AFRIKA/NIGER - Dschihadistische Belagerung in ländlichen Gebieten: “Wir bleiben so lange wir etwas zu essen haben”

Dienstag, 8 Februar 2022 dschihadisten   missionare   gewalt  

Niamey (Fides) - "Wir werden bleiben, solange wir etwas zu essen haben“, mit diesen Worten zitiert der italienische Missionr Pater Mauro Armanino von der Gesellschaft für Afrikamissionen Bauern aus der Gegend von Bomoanga an der Grenze zu Burkina Faso im Hinblick auf die aktuelle Lage in der Region, aus der in der Nacht vom 17. auf den 18. September 2018 sein Mitbruder Pater Pierluigi Maccalli entführt worden war, der erst im Oktober 2020 in Mali wieder freigelassen wurde.
"Schon vor der Entführung von Pater Pierluigi Maccalli war die Region teilweise von dschihadistischen Gruppen besetzt, die überwiegend der Volksgruppe der Peul (Fulani) angehören", erklärt Pater Armanino. Die Belagerer untersagten den Einwohner seit dem letzten Jahr das Abhalten von Märkten und erlegten Bauern und Händlern ein Fortbewegungsverbot auf. Darüber hinaus wurden in einigen Gebieten improvisierte Sprengsätze angebracht, um die Menschen daran zu hindern die Dörfer verlassen. In der Region um Ngoula, die ursprünglich aus 45 Dörfern bestand, gibt es nur noch 21 bewohnte Siedlungen. Die Bewohner von 24 Dörfern sind in die besser von den Regierungstruppen geschützte Städte geflüchtet: Makalondi, Torodi und in die Stadt Ngoula selbst, die jetzt doppelt so viele Einwohner hat.
„Alle, ob Christen oder Nichtchristen, sind heute verpflichtet, die salafistische Scharia zu befolgen“, so der Missionar. „Sie haben das Tragen von verkürzten schwarzen Hosen und Bärte für Männer und Vollverschleierung für Frauen eingeführt und erheben die islamische "Zakat"- Steuer auf Waren, da ihr Geld längst aufgebraucht ist“. „Christen ist es strengstens untersagt, in der Kapelle zu beten und Kreuze zu tragen“, so Pater Armanino weiter, „Der Anbau auf den Feldern wird durch die Schwierigkeit, sich aufgrund von Bedrohungen zu bewegen, unmöglich gemacht. Die Hirseernte, ein Grundnahrungsmittel für die Bevölkerung der Region, war praktisch gleich Null, als die neuen "Herren" zur Erntezeit eintrafen“. „Familien mit schulpflichtige Kinder sind ebenfalls in relativ besser geschützte Zentren abgewandert, um den Schulunterricht fortzusetzen, der in den Dörfern schon lange geschlossen ist“, bekräftigt er.
„Wir wehren uns aus Angst, weil wir unser Land und das, was von unseren Häusern übrig ist, nicht verlassen wollen", so die verbleibenden Bauern. Um mit dem Mobiltelefon zu kommunizieren, nutzen die Menschen das Mobilfunk-Netz im benachbarten Burkina Faso, das etwa 60 Kilometer entfernt ist. „Sie beten so oft wie möglich gemeinsam in ihren Häusern, und ihre Gebete reichen weit in die Ferne“, so der Missionar abschließend. „Sie sind in die Stadt gekommen, um bei Politikern und Religionsvertretern um Nahrungsmittelhilfe zu bitten und hoffen, dass das Militär wird in der Lage sein wird, Nachschub in das Dorf zu bringen. ‚Dies ist unsere letzte Hoffnung‘, sagen die Bauern und sie werden bleiben, solange sie Nahrung haben".
(M.A.) (L.M.) (Fides 8/2/2022)


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