ASIEN/LIBANON - Maronitische Bischöfe bezeichnen Krieg in der Ukraine als “Kapitulation” vor der Logik der Gewalt

Freitag, 4 März 2022 mittlerer osten   ostkirchen   kriege   diplomatie   fastenzeit   geopolitik  

mospat.ru

Bkerké (Fides) - Der Krieg in der Ukraine sei eine "Kapitulation vor der Logik des Konflikts und der Gewalt" und markiere "das Scheitern aller politischen und diplomatischen Versuche, den Konflikt zu vermeiden", so die maronitischen Bischöfe, die am Donnerstag, den 3. März, zu ihrer monatlichen Sitzung im Patriarchat von Bkerké unter dem Vorsitz von Patriarch Béchara Boutros Raï zusammengekommen waren, "mit Bedauern“. Angesichts der tragischen Ereignisse in der Ukraine beteten die maronitischen Bischöfe für alle Opfer des Krieges und für die Genesung der Verwundeten. Sie bitten im Gebet um Trost für alle Betroffenen und das Erhören der Gebete, die in allen Teilen der Welt für ein Ende der Kriege und Konfliktherde in den verschiedenen Regionen der Welt, "insbesondere auch im Nahen Osten" stattfinden.
Zu Beginn der Fastenzeit laden die maronitischen Bischöfe in ihrer Botschaft alle Getauften ein, diese Zeit mit Gebet, Fasten und Taten der Nächstenliebe zu leben und "die Prüfungen zu ertragen, denen sie in dieser schwierigen Zeit ausgesetzt sind, indem sie ihren Schmerz mit den heilbringenden Leiden Christi verbinden, um sich darauf vorzubereiten, mit ihm die Freude der Erlösung und die Herrlichkeit der Auferstehung zu teilen".
Unterdessen wurde im Land bereits in der Vergangenheit vielfach Kritik an den Äußerungen er libanesische Präsident Michel Aoun geübt, der Ende März 2019 nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau öffentlich seinen Dank an Russland auch für die Unterstützung ausgedrückt, die es den christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten stets gewährt (vgl. Fides 28/3/2019 und 3/4/2019).
Der Verein „Saydet el-Jabal“ zur Förderung der Kultur des Zusammenlebens zwischen Christen und Muslimen, gab eine Erklärung ab, in der es hieß, dass "Christen nur geschützt werden können, wenn sie mit Muslimen zusammenleben, und nicht, indem sie einen zweideutigen Schutz erhalten". Farès Souhaid, der Vorsitzende von „Saydet el Jabal“, übte damit über „Twitter“ Kritik am Dank von Präsident Aoun an Putin ohne diese namentlich zu nennen.
Der syrische Christ George Sabra, Vorsitzender des regierungskritischen Bündnisses „Syrischer Nationalrat“ kritisierte Aouns Dank an Putin ebenfalls. "Die Christen im Osten, die das Christentum in die ganze Welt gebracht haben", schrieb Sabra auf seinem Twitter-Account, "brauchen niemandes Schutz. Sie sind in ihrem eigenen Land, unter den Kindern ihres Landes, mit denen sie dieselben Werte teilen".
Ähnliche Kritik an Aouns Dank für die Rolle der Russlands im Nahen Osten kam vom Drusenführer Walid Jumblatt, dem Vorsitzenden der Progressiven Sozialistischen Partei im Libanon. "Es scheint, dass einige Leute keine Lehren und Erfahrungen aus der Vergangenheit und ihren Tragödien ziehen wollen. Wir sind wieder beim Konzept der Allianz der Minderheiten angelangt, anstatt uns auf die Bedeutung der Staatsbürgerschaft und die gemeinsame Erklärung von Abu Dhabi zwischen dem Papst und dem Großimam von Al-Azhar zu konzentrieren."
(GV) (Fides 4/3/2022)


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