ASIEN/SRI LANKA - Die Zahl der srilankischen Flüchtlinge in Indien nimmt zu. Religionsführer appellieren: „Macht dem Massaker an Unschuldigen ein Ende“

Montag, 22 Mai 2006

Colombo (Fidesdienst) - Über tausend Flüchtlinge suchten infolge des Konflikts im Norden Sri Lankas Zuflucht im südindischen Unionsstaat Tamil Nadu. Die meisten Vertriebenen kamen auf dem Seeweg auf Booten über die Meeresenge zwischen den beiden Ländern nach Indien. Unterdessen lancierten das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) in Chennai (Indien), sowie zahlreiche Nichtregierungsorganisationen und die Ortskirchen in Tamil Nadu, die sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereiten, einen ersten Allarm.
Die Flüchtlinge, die in den vergangenen beiden Wochen in Indien ankamen, stammen vermutlich aus der Region Trincomalee im Norden Sri Lankas, die ziemlich weit vom Ausgangspunkt im Nordosten der Insel entfernt liegt. In Indien angekommen gaben die Flüchtlinge an, sie hätten das Land angesichts der rapiden Verschlechterung der Sicherheitslage verlassen. Nach jüngsten Informationen befinden sich noch weitere Menschen auf der Flucht. Nach ihrer Ankunft in Indien werden die Menschen in Aufnahmecamps der Regierung untergebracht, wo sie mit dem Notwendigsten versorgt werden. In diesen Camps leben bereits rund 60.000 Flüchtlinge, die im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg nach Indien kamen.
Die jüngsten erneute Ankunft von Flüchtlingen führt zur Umkehr der Tendenz, die sich im Laufe des Jahres 2005 konsolidiert hatte: das UNHCR hatte insgesamt 1.173 srilankische Flüchtlinge bei der Rückkehr aus den südindischen Flüchtlingslagern in die eigene Heimat begleitet.
Unterdessen sind im Nordosten Sri Lankas die Sicherheitsbedingungen weiterhin instabil. Seit Anfang April, als die Gewalt zunahm, haben rund 31.000 Menschen den Distrikt Trincomalee verlassen, während bei den Auseinandersetzungen während der vergangenen 30 Trage insgesamt 200 Menschen starben.
Die allgemeine Zunahme der Gewalt bereitete auch den Religionsführern des Landes Sorge, die vor kurzem den Generalsekretär der Vereinten Nationen um entschiedene Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten baten. Die Religionsvertreter hatten zu einer Kundgebung vor dem Büro des UNHCR in Kilinochchi im Norden der Insel aufgerufen und eine für Kofi Annan bestimmtes Memorandum überreicht.
In ihrem Dokument äußern sie „Schrecken und Abscheu hinsichtlich der jüngsten Morde an unschuldigen Menschen in Sri Lanka, an Frauen, Kindern und alten Menschen“. Deshalb fordern sie eine Beendigung der Eskalation der Morde, Bombenanschläge und Entführungen. Auch was den immer noch geltenden Ausnahmezustand anbelangt beklagen die Religionsführer, dass „dieser dazu benutzt wird, untolerable und erniedrigende Gräueltaten an Zivilisten zu verüben. Sie fordern die Behörden und alle Zeugen auf, Menschenrechtsverstöße zu denunzieren, zu denen es im Land weiterhin kommt. (Fidesdienst, 22/05/2006 - 36 Zeilen, 400 Worte)


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