ASIEN/IRAK - Nach Kritik aus der Diaspora: Chaldäisches Patriarchat verteidigt arabische Übersetzung des Messbuchs

Dienstag, 25 Januar 2022 ostkirchen   mittlerer osten   liturgie   islam   zweites vatikanisches konzil  

Bagdad (Fides) - Der Gebrauch der arabischen Sprache in den liturgischen Feiern der chaldäischen Kirche sei kein „Verrat“ an der Tradition sondern entspreche der missionarischen Berufung, den Menschen der Gegenwart das Heil Christi zu verkünden. Dies betont der chaldäische Patriarchat im Hinblick auf die in Kreisen der chaldäischen Diaspora laut gewordene Kritik an der von Patriarch Louis Raphael Sako und den chaldäischen Bischöfen initiierten Aktualisierung der Liturgie, die auch zur Veröffentlichung einer arabischen Übersetzungen des Messbuchs geführt hat.
In einer über die Medien verbreiteten Mitteilung weist das chaldäische Patriarchat darauf hin, dass die ständige Anpassung der Liturgie an die Erfordernisse der Zeit seit jeher den Weg der katholischen Kirche kennzeichnet und auch von den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils verbindlich vorgeschlagen wurde. Aber einige "Superchaldäer", heißt es in der Verlautbarung des Patriarchats, "sind sich wohl noch nicht bewusst, dass sich die Welt verändert hat, dass viele Chaldäer selbst weder Syrisch noch Chaldäisch können" und dass auch viele Nichtchristen (einschließlich einer wachsenden Zahl von Muslimen) Interesse an den Liturgien der chaldäischen Kirche zeigen "und das Recht haben zu verstehen, was sie hören".
Die kirchliche Autorität - so das chaldäische Patriarchat weiter – „weiß zwischen den ursprünglichen wesentlichen Daten der chaldäischen Liturgie und den künstlichen Elementen, die im Laufe der Geschichte hinzugefügt wurden, zu unterscheiden“. Das Kriterium sei dabei immer, den Menschen den Reichtum des liturgischen Erbes in einer Sprache zu vermitteln, die sie verstehen können. „Diejenigen, die sich gegen eine Aktualisierung der liturgischen Formen aussprechen, sind manchmal nicht wirklich mit dem Ursprung der Riten, der Theologie, die sie ausdrücken, und dem reichen Schatz, den sie für die Heiligung und das Heil der Seelen darstellen, vertraut“, betont das Patriarchat.
Patriarch Sako hatte bereits in der jüngsten Vergangenheit die Gründe dargelegt, die ihn und die chaldäischen Bischöfe dazu veranlassten, den Prozess der Aktualisierung der Liturgie einzuleiten (vgl. Fides vom 15.10.2021), Die Liturgie - so hatte der irakische Kardinal in seiner Begründung betont – sei keine „Show", sondern "der stärkste Ausdruck des lebendigen Glaubens der Kirche", das Werk Christi selbst, der alle dazu "aufruft, uns in sein Ostergeheimnis einzufügen". „Gerade der intime Charakter des liturgischen Handelns", betonte der Patriarch, "legt die elementaren Kriterien für eine authentische Erneuerung der liturgischen Praxis nahe“. Eine "Aktualisierung", die nur erreicht werden könne, wenn man im Rahmen der Tradition bleibt, die niemals "Nostalgie für die Vergangenheit" sein dürfe, sondern die Kirche auf ihrem Weg durch die Geschichte "weiterführt".
Wie der große Theologe Jean Corbon, ein leidenschaftlicher Kenner des östlichen Christentums und der arabischen Kirchen, feststellte, wird bei jeder authentischen liturgischen Erneuerung im Sinne der Tradition "das Geheimnis der Quelle gefunden und wiederholt: Sie ist immer dieselbe, aber das lebendige Wasser, das aus ihr fließt, ist immer neu".
(GV) (Fides 25/1/2022)


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