AMERIKA/EL SALVADOR - Interview von Kardinal Rosa Chávez stößt auf Kritik

Dienstag, 10 August 2021 menschenrechte   politik   krisengebiete   demokratie  

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San Salvador (Fides) - Das Interview, das der Weihbischof von San Salvador Kardinal Gregorio Rosa Chávez, am vergangenen 5. August, der spanischen Redaktion von „Vatican News“ gegeben hatte, sorgt in El Salvador weiterhin für Aufsehen.
In im Rahmen der Debatte äußerte sich auch der Vorsitzenden der Partei „Nuevas Ideas“, Walter Araujo, der laut der lokalen Zeitung „Diario CoLatino“ kritisch. Er dem Kardinal drohte an, er werde für ein weiteres politisches "Erdbeben" sorgen. In diesem Zusammenhang betonte der Politiker ausdrücklich, dass er mit den von dem hochrangigen Vertreter der katholischen Kirche gemachten Äußerungen zur Lage des Landes nicht einverstanden sei.
Araujo hatte in jüngerer Vergangenheit immer wieder Kritik an Kirchenvertretern geübt, die ähnlich wie z.B. Kardinal Rosa Chávez eine in El Salvador herrschende Ungerechtigkeit anprangerten, und zitierte dabei seinen früheren Parteiführer und -gründer Roberto d'Abuisson zitierte, der Geistliche der katholischen Kirche gerne als "rote (kommunistische) Priester in schwarzen Gewändern“ bezeichnet hatte.
Auf die Frage von „Vatican News“ an Kardinal Rosa Chávez: "Wie interpretieren Sie die aktuelle sozio-politische Situation in El Salvador?" hatte dieser geantwortet:
„Das ist im Moment eine schwierige Frage. Da wir uns in einem Moment des politischen Erdbebens befinden, können wir sagen, dass wir uns bei dem Erdbeben 1986 mitten im Krieg befanden, und Erzbischof Rivera Damas benutzte damals ein sehr schönes Bild, indem er sagte: "Es gibt zwei Erdbeben, das der Natur und das von Menschen geschaffene". Er bezog sich auf den Krieg und betonte in diesem Zusammenhang: „Jeden Sonntag feiern wir die Sonntagsmesse an einem Ort, der von einem Erdbeben heimgesucht wurde. Mit zwei Holzbalken aus einem zerstörten Haus als Kreuz, als Symbol für ein Land, das Hoffnung in Christus hat. Wir müssen den Menschen im Angesicht einer so großen Tragödie wie dem Krieg und dem Erdbeben Hoffnung geben“. Etwas Ähnliches passiert heute, wir haben die Pandemie in der Art eines Erdbebens. Sie verursacht viel Leid in der Welt und auch bei uns. Und wie sehr schmerzt es, jeden Tag Menschen zu sehen, die Qualen erleiden oder intubiert werden, wie wir hier sagen. Gefesselt an eine Maschine mit vielen Drähten. Und oft müssen sie auch auf einem Friedhof beerdigt werden, der nur nach einem strengen Protokoll bestattet. Und niemand darf sich in der Nähe des Verstorbenen aufhalten. Und das andere Erdbeben ist auch heute ein politisches, das Land befindet sich derzeit in einem großen politischen Umbruch, einer sehr ernsten politischen Krise, weil wir derzeit keinen funktionierenden Rechtsstaat haben, und die Unabhängigkeit der Gewalten nicht gewährleistet ist, wir haben keine politische Führungsfigur, der wir vertrauen können, wir haben kein Gesetz, an das wir uns halten können. Es besteht die Befürchtung, dass es kein Recht und keine Ordnung gibt, deshalb gibt es auch keine wirkliche Gerechtigkeit“.
(CE) (Fides 10/08/2021)


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