AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - „Erinnert euch an den Eid des Hippokrates: lasst es den Kranken nicht an Pflege fehlen“. Appell des Erzbischofs von Kinshasa, Kardinal Etsou, an die streikenden Ärzte in den kongolesischen Krankenhäusern

Montag, 12 Juni 2006

Kinshasa (Fidesdienst) - „Es ist euer legitimes Recht, für eure wertvollen Dienste an den Kranken ein würdiges und angemessenes Gehalt zu fordern“, so der Erzbischof von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, Kardinal Frédéric Etsou, am vergangenen Mittwoch in einem Schreiben an die Ärzte der kongolesischen Krankenhäuser, die seit über einem Monat im Rahmen von Streiks eine bessere Bezahlung fordern.
Der Kardinal bringt sein Verständnis für die Forderungen der Streikenden zum Ausdruck, bittet sie jedoch gleichsam, sich an den Eid des Hippokrates zu erinnern, den jeder Arzt leistet, bevor er seinen Beruf antritt: „Als euer geistlicher Begleiter möchte ich euch bitten, euren Dienst in den Krankenhäusern ohne Verzögerungen wieder aufzunehmen“.
In seinem Schreiben stellt Kardinal Etsou auch ein persönliches Treffen mit den Obrigkeiten des Landes in Aussicht, die er darum bitten möchte, ihre Verantwortung bei der Lösung des Problems zu übernehmen. „Unsere politischen Obrigkeiten handeln nicht so, wie sie es sollten und halten sich nicht an die Verpflichtungen, die sie euch gegenüber haben“, so der Erzbischof von Kinshasa an die streikenden Ärzte.
Der Streik der Krankenhausärzte begann vor einem Monat in Kinshasa und weitete sich von dort aus während der vergangenen Woche auf viele andere Städte des Landes aus. Die Ärztegewerkschaften fordern Verträge für 333 neuangestellte Ärzte in den psychiatrischen Landeskliniken, die bisher noch keinen regulären Arbeitsvertrag besitzen und deshalb für ihre Arbeite auch nicht bezahlt werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft Gehaltserhöhungen und Auszahlungen von noch ausstehenden Gehältern für die Ärzte mit Verträgen in staatlichen Krankenhäusern, von denen einige seit 14 Monaten nicht bezahlt werden. Ein Arzt verdient in der Demokratischen Republik Kongo zwischen 18.000 und 25000 kongolesischen Francs je nach Spezialisierung und Alter (umgerechnet zwischen 42 und 59 US Dollar). Dabei weisen die Gewerkschaften auch auf die Dringlichkeit der geforderten Maßnahmen hin, um zu verhindern, dass die Ärzte aus den staatlichen Einrichtungen abwandern und besser bezahlte Arbeitsstellen in den Privatkliniken des Landes oder im Ausland annehmen, insbesondere in Südafrika, Lesotho und Botswana.
Die Demokratische Republik Kongo befindet sich derzeit in einer sehr delikaten Phase im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen, die für Ende des Monats vorgesehen sind. Mit der bevorstehenden Wahl geht eine Zeit des Übergangs zu Ende, die mit den Friedensvereinbarungen im Jahr 2000 begann. (LM) (Fidesdienst, 12/06/2006 - 35 Zeilen, 395 Worte)


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