AMERIKA/NICARAGUA - Bischöfe beklagen Unterdrückung, Auswanderung, Folgen der Pandemie und Armut

Dienstag, 6 Juli 2021 menschenrechte   soziale lage   politik   ortskirchen   verfolgung  

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Managua (Fides) – Beim Sonntagsgottesdienst am vergangenen 4. Juli betonte der Erzbischof von Managua, Kardinal Leopoldo Brenes, dass es Menschen im Land gibt, die "der Kirche die Energie rauben wollen", inmitten der lokalen politische Krise, die sich durch eine Welle von Verhaftungen von Oppositionsführern verschlimmert hat (vgl. Fides 17/06/2021). "Heute hören wir oft, dass Menschen, die uns angreifen, die Papst Franziskus angreifen, die auf die eine oder andere Weise die Stärke der Kirche schwächen wollen, uns beleidigen, wir werden verfolgt, verleumdet, aber das alles stößt bei uns auf taube Ohren, weil wir stark durch unsere Hoffnung und unser Vertrauen auf den Herrn sind", so Kardinal Brenes in seiner Predigt.
Wie die internationale Presse berichtet, erlebt Nicaragua derzeit eine Verhaftungswelle, von der bisher nur Oppositionsführer betroffen waren, wobei die Anhänger von Präsident Daniel Ortega öffentlich darauf bestehen, dass auch Bischöfe festgenommen werden können.
"Wir leben inmitten von Schwierigkeiten, Beleidigungen, Entbehrungen, Verfolgungen, Verleumdungen", bekräftigte der Kardinal-Erzbischof von Managua. "Wir sehen uns mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert und wir wir haben konkrete Probleme, wir haben die Probleme der Pandemie, die uns quälen, wir haben unsere politischen, sozialen, wirtschaftlichen Probleme, Familien, die Not leiden, weil viele ihrer Verwandten ihrer Freiheit beraubt sind", fügte er hinzu und verwies damit unmissverständlich auch auf die politischen Gefangenen.
Auch Bischof Rolando Álvarez von Matagalpa unterstrich in seiner Predigt am vergangenen Sonntag das Leid, das Nicaraguaner durch die staatliche Repression sowie durch Zwangsmigration, willkürliche Inhaftierung, Pandemie, Arbeitslosigkeit, Nahrungsmangel und Ungerechtigkeit zuteil wird.
„Unser Verstand und unser Herz denken und beten für die Tausenden von Zwangsmigranten, die besonders in den letzten Wochen nach einer besseren Perspektive suchen und ihr Land unter Einsatz ihres Lebens verlassen“, sagte der Bischof und fügte hinzu dass "ganze Familien in herzzerreißenden Karawanen die Wüste der Migration durchqueren". Der Prälat beklagt auch „das Leiden derer, die ihrer Freiheit beraubt sind, der Familien, die durch Zwangsmigration zerbrochen sind und den Schmerz der Kranken aufgrund der Pandemie“ sowie „extreme Armut".
Bischof Álvarez forderte die Nicaraguaner jedoch auch auf, nicht in Verzweiflung und Pessimismus zu verfallen: "Wir müssen uns weiterhin für ein neues Nicaragua, eine neue Nation, für einen modernen, funktionalen und pluralistischen Staat, für ein Land, in dem wir alle ohne Verachtung leben können, begeistern und engagieren" und für ein Land, „in dem Respekt herrscht und wir unter Bedingungen sozialer und politischer Gleichheit arbeiten können. Bedingungen, die wir von den nächsten Wahlen erhoffen", schloss Álvarez.
Die nie wirklich engen Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und Präsident Ortega wurden im Juli 2018 abgebrochen, als der nicaraguanische Präsident die Bischöfe beschuldigte, einen angeblichen "Putsch" geplant zu haben (vgl. Fides 13.11.2018 und 21.07.2018). Die jüngsten Verhaftungen von Oppositionsführern erfolgen etwas mehr als vier Monate vor den Wahlen vom 7. November, bei denen Ortega versucht, sein 2007 angetretenes Amt erneut zu verlängern.
(CE) (Fides 06/07/2021)


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