AFRIKA/KAMERUN - Erzbischof von Bamenda: "Die Kirche engagiert sich für Frieden und Gerechtigkeit“

Dienstag, 13 April 2021 aussöhnung   frieden   gerechtigkeit  

Bamenda (Fides) - „Die Kirche von Christus, dem Friedensfürsten, gegründete Kirche kann sich ihrer Mission nicht entziehen, in den Gesellschaften, in denen sie lebt, Harmonie zu fördern. Vor einem Jahr begannen in Yaoundé die Gespräche, die zu Waffenstillstand und Versöhnung hätten führen sollen. Seitdem hat sich aber nicht viel geändert, doch wir beten weiter, hoffen und sind Bezugspunkt für alle auf der Suche nach Frieden“, so Erzbischof Andrew Nkea Fuanya von Bamenda gegenüber Fides über die aktuelle Situation in Kamerun, insbesondere im englischsprachigen Raum, der sich seit Jahren in einer Schwebe zwischen Unabhängigkeit und Unionismus befindet, die von Konflikten und Gewalt beherrscht ist, was zur Verbreitung von Armut und Terror führt. Fünf Jahre lang herrschten Konflikte zwischen der Zentralregierung und den separatistischen Kämpfern, die in den westlichen Gebieten des Landes an der Grenze zu Nigeria einen eigenen Staat, die Republik Ambazonia, errichten wollen. Die Konflikte haben bisher Tausende von Toten gefordert und 800.000 Menschen zur Flucht gezwungen. Kinder können keine Schule besuchen und ein ressourcenreiches Gebiet mit drei Millionen Einwohnern befindet sich in einer humanitären Krise.
Im Jahr 2020 wurden neue Hoffnungen geweckt, als Sisiku Julius AyukTabe, Vorsitzender einer der separatistischen Fraktionen, aus das Zentralgefängnis in Yaoundé verlassen durfte, um sich im wenige Kilometer entfernten Sitz der Bischofskonferenz mit Mitgliedern der Regierung zu treffen gemeinsam die Möglichkeit eines Waffenstillstands zu prüfen.
"Es ist nicht viel passiert“, fährt der Erzbischof fort, „seit die ersten Gespräche vor genau einem Jahr begonnen haben. Die inhaftierten Separatisten haben bestimmte Bedingungen festgelegt: Sie wollen, dass das Militär in die Kasernen zurückkehrt, dass alle politischen Gefangenen freigelassen werden und dass die Regierung das Ende des Krieges erklärt. Diese Schritte sind nicht einfach zu gewähren, daher geht es sehr langsam. Aber die Spaltungen zwischen den Separatisten untereinander machen alles noch schwieriger. Es ist schwierig, einen echten Dialog aufzubauen, da immer wieder widersprüchliche Botschaften der Sezessionisten vorliegen. In dieser Situation beten wir weiter, in der Hoffnung, mit den so genannten 'Boys' (wie die Mitglieder der verschiedenen separatistischen Gruppen bezeichnet werden, Anm. d. R.) sprechen zu können, damit sie eine einheitliche Front bilden und mit der Regierung in einen gemeinsamen Dialog treten können. Am meisten leidet ist zweifellos die Bevölkerung. Die Menschen wollen wieder normal leben, aber alles ist kompliziert und der Alltag wird schwierig. Am 9. April kehrte ich aus Mamfa zurück, wo ich sieben neue Priester geweiht hatte, und auf der Höhe von Bali stießen wir auf ein Feuergefecht, das die Weiterreise unmöglich machte. Es gab eine lange Reihe von Autos, die stundenlang feststeckten, während wir um unsere Sicherheit fürchteten. Die Bevölkerung braucht dringend Freiheit und Frieden“.
Die Kirche, so der Erzbischof, begleite den Dialog- und Verhandlungsprozess zwischen den Konfliktparteien und zeige dabei ihre umfassende Verfügbarkeit in Bezug auf Vermittlungstätigkeit und konkrete Unterstützung für den Friedensprozess. "Die Kirche in Kamerun“, bestätigt der Erzbischof, „war immer indirekt an der Förderung von Friedensgesprächen beteiligt. Die Mission der Kirche ist die ihres Gründers, den wir den "Friedensfürsten" nennen. Aus diesem Grund dürfen wir nie aufhören, über Frieden zu sprechen. Aber wie von den Propheten und in den Psalmen vorhergesagt, gibt es keinen Frieden ohne Gerechtigkeit, und deshalb sprechen wir auch über Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist für die Gemeinschaft dringend notwendig: Nur so kann Frieden entstehen".
(LA) (Fides 13/4/2021)


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