AFRIKA/ÄGYPTEN - Zum 10. Todestag: Erinnerung an Patriarch Schenuda III.

Donnerstag, 17 März 2022 ostkirchen   mönchtum   theologie   Ökumene  

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Kairo (Fides) - "Er hat uns vor allem auch gelehrt, uns nicht zu beklagen, denn er hat sich nie beklagt, trotz der vielen schwierigen Momente, die er durchlebt hat", so erinnert der aus Ägypten stammende Priester Antonios Thabet von der koptisch-orthodoxen Diözese London den vor zehn Jahren am 17. März 2012 im Alter von fast 89 Jahren verstorbenen koptisch-orthodoxen Patriarchen Schenuda III.
Patriarch Schenuda hat mit seiner Gestalt, seinem Lehramt und seinem Werk das letzte Jahrhundert der Geschichte der koptisch-orthodoxen Kirche tief geprägt. Am heutigen Donnerstag, dem 17. März, feierte der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. in der Markus-Kathedrale in Kairo anlässlich des 10. Todestages einen Gottesdienst zum Gedenken an seinen Vorgänger im Beisein vieler koptischer Metropoliten und Bischöfe teilnahm. Auch zahlreiche koptischen-orthodoxen Medien würdigen Patriarch Schenuda, seinen spirituellen Lehren mit Anekdoten und Geschichten aus seiner Biografie und erinnern anlässlich des 10. Todestages zum Beispiel an seine Freundschaft mit dem großen sunnitischen Prediger Muhammad Metwalli al Shaarawy.
Der im August 1923 geborene Patriarch studierte an der Universität Kairo und anschließend am theologischen Seminar der koptisch-orthodoxen Kirche und trat als Mönch in das koptisch-orthodoxe Kloster von al Suriany in der Region Wādī al-Natrūn ein, wo er mit Aufgaben im Bereich der Bildung und der Ausbildung von Seminaristen betraut wurde.
Der Werdegang von Papst Schenuda fand im Kontext der Wiederbelebung des koptisch-orthodoxen Mönchtums und der "Sonntagsschulen" für die Katechese statt, während eine Erneuerung der gesamten Seelsorge der koptischen Kirche vorangetrieben wurde, was zum Heranreifen neuer Generationen von Mönchen und Priestern sowie zur Wiederentdeckung der koptischen theologischen und geistlichen Traditionen beitrug.
Er wurde am 14. November 1971 der 117. koptisch-orthodoxe Patriarch und war 1973 der erste koptisch-orthodoxe Patriarch, der sich nach den Spaltungen in den ersten christlichen Jahrhunderten mit dem Bischof von Rom, dem damaligen Papst Paul VI. traf. Während Schenudas Besuch in Rom unterzeichneten die beiden Kirchenoberhäupter die Gemeinsame Christologische Erklärung in dem es unter anderem heißt, dass die Kirche von Rom und die Kirche von Alexandria denselben Glauben an Jesus Christus teilen, an "Gott, der in Bezug auf seine Gottheit vollkommen ist, und der Mensch, der in Bezug auf seine Menschlichkeit vollkommen ist".
Am 3. September 1981 veranlasste der damalige ägyptische Präsident al Sadat den Hausarrest von Papst Schenuda im Anba-Bishoy-Kloster in Wādī al-Natrūn. Acht weitere Bischöfe, 24 Priester und viele prominente Mitglieder der koptischen Gemeinschaft wurden verhaftet. Sadat setzte an ihrer Stelle eine Kommission von fünf Bischöfen ein. Am 2. Januar 1985, mehr als drei Jahre nach der Ermordung Sadats, entließ der damalige neue Präsident Hosni Mubarak Papst Schenuda aus dem Hausarrest. Zurück in Kairo zelebrierte Patriarch Schenuda am darauffolgenden 7. Januar vor mehr als 10.000 Gläubigen den Weihnachtsgottesdienst.
(GV) (Fides 17/3/2022)


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