ASIEN/INDIEN - Bundesstaat Karnataka: Bischöfe äußern sich besorgt über geplantes Antikonversionsgesetz

Freitag, 24 September 2021 konversion   religiöse minderheiten   christentum   bischöfe  

Bangalore (Fides) - Die zehn katholischen Bischöfe des südindischen Bundesstaates Karnataka äußerten sich besorgt gegenüber dem Premierminister des Bundesstaates, Basavaraj Bommi, im Hinblick auf ein geplantes Gesetz, das religiöse Bekehrungen im Bundesstaat verbieten soll. Zusammen mit einer Delegation, die am 22. September mit dem Premierminister zusammentraf, legte Erzbischof Peter Machado von Bangalore ein Memorandum zu verschiedenen Themen vor, die das Leben der Christen in Karnataka betreffen. Erzbischof Machado zufolge ist das Heraufbeschwören des Schreckgespensts der so genannten "Zwangskonvertierung" schädlich und unnötig, weshalb die katholische Kirche ihre Enttäuschung drüber zum Ausdruck brachte.
Die christliche Glaubensgemeinschaft unterhält in diesem Bundesstaat Hunderte von Schulen, Hochschulen und Krankenhäusern in verschiedenen Diözesen. Und Millionen von Studenten besuchen Bildungseinrichtungen, die von Christen geleitet werden. Millionen von Menschen profitieren von diesen Einrichtungen. „Keinem von ihnen", so betonten die Bischöfe, "wird geraten, das Christentum anzunehmen. In einigen Fällen mag das vorgekommen sein, aber diese wurden überproportional aufgebauscht“, sagte Erzbischof Machado. "Das Antikonversionsgesetz zielt darauf ab, das Christentum zu diffamieren", betonte der Erzbischof. Tatsächlich übernimmt die christliche Gemeinschaft die volle moralische Verantwortung, sich nicht auf erzwungene einzulassen: "Wir zwingen niemanden", sagte er.
In dem Memorandum an den Premierminister weisen die Bischöfe darauf hin, dass jedes Antikonversionsgesetz "Probleme in den Beziehungen zwischen den Gemeinschaften und unnötige Unruhen" verursachen und zu kontroversen Aussagen und Reaktionen führen könnte, die Gesellschaft und die Religionsgemeinschaften in Aufruhr versetzen.
Am 21. September brachte Goolihatti Shekhar, Mitglied des Parlements des Bundesstaates und der hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP), das Thema zur Sprache: "Evangelikale christliche Missionare führen in meinem Wahlkreis Hosadurga eine zügellose Kampagne zur religiösen Bekehrung durch. Sie haben etwa 20.000 Hindus zum Christentum bekehrt". Der Sprecher der gesetzgebenden Versammlung, Visheshwara Hegde Kageri, sagte daraufhin, dass viele Bundesstaaten in Indien bereits Gesetze zur Eindämmung religiöser Konversionen erlassen hätten und schlug vor, dass Karnataka ein ähnliches Gesetz erlassen könnte. In der Debatte sagte Innenminister Araga Jnanedra, die Regierung von Karnataka werde sich mit entsprechenden Gesetze in anderen Bundesstaaten befassen und eine eigene Version erarbeiten. Die Landesregierung beabsichtige, die Angelegenheit zu untersuchen, um religiösen Bekehrungen durch Gewalt und andere Anreize ein Ende zu setzen, sagte er.
Die indische Verfassung sieht vor, dass die Bürger die Freiheit haben, “sich zu einer Religion zu bekennen, sie zu praktizieren und zu verbreiten". Allerdings haben mehrere Bundesstaaten in der Indischen Föderation Gesetze oder Verordnungen eingeführt und erlassen, um religiösen Konversionen zu unterbinden oder sie zu verbieten: dazu gehören Odisha, Uttar Pradesh, Arunachal Pradesh, Chhattisgarh, Gujarat, Jharkhand, Himachal Pradesh, Madhya Pradesh und Uttrakhand.
Karnataka wird von der BJP-Partei regiert, deren Mitglieder und Politiker religiösen Minderheiten gegenüber feindselig eingestellt sind. Nach einer in der BJP weit verbreiteten Ideologie (der so genannten "Hindutva") möchten Teile der Partie Indien sogar von einem säkularen Land in einen theokratischen Hindu-Staat verwandeln.
(SD-PA) (Fides 24/9/2021)


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