag 2022 und die darin bekräftigte Gültigkeit der „missio ad gentes“ eine wichtige Herausforderung hervor: "wir müssen diesen missionarischen Geist in der Kirche lebendig halten, gerade im Sinne einer Verkündigung des Evangeliums, die wir niemals als endgültig vollendet betrachten dürfen. Die Kirche darf sich niemals mit sich selbst begnügen, sondern muss immer über sich selbst hinausgehen und in diesem Sinne unter denen, die Christus nicht kennen, missionarisch sein. Gerade wegen unseres Charismas ist es unsere Aufgabe, das missionarische Anliegen, das Christus seinen Jüngern anvertraut hat, lebendig zu halten. Die Begeisterung für diesen missionarischen Impuls durch missionarische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wiederzubeleben, ist eine Herausforderung, die die Werke tief berührt und der Ortskirche hilft, die missionarische Dynamik lebendig zu halten".
Mit Bezug auf den seligen Paolo Manna betonte Erzbischof Dal Toso abschließend hinsichtlich der Universalität der Kirche: "Die universale Offenheit, d.h. ein Blick ohne Grenzen auf die ganze Welt und alle Menschen, die auf das Geschenk des Glaubens warten, ist ein Merkmal der Päpstlichen Missionswerke, das uns zum Wohl aller gegeben wurde. Die Päpstlichen Missionswerke wollen den Ortskirchen helfen, sich in einem gegenseitigen Austausch auf das zu besinnen, was sie wirklich sind: Teilkirchen innerhalb der Weltkirche. Denn niemand kann seinen Glauben allein leben". Im Hinblick auf eben diese Universalität betonte der Erzbischof die Bedeutung der Spendensammlung: "Sicherlich versucht man bei Spendenaufrufen oft, die Spende an ein bestimmtes Projekt zu binden, denn der Spender will heute wissen, wohin sein Geld fließt. Aber das Geben ohne genau zu wissen, ist ein wichtiger Aspekt des Gebens im christlichen Sinne: die Unentgeltlichkeit, d. h. das Geben ohne Bedingungen, ohne Gegenleistung, ohne Voraussetzung, einfach weil die Spende an sich wertvoll ist. Dies ist ein Element, das nicht vernachlässigt werden sollte, um den christlichen Geist des Spendens lebendig zu halten. Und neben der materiellen Spende sind das Gebet und Öffentlichkeitsarbeit konkreten Formen, die unserer Präsenz Ausdruck verleihen“.
(E.G.) (Fides 18/5/2022)


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