ASIEN/HEILIGES LAND - Fest der Verkündigung des Herrn: „Virtuelle Gottesdienste können die persönliche Begegnung mit Christus nicht ersetzen“

Donnerstag, 25 März 2021 verkündigung   jerusalem   marienverehrung   soziale kommunikationsmittel   mission   pandemie  

Nazareth (Agenzia Fides) - „Wir werden dem Herrn nicht durch moderne Technologie begegnen. Es werden nicht die virtuellen Gottesdienste sein, die uns erlösen werden, und nicht einmal die sozialen Medien, sondern die persönliche Begegnung mit ihm”, so der lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa beim Gottesdienst am gestrigen Fest der Verkündigung des Herrn in der Basilika in Nazareth, die an der Stelle errichtet wurde, an der nach christlicher Überlieferung der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria die bevorstehende Geburt Jesu ankündigte.
Der Patriarch erinnerte in seiner Predigt daran, dass wir vor einem Jahr "alle schockiert waren über den Einfluss der Pandemie auf das persönliche und kollektive Leben eines jeden von uns", fügt aber hinzu, dass wir heute, ein Jahr später, "noch keine klareren Ideen haben. Die Angst hat uns zu der Annahme gebracht, dass die Welt ein feindlicher und gefährlicher Ort ist. Vielleicht können wir die Gesundheitskrisebesser heute bewältigen, aber alles andere: Wirtschaft, soziales Leben, Bildung, Arbeit ... alles ist noch fragiler und vielen Fragen sind offen. "
"Die Fragen, auf die sich die kollektive Aufmerksamkeit richtet, konzentrieren sich auf die Wirtschaft, das soziale Leben und die Gesundheitsversorgung. Aber was bedeutet das alles", fragt Erzbischof Pizzaballa "für unserem Glauben?” Im letzten Jahr wurden auch die Kirchen geschlossen, und die Feierlichkeiten wurden auch zu Ostern und an Weihnachten ausgesetzt:"Auch das Glaubensleben", bemerkt der Patriarch." scheint virtuell geworden zu sein: Gottesdienste online, Seelsorge über Zoom, Segen aus der Ferne. Aber das Geheimnis, das heute gefeiert wird, erinnert uns daran, dass Marias "Ja" es Gott ermöglichte, in die Realität der Welt einzudringen, und Fleisch zu werden“.
„Das Wort Gottes hat unsere Menschlichkeit in allem außer in der Sünde übernommen. Und dies", so Erzbischof Pizzaballa, "sagt uns bereits, wie sehr Gott unsere Realität liebt. Die Welt war nie eine glückliche Insel: Probleme aller Art, Ungerechtigkeiten, Spaltungen, Kriege, Krankheiten existieren heute wie früher und seit jeher. Aber all dies verhinderte in keiner Weise die Erfüllung von Gottes Plan in einer solchen Welt. Sein Wunsch nach Erlösung wurde nicht durch unseren Ungehorsam gestoppt: Er machte sich zu einem von uns, weil er uns so liebte, wie wir sind. Wenn wir perfekt gewesen wären, hätte es vielleicht keine Notwendigkeit für einen Erlösungsplan gegeben, für sein Eingreifen in die Geschichte. “
Wer in der Zeit Jesus nachfolgt - fügte der Patriarch hinzu - werde dazu gebracht, "die Realität dieser Welt so zu lieben, wie Gott sie geliebt hat". Obwohl diese Welt von Schmerz geprägt ist, "ist sie auf jeden Fall der Ort, an dem Gott sich offenbart hat und an dem er uns begegnet ist und an dem wir ihn heute noch treffen". Und selbst in schwierigen Zeiten gebe es nichts, "was uns daran hindern könnte, in Fülle zu leben. Zum Glauben gehört auch, die Schönheit unserer Realität zu erkennen und zu wissen, wie man den Tatsachen des Lebens, ob schön oder anstrengend, mit der Gewissheit des Guten begegnet, das in uns wohnt, eines Wortes, das uns erlöst.“
Zur Nutzung der technologische Instrumente unter anderem auch anstelle von Gottesdiensten in Präsenz der Gläubigen sagte der lateinische Partriarch von Jerusalem: sie „sollten nicht allgemein verurteilt werden, da sie es sicherlich jedem ermöglicht haben, ein Minimum an sozialen Kontakten aufrechtzuerhalten”. Aber nicht durch Technologie, so Erzbischof Pizzaballa weiter "werden wir dem Herrn begegnen, es werden nicht virtuelle Gottesdienste sein, die uns erlösen, und auch nicht soziale Netzwerke, sondern die persönliche Begegnung mit ihm". Und die Erinnerung an die Verkündigung Mariens, die heute von der Kirche gefeiert wird, ist auch eine Einladung, nicht vor der Realität zu fliehen, nicht zu vermeiden, mit dem umzugehen, wer wir wirklich sind“. Das Ereignis der Menschwerdung Jesu sei keine bloße "innere Regung", die der Jungfrau Maria vorbehalten war: Es habe sofort "viele Zeugen um das Ereignis der Verkündigung" gegeben: zum Beispiel Joseph, die Cousine Elizabeth und "natürlich der Erzengel Gabriel und vor allem der Heilige Geist". Die Menschwerdung des Wortes Gottes setze etwas in Bewegung und schaffe eine Gemeinschaft von Menschen, “die durch Marias 'Ja' zum Wirken des Geistes Gottes vereint sind". Und im Laufe der Geschichte könne kein "virtueller" Ersatz und keine "mentale" Erleuchtung die historische Modalität ersetzen, in der das Geheimnis der Erlösung durch "Zeugen" kommuniziert werde, “die, bewegt und geleitet vom Geist, Mitarbeiter bei der Verwirklichung des göttlichen Plans geworden sind".
Zu oft, so der Patriarch am Ende seiner Predigt, „verschließen wir uns in unseren Problemen, die dann unser einziger Horizont werden. Wir sind immer so sehr in die kleinen Angelegenheiten des Lebens verwickelt, von Dingen, die zu tun sind, oder sogar von großen Projekten, dass wir das Wesentliche vergessen: unsere Existenz hat nur dann Bedeutung, wenn sie sich der Liebe und der Welt, das heißt allem, öffnet. Und wir müssen eine echte Erfahrung machen, wir brauchen die Umarmung von Gottes Vergebung, sein Eindringen in das Leben der Welt.“ Auch angesichts der Schmerzen und Rätsel der Gegenwart bestehe keine Notwendigkeit, große Reden zu halten oder "neue Formeln" zu entwickeln. “Wir müssen nur um das Eindringen der Vergebung Gottes in das Leben der Welt bitten. Und uns selbst und anderen daran zu erinnern ist die Berufung und Mission der heutigen Kirche".
(GV) (Fides 25/3/2021)


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