AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Neue Perspektiven und Zweifel im Hinblick auf die Lage in Konfliktregionen

Freitag, 6 Mai 2022

Addis Abeba (Fides) - "Orthodoxe fundamentalistische Gruppen könnten in Äthiopien möglicherweise eine neue militärische Eskalation anheizen", so ein Vertreter des Interreligiösen Rates von Äthiopien (EIRC) gegenüber Fides, der auch betont: "Angesichts von Mythen und Ideologien gibt es keine Heilmittel, und wir erleben in Äthiopien die Mythologisierung des äthiopischen Reiches und der imperialen Ideologie".
Unterdessen gilt in Äthiopien seit fünf Wochen ein von Premierminister Abiy ausgerufener Waffenstillstand, während der amerikanische Außenminister Blinken das Engagement des Premierminister für die Wiederherstellung grundlegender Dienstleistungen in der Provinz Tigray und für die Freilassung politischer Gefangener würdigte und dabei auch den Rückzug der Kämpfer der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) aus den meisten Gebieten der Amhara und Afar lobend erwähnte. Dies biete neue Perspektiven für Verhandlungen.
Gleichsam gibt es Gerüchte, dass Amhara-Extremisten einen Konflikt mit den Oromo auszulösen drohen. Nach dem Anschlag auf ein muslimisches Begräbnis in Gondar am 27. April, bei dem mindestens 20 muslimische Gläubige starben, sind die Spannungen sehr hoch. Darüber hinaus kam es während der Feierlichkeiten am Ende des Ramadam zu weiteren Zusammenstößen zwischen der Polizei und jungen Muslimen.
Solche Spannungen und die daraus entstehenden Ängste schüren deshalb die Möglichkeit eines Konflikts zwischen den Oromo und den orthodoxen Amhara-Extremisten die bereits an dem Massaker in Gada am 1. Dezember 2020 beteiligt waren. Die Militäroperationen und Zusammenstöße zwischen der Bundesarmee (ENDF) und der Oromo-Befreiungsarmee (OLA) gehen ebenfalls weiter.
„In diesem schwierigen Kontext und vor dem Hintergrund der schwerwiegenden wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und eines Anstiegs der Preise, der viele Menschen in die absolute Armut treibt", so die Quelle weiter, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, "fordert ein Teil der orthodoxen Kirche, die Oromo-Sprache in der Liturgie zu verwenden, auch wenn einige Amhara-Gruppen das nicht gut finden. Zunehmend entwickeln sich auch in der orthodoxen Kirche Ideen der Öffnung als Reaktion auf den Fanatismus extremistischer Gruppen“.
„Die Situation spitzt sich zu, und die Extremisten sind eine absolute Minderheit. Die meisten Orthodoxen bemühen sich, Zusammenstöße zu vermeiden, und arbeiten mit allen Christen zusammen", bekräftigt er abschließend.
(AP/GF) (Fides 06/05/2022)


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