ASIEN/LIBANON - Johannes Paul II. und dessen Botschaft für den Libanon: Symposium sucht nach Anhaltspunkten für die Gegenwart

Freitag, 28 Januar 2022 mittlerer osten   ostkirchen   papst   sektierertum   krisengebiete   geopolitik  

Kaslik (Fides) - "Papst Johannes Paul II. und der Libanon als Botschaft". So lautet der Titel eines dreitägigen Symposiums an der „Universität des Heiligen Geistes“ in Kaslik (USEK), das am kommenden 2. Februar beginnen wird. Bei der feierlichen Eröffnung des Symposiums werden von Abt Neemtallah Hachem, dem Generaloberen des libanesischen Maronitenordens, Farid el Khazen, libanesischer Botschafter beim Heiligen Stuhl, und Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten des vatikanischen Staatssekretariats, die Teilnehmer begrüßen.
Seit Wochen berichten Medien im Libanon und in der übrigen Welt über die Teilnahme des hohen Vertreters des Vatikans an der Konferenz. Mit Blick auf die Inhalte und die Organisatoren des Symposiums sowie die aktuelle Lage im Gastland hat das Symposium im Kontext der dramatischen historischen Phase, die der Libanon durchläuft, eine wichtige "strategische" Bedeutung.
Das Symposium befasst sich mit der Geschichte des Libanon, ausgehend von den Beziehungen zwischen dem Papst Johannes Pauls II. und dem Land der Zedern, wobei der Schwerpunkt auf dem nachsynodalen Apostolischen Schreiben "Eine neue Hoffnung für den Libanon" liegt, das Papst Wojtyla am 10. Mai 1997 in Beirut anlässlich seines Besuchs im Libanon unterzeichnete.
Im Jahr 2022 jährt sich die Veröffentlichung dieses wichtigen Apostolischen Schreibens zum 25. Mal. Angesichts der allgemeinen Verwirrung und Ungewissheit der Gegenwart und mit Blick auf die institutionelle Lähmung und die akute Wirtschaftskrise, suchen die Patriarchen und Bischöfe der katholischen Kirchen nach Bezugspunkten in der Vergangenheit. Deshalb soll der 25. Jahrestag der Unterzeichnung des päpstlichen Dokuments hervorgehoben werden, das in einer Zeit der Hoffnung entstand, als der Libanon nach den grausamen Jahren des Bürgerkriegs eine stabile Phase der Wiedergeburt zu erleben schien.
"Der Libanon", schrieb Johannes Paul II. am 7. September 1989, als der Bruderkrieg noch andauerte, an die katholischen Bischöfe des Libanon, "ist mehr als ein Land: Er ist eine Botschaft der Freiheit und ein Beispiel des Pluralismus für den Osten und den Westen". Dies hallt auch im Titel des bevorstehenden Symposiums wider, der die Suche der Verantwortlichen der lokalen katholischen Gemeinschaften nach einem Kompass verdeutlicht, der sie in der verwirrenden und beunruhigenden Gegenwart leiten kann.
Die zahlreichen Redner, von denen viele aufgrund ihres Alters auch persönliche Erinnerungen an die tragische Zeit des Bürgerkriegs haben. Ihre Beiträge werden im Rahmen von insgesamt vier Sitzungen den historischen Weg des Libanon sowie auf die Besonderheiten der islamisch-christlichen Beziehungen im Land der Zedern erläutern. In der vierten und letzten Sitzung werden sie versuchen, die Formel der "Libanon-Botschaft" von Papst Johannes Paul II. mit den aktuellen Perspektiven zu verknüpfen, die sich aus dem Dokument über die Brüderlichkeit der Menschen ergeben, das am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi von Papst Franziskus und dem sunnitischen Scheich Ahmed al Tayyeb, Großimam der Al Azhar, unterzeichnet wurde.
Die Universität des Heiligen Geistes, Sitz und Träger des Symposiums, ist ein Athenäum des libanesischen Maronitenordens, und spielt eine wichtige Rolle für die maronitische Identität, insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt der theologischen Studien. Kaslik liegt in unmittelbarer Nähe des Sitzes des maronitischen Patriarchen und wurde in den Jahren des Bürgerkriegs auch zu einer militärischen Verteidigungsbasis im von sektiererischen Unruhen zerrissenen Libanon.
(GV) (Fides 28/1/2022)


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