AFRIKA/SÜDSUDAN - Kriegsverbrechen: Schwedische Ölgesellschaft muss sich vor Gericht verantworten

Mittwoch, 1 Dezember 2021 wirtschaft   kriegsverbrechen   menschenrechte  

Juba (Fides) - "Es ist ermutigend zu wissen, dass die schwedischen Behörden beschlossen haben, den Ölkonzern Lundin Energy wegen seiner Rolle während des Bürgerkriegs vor Gericht zu stellen", sagen die im Rat der Kirchen des Südsudan (SSCC) versammelten Leiter der verschiedenen christlichen Konfessionen des Südsudan übeer die Entscheidung der schwedischen Staatsanwaltschaft, die am 11. November beschlossen hat, gegen den multinationalen Konzern mit Sitz in Schweden, der an vielen Orten der Welt tätig ist, vorzugehen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ist das Unternehmen der "Beihilfe zu Kriegsverbrechen" schuldig, die zwischen 1999 und 2003 begangen wurden. Zu den Unterzeichnern des Dokuments der Religionvertreter gehört auch Erzbischof Stephen Ameyu, von Juba der auch Vizepräsident des SSCC ist.
Laut einem Bericht, der 2010 von der PAX-Bewegung (ehemals "Pax Christi") für die „European Coalition on Oil in Sudan (ECOS)“ veröffentlicht wurde und in der Folge durch zahlreiche Zeugenaussagen bestätigt wurde, haben drei internationale Ölunternehmen, darunter Lundin Enertgy, Verträge für die Erkundung von Gebieten und die Förderung von Öl im Südsudan unterzeichnet, die einen "schrecklichen Krieg in der gesamten Region" ausgelöst haben.
Die Unternehmen baten die Regierung in Khartum (damals, in der Zeit zwischen 1999 und 2003, war der Südsudan noch nicht unabhängig, Anm. d. Red.), große Gebiete freizugeben, die Sicherheit der Einrichtungen und der Arbeiter um jeden Preis zu gewährleisten, wohl wissend dass dies - da ein schrecklicher Krieg herrschte - Übergriffe auf die Zivilbevölkerung, Massenvergewaltigungen, Folter und Entführungen, auch von Kindern, nach sich ziehen würde. Tausende von Menschen starben in dieser Zeit, andere waren gezwungen zu fliehen.
„Ich bin seit vielen Jahren im Gebiet der Diözese Malakal tätig", berichtet die italienische Comboni-Missionsschwester Elena Balatti, "wo sich die Ölgebiete des Südsudan befinden. Das Gebiet der Diözese umfasst den Staat Unity, in dem in den 1980er Jahren die Erdölförderung begann. Ich erinnere mich sehr gut an die Erzählungen der damaligen Nuer-Bevölkerung, die von der Situation buchstäblich überrascht war, weil die Menschen keine Ahnung hatten, was Öl ist und wofür es gebraucht wird. Die Exploration wurde in den 1990er und frühen 2000er Jahren fortgesetzt. Die Regierung in Khartum beschloss, dies selbst zu tun, und als das Öl gefunden war, verlangte sie, dass die Regionen geräumt werden, damit die Unternehmen über das Land frei verfügen und die Infrastruktur errichten konnten. Den Menschen wurde in völliger Unkenntnis mitgeteilt, dass sie ihre Häuser, Felder und ihr Vieh verlassen müssten, weil die Regierung mit den Arbeiten beginnen müsse. Natürlich gab es Unruhen, die blutig niedergeschlagen wurden, und es kam zu Umsiedelungen“.
Die Spannungen verschlimmerten das Leiden von Hunderttausenden von Zivilisten, die seit Jahren unter dem Konflikt und der Instabilität litten, und führten vor dem Hintergrund der allgemeinen Gewalt zu einer Verschärfung der Situation. "Es ist gut, dass eine Untersuchung eingeleitet worden ist“, so die Ordensfrau, „Wenn die schwedische Regierung so weit geht, eine Untersuchung einzuleiten und formelle Anschuldigungen gegen ein Unternehmen zu erheben, bedeutet dies, dass es Beweise dafür gibt, dass Lundin zumindest nachlässig war und die Menschenrechte missachtet hat. Die Regierung hat damals schreckliche Verbrechen begangen, so dass sich Lundin, wie auch andere Unternehmen, darunter das kanadische Unternehmen Talisman (das später auf Druck der kanadischen Zivilgesellschaft, die keine Komplizenschaft in einem Kriegsgebiet zulassen wollte, zum Rückzug gezwungen wurde, Anm. d. Red). Zu den Verbrechen, für die das Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden wird, gehören auch Umweltverbrechen. In den letzten Jahren sind verdächtige Krankheiten und Todesfälle bei Menschen und Tieren aufgetreten, und auch die Regierung hat schließlich beschlossen, Untersuchungen über die Umweltauswirkungen der Ölförderung in diesem Gebiet einzuleiten“.
(LA) (Fides 1/12/2020)


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