EUROPA/ITALIEN - EINWANDERUNG: „ES HANDELT SICH NICHT NUR UM EIN TECHNISCHES ODER WISSENSCHAFTLICHES PROBLEM SONDERN VOR ALLEM UM EINE MENSCHLICHE MORALISCHE UND AUCH RELIGIÖSE ANGELEGENHEIT“

Donnerstag, 2 Oktober 2003

Rom (Fidesdienst) – Am 1. Oktober wurde das von der Caritas-Migrantes unter Schirmherrschaft des Italienischen Rates für Wirtschaft und Arbeit (CNEL) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) herausgegebene Dossier „Contemporary Immigration in Italy: Current Trends and future Prospect“ vorgestellt. Die Autoren des während der italienischen EU-Präsidentschaft in Englisch veröffentlichten Dokuments befragen sich vor allem nach den Perspektiven des Migrations-Phänomens in einer europäischen Optik.
„Europa ist der bedeutendste Migrations-Pol auf der Welt, denn es nimmt ein Drittel aller Einwanderer auf, die sich ungefähr gleichmäßig auf Ost und West verteilen: insbesondere in den Ländern Westeuropas, wo rund 20 Millionen Menschen leben, die eine ausländische Staatsbürgerschaft beibehalten haben, steht auf der Rangliste der Einwanderungsgebiete gleich nach Nordamerika“, heißt es in der Präsentation zum Dossier, aus der auch hervorgeht, dass „weltweit 1 von 35 Einwohnern Einwanderer sind (d.h. Menschen, die im Ausland geboren wurden): ihre Zahl hat sich im Laufe von 35 Jahren verdoppelt. Nach jüngsten Angaben der Vereinigten Staaten und der IOM gibt es weltweit 175 Millionen Einwandere, d.h. also rund 3 % der Weltbevölkerung“.
„Die Analyse der Situation in Italien zeigt, dass dieses soziale Phänomen ein Handeln nach dem Motto „Sich-Kennen-Lernen für das Zusammen-Leben“ notwendig macht, was vor allem bedeutet, dass die Gastländer, die Einwanderer aufnehmen, diese unter dem Gesichtspunkt einer besseren Verständigung zwischen Völkern und Kulturen betrachten“, so die Autoren des Dossiers.
In diesem Sinn äußerte sich auch der Sekretär des Päpstlichen Rates für die Pastoral unter Migranten und Menschen unterwegs, Erzbischof Agostino Marchetto, in seinem Beitrag zur Präsentation, der vom Untersekretär des Päpstlichen Rates, Pater Michael Blume SVD vorgetragen wurde: „Wir wissen alle, dass sich hinter diesen Zahlen Männer und Frauen mit ihrer Würde, ihren Schmerzen (und davon wissen Einwanderer nur zu gut!) und auch kleine oder große Freuden, Sehnsüchte, Fähigkeiten und Schwierigkeiten, Verschließungen und Öffnungen, Ehemänner/Ehefrauen und Kinder, die weit weg (in dem meisten Fällen) oder in der Nähe sind. Für Christen sind die Einwanderer Brüder und Schwestern in der Menschheitsfamilie oder in der Religion, die alle auf ihrem Antlitz das Abbild Christi, des göttlichen Fremden tragen, der sich vor allem mit den Ärmsten und Schwächsten und mit den Kleinsten identifizierte“, betont Erzbischof Marchetto. „Es handelt sich dabei nicht nur um eine technisches oder wissenschaftliches Problem sondern vor allem um eine menschliche und moralische sowie religiöse Angelegenheit: nämlich um das Problem der Armut und der Misere vieler Völker, die an der Grenze ihre Überlebensmöglichkeiten leben“, erklärt er und wünscht sich, dass das Dossier dazu beitragen wird, „dass wahre ‚Schulen’ des Zusammenlebens und der Solidarität entstehen“ und dass es „die Schaffung von Gelegenheiten und Möglichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen zwischen Einwanderern und Bürgern des Gastlandes erleichtert, wo es in unseren Pfarreien, kirchlichen Bewegungen und neuen Gemeinschaften, Verbänden, Schulen und Gemeindezentren, also an weltlichen und religiösen Orten zum Vergleich und zu einem friedlichen und harmonischen Zusammenleben zwischen Menschen verschiedener Kulturen kommen kann.“ (MS) (Fidesdienst, 2/10/2003 – 46 Zeilen, 496 Worte)


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