AFRIKA/DR KONGO - Gewalt im Osten des Landes: Hinter den Statistiken verbergen sich unschuldige Opfer

Samstag, 17 April 2021 bewaffnete gruppen   gewalt  

Kinshasa (Fides) - "Dies sind trockene Zahlen, hinter denen sich jedoch Menschen verbergen, unschuldige Opfer", so das Netzwerk „Rete Pace per il Congo“ der Missionare in der Demokratischen Republik Kongo, in einem Kommentar zu den Berichten der Vereinten Nationen und lokale NGOs über die Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung im Osten der Demokratischen Republik Kongo.
In seinem am 11. Februar 2021 veröffentlichten Bericht mit den zwischen Januar und Dezember 2020 gesammelten Daten erklärte der Gemeinsame Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen (BCNUDH), dass die ugandischen Rebellen der ADF, in den Gebieten Beni (Nord-Kivu), Irumu und Mambasa insgesamt 166 Angriffe verübten und mindestens 849 Zivilisten töteten. Aus dem Bericht geht hervor, dass im gleichen Zeitraum mindestens 108 Zivilisten Opfer von Verstößen gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit wurden, für die ebenfalls die ADF verantwortlich gemacht wird, darunter 103 Verletzte und 5 Frauen, die Opfer sexuellen Missbrauchs wurden. Darüber hinaus dokumentierte der BCNUDH die Entführung von mindestens 77 Personen, darunter 20 Frauen und 3 Minderjährige, die später freigelassen wurden. Im Februar 2021 dokumentierte BCNUDH insgesamt 495 Fälle von Menschenrechtsverletzungen auf kongolesischem Gebiet. 65% dieser Verstöße wurden von Milizsoldaten bewaffneter Gruppen und 35% von staatlichen Sicherheitsbeamten (Armee und Polizei) begangen. Diese Verstöße führten zum Tod von mindestens 197 Zivilisten, darunter 23 Frauen und 12 Kinder. Bewaffnete Gruppen wurden für die willkürliche Hinrichtung von mindestens 175 Personen, darunter 22 Frauen und 9 Kinder, verantwortlich gemacht, während Sicherheitskräfte auch für die außergerichtliche Hinrichtung von mindestens 22 Personen, darunter 1 Frau und 5 Kinder, verantwortlich gemacht wurden.
In einem am 5. März 2021 veröffentlichten Bericht über den Zeitraum vom 1. bis 28. Februar 2021 berichtete das Friedensforum in Beni (FPB) mit Sitz im Nord-Kivu, dass 105 Menschen getötet und 34 Menschen entführt wurden , von denen bisher nur 13 freigelassen wurden.
Die meisten Verbrechen wurden nach Angaben der NGO in der Region Beni (Nord-Kivu) und in geringerem Maße in Ituri begangen. Laut FPB "können wir unter anderem verschiedene Gründe dafür benennen, weshalb die der ADF diese Massaker und Menschenrechtsverletzungen weiterhin verüben kann: die von der Bevölkerung an sie gesendeten Alarme werden von den Sicherheitskräften nicht ernst genommen, die Lockerung des militärischen Vorgehens gegen den ADF und die Demotivation von Soldaten aufgrund der Umleitung ihrer nicht ausgezahlten Gehälter usw.". Um der Gewalt ein Ende zu setzen, bittet die FPB den Stabschef der staatlichen Armee (FARDC), die Soldaten zu ersetzen, die schon lange im Einsatz sind, ohne positive Ergebnisse erzielt zu haben.
Laut einem am 22. Februar 2021 vom Kivu Security Tracker (KST) veröffentlichten Bericht sind im Osten der Demokratischen Republik Kongo 122 bewaffnete Gruppen aktiv, insbesondere in den Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu, Ituri und Tanganjika. In Süd-Kivu wurden (64), in Nord-Kivu (46), in Ituri (11) und in Tanganjika (9). Einige bewaffnete Gruppen operieren auch gleichzeitig in zwei oder drei Provinzen.
Die KST nennt dabei die vier größten bewaffneten Gruppen sind: die Alliierten Demokratischen Kräfte (ADF), die Demokratischen Kräfte für die Befreiung Ruandas (FDLR), die Allianz der Patrioten für einen freien und souveränen Kongo (APCLS) und die Nduma-Defence for Congo (NDC-R).
Erst vor kurzem hatten die kongolesischen Bischöfe (vgl. Fides 9/4/2021) in einem gemeinsamen Appell die Beendigung der Gewalt im Osten des Landes gefordert.
(L.M.) (Fides 17/4/2021)


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