ASIEN/INDIEN - Zweite Infektionswelle: Kirchen müssen geschlossen bleiben, christliche Gemeinden versuchen Bedürftigen zu helfen

Donnerstag, 22 April 2021 pandemie   coronavirus   solidarietät   glaube   ortskirchen   nächstenliebe   armut  

Bombay (Fides) - Während die Kirchen aufgrund der zweiten Welle von Covid-19 vorübergehend geschlossen bleiben, mussten und die katholischen Gemeinden alle liturgischen Feiern mit Gläubigen einstellen. In Mumbai, der Finanzhauptstadt von Maharashtra in Westindien, wird der strenge Lockdown bis zum 30. April fortgesetzt. Die Erzdiözese Bombay hat angekündigt, dass alle Kirchen bis zum 30. April geschlossen bleiben. Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay, hat spezielle Richtlinien für die Feier aller Sakramente herausgegeben, einschließlich Taufe, Firmung, Beichte, Eheschließungen und Beerdigungen. Der Kardinal wandte sich in einer Videobotschaft an die Priester des Bistums und forderte sie auf, alle Gesundheitsprotokolle einzuhalten und Infektionen zu verhindern. Im Allgemeinen werden die Sakramente in kleinen Gruppen gespendet, und Hochzeiten dürfen angesichts der an Wochenenden geltenden Ausgangssperre meist nur mit besonderer Genehmigung der Regierungsbehörden stattfinden.
In Bangalore (im südlichen Bundesstaat Karnataka) wurden alle öffentlichen Gottesdienste in den Kirchen, Kapellen und Institutionen der städtischen und ländlichen Bezirke der Erzdiözese Bangalore ausgesetzt. Die Kirchen und Kapellen bleiben jedoch für private Besuche geöffnet. Priester feiern Gottesdienste privat mit geringer oder keiner Beteiligung und unter strikter Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen. Zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen indischen Staaten zählen Uttar Pradesh, in dem rund 200 Millionen Menschen leben, aber auch Odisha, Punjab, Chhattisgarh, Andhra Pradesh, Bihar und Westbengalen. Indien ist derzeit nach den USA und Brasilien die am meisten von der Covid-19-Pandemie betroffene Nation der Welt.
Premierminister Narendra Modi sagte am 20. April, dass die zweite Welle des Coronavirus Indien "wie ein Sturm" getroffen habe, forderte die Staaten jedoch auf, die vollständige Sperrmaßnahme nur als letztes Mittel zu ergreifen. In seiner Ansprache an die Nation betonte der Premierminister die Selbstdisziplin und die persönliche Verantwortung jedes Bürgers, die Pandemien einzudämmen.
Die zweite Welle von Covid-19 hat insbesondere die indische Mittelschicht schwer getroffen: Laut dem Pew Research Center sind in Indien etwa 32 Millionen Menschen aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 in Armut geraten und in die gesellschaftliche Klasse der Armen abgestiegen. Die Pandemie - so stellen Beobachter fest - macht den jahrzehntelangen wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt des Landes rückgängig, das darum kämpfte, Hunderte Millionen Menschen aus der Armut zu befreien. Laut dem Entwicklungsökonomen Jayati Ghosh "hat die Pandemie Indiens Wachstumskurs enorm verlangsamt und eine viel größere Ungleichheit geschaffen als in der Vergangenheit".
In dieser Situation versuchen christliche Kirchen, den ärmsten und am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen, die von der Pandemie besonders hart betroffen sind, Hilfe anzubieten. Diejenigen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, einschließlich Tagelöhner und Wanderarbeiter, stehen vor beispiellosen Herausforderungen. Die zweite Welle von Covid -19 „zeigt einmal mehr die tiefe wirtschaftliche und soziale Kluft in Indien, wobei die ärmsten Menschen des Landes am stärksten von den Beschränkungen betroffen sind", bemerkt Pastor Joshuva Peter, Exekutivsekretär der Vereinigten Lutherischen Evangelischen Kirchen in Indien (UELCI).
Seit Beginn der Krise unternahmen christliche Kirchen aller Konfessionen große Anstrengungen, um am stärksten gefährdeten Menschen mit lokalen Ressourcen zu versorgen und insbesondere Lebensmittel an Hungernde zu verteilen, die aufgrund der Sperrung ihren Lebensunterhalt verloren hatten. Die Regierung hatte ursprünglich angeordnet, dass die Verteilung von Nahrungsmitteln und lebenswichtigen Gütern ausschließlich über offizielle Netzwerke erfolgen sollte, was zu einer Pattsituation in der humanitären Arbeit von Kirchen und NRO führte. In der Folge entschied ein Gericht, dass es für zivilgesellschaftliche Einrichtungen ausreicht, die Regierung über die geleistete humanitäre Arbeit zu informieren, sofern Protokolle zur Eindämmung der Pandemie eingehalten werden.
(SD-PA) (Fides 22/4/2021)


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