AMERIKA/MEXIKO - Studie der Scalabrini Missionare: Die vielen Gesichter der Migration in Mittelamerika

Mittwoch, 24 Februar 2021 auswanderung   missionsinstitute  

Tijuana (Agenzia Fides) - Die nördliche Landesgrenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten ist einer der wichtigsten Migrationskorridore der Welt. Hier kommte es immer wieder zu Verletzungen der Grundrechte und die Reise birgt ein hohes Risiko für das Leben von Migranten, die sich mit Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit konfrontiert sehen. Doch die Migration auf den Kontinent ist mehr als nur das: Es gibt eine zentralamerikanische Realitäten, über die weniger gesprochen wird. Diese behandelt das Dossier "Mobilität an der Grenze: Tijuana als Raum für den (Wieder-)Aufbaudes des Lebens" das vom Migrationsforschungszentrum der Scalabrini Missionare (CSEM) veröffentlicht wurde.
Die Analyse der CSEM-Forscher beginnt in Tijuana, einem Grenzort zwischen den USA und Mexiko, an dem die Scalabrini Missionsschwestern im “Madre Assunta Institut” ein Modell für die Aufnahme von Migranten geschaffen haben. Das Dossier analysiert die Migration in Zentralamerika aus einer breiteren regionalen Perspektive und berücksichtigt die Unterschiede in den einzelne Staaten. Aus El Salvador, Honduras und Guatemala wandern die Menschen hauptsächlich in die Vereinigten Staaten aus. Belize hingegen ist sowohl Gastland für zentralamerikanische Migranten als auch Aufbruchsort für Auswanderung in die USA.
Nicaragua hingegen ist die regionale Ausnahme mit einer hohen Migrationsrate in Richtung Costa Rica. In Panama gibt es aufgrund seiner historischen und politischen Position Migrantenströme in die USA, doch aufgrund von Veränderungen der eigene Realität ist es heute auch Gastland für viele. Es gibt aber auch intraregionale Migrationsbewegungen in Mittelamerika, die durch das Ca4-Freizügigkeitsabkommens und die Verwendung des Dollars in El Salvador und Panama erleichtert werden.
In diesem Panorama fällt der Mexiko besonders auf, wo heute von einem zentralamerikanischen Migrationskreislauf gesprochen wird. Die Daten im Jahr 2010 belegen dieAnwesenheit von 59.936 Mittelamerikanern im Land. In den USA leben hingegen zwölf Millionen Mexikaner.
Laut der Studie, die sich auch mit der Situation in Amerika befasst hat sich der gesellschaftspolitische Kontext von 1970 bis 2020 geändert. Während in den siebziger Jahren die Art der Migration hauptsächlich politisch war (mit Asylanträgen infolge von Diktaturen und Kolonialherrschaften in Belize und Panama), handelt es sich in den neunziger Jahren um Arbeitsmigration und die ersten Umweltflüchtlinge und um Binnenflüchtlinge in den 2000er Jahren. Seit 2010 trat mit der Auswanderung von Flüchtlingen, ganzen Familien, Kindern und Jugendlichen auch das Phänomen der Migrantenkarawanen auf.
Besonders kritisch sind Gewalt- und Mordraten in einigen Ländern: Die höchste Rate gibt es in El Salvador (durchschnittlich 58 Morde pro 100.000 Einwohner zwischen 2016 und 2019), gefolgt von Honduras (45 pro 100.000) und Belize (36,5 pro 100.000). Die Überweisungen von Auswanderern an Angehörige in der Heimat haben erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftssysteme Lateinamerikas: In El Salvador machen sie 21,4% des BIP aus, in Honduras 20%, in Guatemala 12%, in Nicaragua 11,3%, in Belize 5% und in Mexiko 2,7%.
Eines der am meisten diskutierten Themen war die Auswanderung infolge von institutioneller Gewalt. In 5 Jahren wurden in Venezuela 4,5 Millionen Menschen vertrieben, die insbesondere in die anderen Länder Lateinamerikas flohen. Im Jahr 2014 lebten nur 2,3 Prozent der venezolanischen Bevölkerung im Ausland, während im Jahr 2019 die Zahl auf 16% anstieg, die zweitehöchste in Lateinamerika nach El Salvador, dessen Prozentsatz 25% beträgt. Rudn 10% der Bürger Mexikos leben im Ausland.
Im Süden des Kontinents heißt es in der Studie jedoch herrsche immer noch "Ineffizienz und passive Gewalt gegen die Bevölkerung seitens öffentlicher und privater Institutionen, Straflosigkeit”. “Systematische Gewalt und neoliberale Armut gehören heute zu den Hauptursachen der Migration", heißt es in der Analyse.
(SL) (Fides 24/02/2021)


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