AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Apostolischer Vikar von Hosanna bittet um das Gebet: „Wir müssen uns um Frieden bemühen“

Samstag, 6 November 2021 kriege   gewalt   bügerkrieg  

Addis Abeba (Fides) - "Ich bin zutiefst betrübt über all das, was in der Region Tigray und in den angrenzenden Regionen Amhara und Afar geschieht, auch wenn es im ganzen Land seit mindestens einem Jahr Unruhen gibt, die jetzt in dramatischer Weise ausgeartet sind", so Bischof Seyoum Fransua Noel, Apostolischer Vikar von Hosanna und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Äthiopien, gegenüber Fides. "Wenn es einen Konflikt gibt, sind die Opfer die Armen, und es muss ein Dialog zwischen den Parteien stattfinden, um das soziale Gleichgewicht wiederherzustellen. Krieg ist sinnlos, die Menschen leiden sehr, es ist notwendig, dass man sich um Frieden und Sicherheit bemüht", so der Apostolische Vikar von Hosanna. Der Bischof ruft zum Gebet auf: „Wir sollten mehr beten, einen Dialog mit Gott führen, der wahre Frieden kommt nur von Gott, ich bitte alle, für uns in dieser Situation zu beten".
Ein Jahr nach Ausbruch des Krieges in Tigray herrscht in der Region Chaos und die Führung von Premierminister Abyi scheint am seidenen Faden zu hängen. Bis vor wenigen Monaten galt dieses große afrikanische Land als vorbildlich. Als Sitz der Afrikanischen Union, als Zentrum politischer Stabilität in einer der "heißesten" Regionen der Welt, als Land mit einer schnell wachsenden Wirtschaft und einem Staatsoberhaupt, das für die Erleichterung der internationalen Zusammenarbeit, die Versöhnung mit dem Nachbarland Eritrea und die Einleitung wichtiger Reformen mit dem Friedensnobelpreis 2019 ausgezeichnet wurde.
Beobachtern zufolge scheint dieses Image nun in nur 12 Monaten verloren zu sein. Am 3. November 2020 beendete die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) nach Wahlen, die ohne Zustimmung der Regierung in Adis Abeba abgehalten worden waren, jegliche Verbindungen zum Rest des Landes und übernahm die Kontrolle über die Region, nachdem sie Waffen und staatliche militärische Einrichtungen beschlagnahmt hatte. Der äthiopische Premierminister Abiy aus der ethnischen Gruppe der Oromo (der Mehrheitsgruppe in Äthiopien, die seit jeher wegen angeblicher Diskriminierung mit der Zentralregierung verfeindet war) und Führer einer christlichen Pfingstgemeinde in einem Land mit orthodoxer christlicher Mehrheit, schickte sofort Truppen in die Region und löste eine militärische Eskalation aus, wobei er interne und externe Stimmen ignorierte, die ihm zum Dialog rieten.
Nach und nach wurde der Norden des Landes in eine schwere humanitäre Krise gestürzt: Tausende Tote unter den Soldaten beider Seiten und vor allem unter der wehrlosen Zivilbevölkerung; Massaker, Gemetzel, Massenvergewaltigungen, Plünderungen und Verstümmelungen unschuldiger Zivilisten; 5,2 Millionen Einwohner (von etwa 6,5) befinden sich in einem Zustand dramatischer Nahrungsmittelknappheit, während die Zahl der Binnenflüchtlinge 2,1 Millionen beträgt (zu denen noch mehr als 60.000 Flüchtlinge hinzukommen, die in den Sudan geflohen sind). In der Zwischenzeit hat sich der Konflikt auf die Regionen Afar und Amhara ausgeweitet.
Für die Wirtschaft des Landes hat der Krieg einen Zusammenbruch bedeutet. Die Militärausgaben sind innerhalb eines Jahres auf mehr als 500 Millionen Dollar gestiegen, und Investoren, die Äthiopien bis Ende 2019 als ideales Ziel ansahen, haben das Land verlassen. Die Aufgabe von Land, Weideland und Viehbestand in vielen vom Krieg betroffenen Gebieten und wiederkehrende Hungersnöte haben zu einer Situation der Armut geführt, während das Wirtschaftswachstum von 10-11 % in der Vorkriegszeit auf 2 % im Jahr 2021 gesunken ist.
In der Zwischenzeit eroberten die Separatisten der TPLF die Städte Dessie und Kombolcha, zwei nur 400 km von Addis Abeba entfernte Städte, und kündigte außerdem die baldige Einnahme von Kemise an. Die Oromo-Befreiungsarmee (OLA), seit August ein Verbündeter der TPLF, erklärte, die Einnahme der Hauptstadt sei "eine Frage von Monaten, wenn nicht Wochen".
Premierminister Abiy rief seine Mitbürger auf, sich gegen den "verräterischen Feind des Volkes" aufzulehnen und zu den Waffen zu greifen, um die feindlichen Einheiten zurückzudrängen. Gerüchte in der lokalen Presse über eine mögliche Rückkehr zu milderen Tönen und an den Verhandlungstisch wurden bisher nicht bestätigt. Der Premierminister erklärte kürzlich in einem offiziellen Statement: "Die TPLF trägt die volle Schuld: Es waren die Terroristen der Tigrinya, die den Krieg ausgelöst haben".
(EG-LA) (Fides 6/11/2021)


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