ASIEN/PAKISTAN - Missbrauch des Blasphemieparagraphen: Christin aus Islamabad seit Juli in Haft

Dienstag, 31 August 2021 blasphemie   religiöse minderheiten   religionsfreiheit  

Islamabaad (Fides) – Die Christin Shagufta Kiran aus Islamabad wurde a am 29. Juli von der Federal Investigation Agency (FIA) festgenommen, weil sie angeblich per WhatsApp eine Nachricht mit blasphemischen Inhalt verschickt haben soll. Wie die Organisation "Centre for Legal Aid Assistance & Settlement" (CLAAS) nun berichtet, befindet sich immer noch in Haft.
Der Ehemann von Shgufta, Rafique Masih, berichtet, bewaffnete Agenten hätten eine Razzia in seinem Haus durchgeführt und seine Frau und seine beiden Kinder verhaftet, die sie beschuldigten gegen das Blasphemiegesetz verstoßen zu haben, indem sie eine WhatsApp-Nachricht mit blasphemischem Inhalt weitergeleitet hätten. "Sie haben sich gewaltsam unserer Telefone, Computer und anderer Wertgegenstände bemächtigt“, beklagt er. „Sie haben Shagufta und meine beiden Kinder ohne vorherige Information oder Haftbefehl mitgenommen. Sie brachten meine Frau und meine Kinder auf die Polizeiwache und klagten sie nach den Paragraphen 295-A und 295-B des pakistanischen Strafgesetzbuches (dem so genannten Blasphemiegesetz) an, ließen meine Kinder aber später wieder frei".
Rafique Masih und seine Kinder flohen nach Drohungen aus Islamabad und zogen an einen sicheren Ort. Der Rekonstruktion zufolge wurde Shagufta verhaftet, weil sie einer WhatsApp-Gruppe angehörte, in der eine andere Person aus der Gruppe angeblich eine blasphemische Nachricht teilte, die Shagufta an andere Personen weiterleitete, ohne sie zu lesen oder die Konsequenzen zu kennen. "Shagufta wusste nichts von dem Beitrag, sie war nicht einmal die Verfasserin des fraglichen Beitrags, aber sie wurde beschuldigt, ihn verbreitet zu haben", erklärte Rafique.
"Dies ist nicht das erste Mal, dass jemand beschuldigt wird, eine Textnachricht oder einen Beitrag in den sozialen Medien geteilt zu haben. Die Verursacher solcher Nachrichten sollten ausfindig gemacht und strafrechtlich verfolgt werden. Nun beginnt für Shagufta Kiran ein jahrelanger juristischer Leidensweg, bis er seine Unschuld beweisen kann“, so Nasir Saeed, Direktor von CLAAS, zum anhaltenden Missbrauch des Blasphemieparagraphen.
Saeed erinnert in diesem Zusammenhang auch an die Geschichte des christlichen Ehepaars Shafqat Emmanuel und Shagufta Kausar, die kürzlich nach sieben Jahren Haft freigelassen wurden (vgl. Fides 4/6/2021). Die beiden wurden wegen angeblicher Blasphemie durch eine als blasphemisch eingestufte Textnachricht zum Tode verurteilt. Anfang Juni hob das Oberste Gericht von Lahore das 2014 gegen sie verhängte Todesurteil auf und erkannte die gegen sie gerichtete Intrige an, nachdem festgestellt wurde, dass die beiden Analphabeten sind und keine Textnachrichten persönlich geschrieben haben können. Es wurde jedoch nicht ermittelt, wer diese Nachrichten verfasst, so dass der Missbrauch des Gesetzes auch in ihrem Fall ungestraft bleibt.
In den letzten Tagen erreichten die beiden dank des Engagements ihres Verteidigers, des Muslims Saif-ul Malook (der auch der Anwalt im Fall Asia Bibi war), wohlbehalten die Niederlande in Europa.
Im April nahm das Europäische Parlament eine Resolution zugunsten von Shagufta Kausar und Shafqat Emmanuel an, in der es Pakistan aufforderte, Religionsfreiheit zu garantieren, und die EU-Behörden aufforderte, Handelsabkommen mit Pakistan auf die Achtung der Rechte und Freiheiten des Einzelnen hin zu überprüfen.
(PA) (Fides 31/8/2021)


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