AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof von Abuja nach Protesten: “Wir müssen junge Leute ernst nehmen”

Donnerstag, 17 Juni 2021 bischöfe   demokratie   jugendliche  

Abuja (Fides) - „Nehmt die jungen Leute mit ihren begründeten Forderungen ernst“, lautet der Aufruf von Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama von Abuja in seiner Predigt vom Sonntag, den 13. Juni, mit der er sich an die Bundesregierung mit der Bitte wendet, die Stimmen junger Menschen zu "unterdrücken", die gegen schlechte Regierungsführung und Unsicherheit in dem westafrikanischen Land protestieren.
Anlässlich des Nationalfeiertags am vergangenen 12. Juni versammelten sich junge Menschen in Nigeria zu Straßenprotesten, bei denen sie darauf hinwiesen, dass die Demokratie in der westafrikanischen Nation in Gefahr sei. Die Demonstranten bezeichneten in diesem Zusammenhang Unsicherheit, schlechte Regierungsführung und das jüngste Twitter-Verbot als potenzielle Bedrohung für die Demokratie. Polizisten setzten Tränengas ein und nahmen einige der Jugendlichen fest, die an den Demonstrationen teilnahmen.
Am 5. Juni haben die nigerianischen Behörden Twitter gesperrt, nachdem der Nachrichtendienst einen Tweet von Präsident Muhammadu Buhari wegen Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen der sozialen Medien gelöscht hatte.
Erzbischof Kaigama warnt vor der „Unterdrückung“ der Stimmen der jugendlichen Demonstranten, denn "sie zu erschrecken, ist nicht die Lösung, sondern diese besteht darin, positiv und kreativ auf ihre vernünftigen Forderungen einzugehen".
Erzbischof Kaigama drückte in diesem Zusammenhang die Hoffnung aus, dass es den Nigerianern gelingen werde, „Hass, Vorurteile, parteiische Interessen und Fanatismus, Spaltungen und Manipulationsversuche zu überwinden“. Er bete dafür, dass „Nigeria die auf Religion und Tribalismus basierenden Spaltungen überwindet, um ein leuchtendes Licht der sozialen Integration für Afrika zu sein“.
Der Erzbischof von Abuja erinnerte auch daran, dass Erdöl zwar die Haupteinnahmequelle des Landes sei, "es ist aber auch die Hauptquelle von Konflikten, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung".
Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass Nigeria aufgrund der Abhängigkeit von Öl als wichtigster Wirtschaftsressource nicht auf globale Energie- und ökologische Entwicklungen vorbereitet sei. "Die Nachfrage nach Öl wird in Zukunft geringer sein und einige Länder bereiten sich darauf vor, Elektrofahrzeuge oder Energiequellen wie Solar- und Windkraft zu nutzen, eine technologische Transformation, die Öl überflüssig machen wird", bemerkte Erzbischof Kaigama dazu und forderte eine Diversifizierung der nigerianischen Wirtschaft, angefangen beim Primärsektor, stark durch die Konflikte zwischen Bauern und Hirten auf die Probe gestellt wird. "Um den nutzlosen Konflikt zwischen Bauern und Hirten zu beenden, ist es notwendig, umfassend in die Modernisierung dieser Sektoren zu investieren, auch um die Zahl arbeitsloser junger Menschen zu reduzieren."
Erzbischof Kaigama forderte abschließend die Jugendlichen auf, „die gesunden Samen, die in ihnen sind, nicht sterben zu lassen“. „Haltet an Träumen von der Erlösung und am Leben fest und verrichtet in der Zwischenzeit auch kleinere Arbeiten, die euch die Würde geben, sich mit der Arbeit der eigenen Hände zu ernähren. Gott wird eure Geduld belohnen", so der Erzbischof abschließend.
(L.M.) (Fides 17/6/2021)


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