VATIKAN - Pater Jeyaraj: “Der Weg zum Frieden führt über Gerechtigkeit und Überwindung von Ungleichheit”

Samstag, 28 August 2021 evangelisierung   fratelli tutti   frieden   gerechtigkeit  

Vatikanstadt (Fides) - "Die Bedeutung der Brüderlichkeit begreift man vor allem, wenn man den Schrei derer hört, die in Situationen leben, in denen es diese Brüderlichkeit nicht gibt, d.h. der Armen, der Bedürftigen, der Opfer von Kriegen, Verfolgung und Ungerechtigkeit von ganzen Völkern, die Sicherheit, Frieden und gemeinsames Zusammenleben verloren haben. Der Weg der Brüderlichkeit verlangt von uns, dass wir uns Fragen stellen, die alles andere als trivial sind, die dieser Schrei aufwirft und mit denen sich unsere unruhige Welt bereits konfrontiert sieht", so Pater Xavier Jeyaraj (SJ), Direktor des Sekretariats für soziale Gerechtigkeit und Ökologie der Gesellschaft Jesu, im Rahmen eines Webinars mit dem Titel "Zugang zu Rechten und Achtung der Menschenwürde" am 31. Juli (vgl. Fides 31/07/2021).
Ausgehend von den Enzykliken "Laudato si'" und "Fratelli tutti" von Papst Franziskus nennt Pater Xavier Jeyaraj in seinem Beitrag einige entscheidende Punkte zur Förderung öffentlicher Maßnahmen, Programme und Initiativen, die dazu beitragen, eine echte Bildung für Frieden, Menschenwürde, authentische und integrative Entwicklung aufzubauen. „Die Kultur der Begegnung", so der Jesuit, "verlangt, dass die menschliche Person in den Mittelpunkt allen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Handelns gestellt wird: Um auf dem Weg zu sozialer Freundschaft und universeller Brüderlichkeit voranzukommen ist es unerlässlich, sich bewusst zu machen, wie viel ein Mensch wert ist, wie viel eine Person wert ist, immer und unter allen Umständen". In Gesellschaften, die bestimmte Personengruppen ignorierten oder an den Rand drängten, müsse man in der Lage sein, "mit einem neuen Traum von Brüderlichkeit und sozialer Freundschaft zu antworten, der sich nicht auf Worte beschränkt… nicht im Sinne einer Ausflucht, die uns den Kontakt zur Realität verlieren lässt, oder eines utopischen Trostes angesichts einer harten Realität zu verstehen ist, sondern im Sinne dessen, was Papst Franziskus als eine Vision bezeichnet, die fähig ist, Orientierung zu geben, die Richtung des Weges aufzuzeigen, den Wandel zu motivieren".
In der heutigen Welt gebe es viele Formen der Ungerechtigkeit eines auf Profit basierendes Wirtschaftsmodells, das nicht zögere, den Menschen auszubeuten: "Während ein Teil der Menschheit im Überfluss lebt", so Pater Jeyaraj, "sieht ein anderer Teil seine eigene Würde verleugnet, verachtet oder in seinen Grundrechten mit Füßen getreten. Die Würde der Person ist daher der wahre, nicht verhandelbare Wert".
Dazu müsse insbesondere ein universelles „Wir“-Gefühl geschaffen werden, das auch tief im katholischen Glauben verwurzelt sei. "Mit der Unterzeichnung des Abu-Dhabi-Dokuments über die Brüderlichkeit der Menschen", erklärt der Ordensmann, "wird dies sogar in der Konkretheit der Formulierung des Textes wahr: Was wir gemeinsam haben, schaffen wir auch in Worte zu fassen, in denen wir uns alle wiedererkennen können", schließt er, "das ist der beste Weg, um konkret einen Weg des Friedens beim Aufbau eines Volkes zu beschreiten, in dem die Unterschiede innerhalb eines gemeinsamen Projekts harmonisiert werden".
(ES) (Fides 28/8/2021)



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