AFRIKA/D.R. KONGO - Missionar warnt vor Zuspitzung der Instabilität in der Region Kivu

Freitag, 5 November 2021 gewalt   missionare  

Kinshasa (Fides) - "In den Regionen des Nordostens ist die Lage dramatisch, wenn nicht sogar schlimmer als noch vor einigen Monaten. Die Nachrichten, die wir haben, sind sehr schlecht und es ist keine Besserung zu erkennen. Seit Mai wurde also der Belagerungszustand ausgerufen und damit alle politischen Autoritäten unterdrückt, d.h. das Militär hat das Sagen. Die Zahl der Todesopfer ist gestiegen, die Straßen sind unsicher und über weite Strecken unpassierbar, Autos und Lastwagen werden verbrannt oder zerstört und Entführungen nehmen zu. Aus Bukavu erfahren wir, dass ausländische Soldaten einmarschieren, die, wie inzwischen bekannt ist, das gesamte Gebiet von Nord- und Süd-Kivu instabil machen“, so Pater Gaspare Di Vincenzo, der seit vier Monaten als Comboni-Missionar in Kinshasa tätig ist, wo er als Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke für die missionarischen Initiativen der Erzdiözese verantwortlich ist. Nach jahrelangem Dienst in den nordöstlichen Regionen der Demokratischen Republik Kongo verfolgt der Missionar die Situation in dieser gemarterten Region weiterhin mit Besorgnis.
„Wir leben in einem Zustand ständiger Unsicherheit", sagt Pater Di Vincenzo, "und ich glaube, dass wir kurz vor der Zersplitterung der gesamten Kivu-Region stehen, von der schon so lange gesprochen wird. Alles deutet darauf hin, dass es eine Teilung nach dem Vorbild des Balkans geben wird. In der Zwischenzeit ist das Schweigen des Präsidenten und der gesamten Regierung zu den Massakern und dem Krieg in Kivu und Ituri beunruhigend. Kein Wort, keine Erklärung, nicht einmal ein Tag der Trauer. Und wenn Menschen weiterhin schweigen, obwohl sie so wichtige Positionen innehaben, machen sie sich mitverantwortlich“.
Die tragische Situation wird auch durch das Verhalten der Soldaten der UN-Interventionstruppe (MONUSCO), die eigentlich zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Vermittlung eingesetzt wurde, kompliziert. Die Blauhelme, die bei einem großen Teil der örtlichen Bevölkerung wegen ihrer Ineffizienz und ihres mangelnden Eingreifens inzwischen unbeliebt sind, wurden kürzlich in einem Bericht einer von der WHO eingesetzten externen Untersuchungskommission sogar beschuldigt, sexuellen Missbrauch an der Zivilbevölkerung begangen zu haben. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum zwischen 2018 und 2020, also auf Jahre, in denen die Bevölkerung neben dem anhaltenden Konflikt auch mit Ebola zu kämpfen hatte. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Misshandlungen in den folgenden Monaten bis heute fortgesetzt wurden. Die von der Untersuchungsstelle vorgelegten Beweise haben die Europäische Union davon überzeugt, die für Entwicklungsprojekte bestimmten 20,7 Millionen Euro vorübergehend auszusetzen.
Der Missionar sagt dazu: "Die Menschen vertrauen den Soldaten der MONUSCO aus vielen Gründen nicht mehr. Selbst in Bezug auf die Massaker und Gewalttaten verteidigen sie sich mit dem Hinweis, dass sie im Besitz von Drohnenaufnahmen ist und bereit ist, im Falle eines Prozesses Beweise vorzulegen. Aber wer kann mit Sicherheit sagen, dass ein solcher Prozess stattfinden wird? Und wenn ja, wann? Worauf wartet man, und welche weiteren Beweise braucht man angesichts der Tatsache, dass Mord und Gewalt jeden Tag stattfinden? Auch in diesem Fall kann man von mitschuldigem Schweigen sprechen“.
(LA) (Fides 5/11/2021)


Teilen: