ASIEN/HEILIGES LAND - Die Palästinenserin Margaret Karram ist neue Präsidentin der Fokolar-Bewegung: “Mein Land war immer ein Land der Konflikte“

Dienstag, 2 Februar 2021

Haifa (Fides) - "Ich wurde in Haifa, einer Stadt in Galiläa, geboren und mein Land war schon immer ein Land der Konflikte", so die 58-jährige Palästinenserin Margaret Karram, die am vergangenen Sonntag zur neuen Präsidentin der Fokolar-Bewegung gewählt wurde über sich. Die 359 Delegierten, die an der digitalen Generalversammlung der Bewegung teilnahmen, wählten sie am 31. Januar zur die Nachfolgern von Maria Voce. Margaret Karram erhielt die Stimmen der Vertreter der Fokolar-Bewegung auf der ganzen Welt. Die Ernennung wurde am gestrigen Montag, dem 1. Februar, nach Bestätigung durch das Vatikanische Dikasterium für Laien, Familie und Leben gemäß den Statuten des Fokolariums offiziell bekannt gegeben.
In einem Videointerview von vor einigen Jahren, das jetzt von den offiziellen Medienkanälen der Fokolar-Bewegung veröffentlicht wird, erzählt Margaret Karram, wie ihre Geburt in Galiläa, ihre familiäre Herkunft und das Leben im Nahen Osten sie geprägt haben und ihre inneren Erwartungen und den Blick auf die Dinge der Welt beeinflussen.
»Unser Haus«, erzählt Margaret, »befand sich auf dem Berg Karmel in einem jüdischen Viertel. Wir waren die einzige katholisch-arabische Familie palästinensischer Herkunft. Ich erinnere mich, dass ich als Kind, als ich sechs Jahre alt war, einige Kinder anfingen, mich zu beleidigen, indem sie mir sagten, ich sei Araberin und könne nicht in ihrer Nachbarschaft bleiben. Ich rannte weinend zu meiner Mutter und fragte sie nach dem Grund dafür. Als Antwort bat mich meine Mutter, diese Kinder ins Haus einzuladen. Sie hatte arabisches Brot zubereitet, es ihnen überreicht und sie gebeten, es ihren Familien zu bringen. Diese kleine Geste führte zu den ersten Kontakten mit den jüdischen Nachbarn, die daraufhin diese Frau kennen lernen wollten, die eine solche Geste getan hatte». Die israelische Staatsbürgerin Margaret Karram studierte Geschichte des Judentums an der „Hebrew University“ in Los Angeles. Viele ihrer Angehörigen wanderten während der Kriegsjahre in den Libanon aus. Und sie selbst erlebte persönlich die Momente des Verlustes, die denen gemeinsam sind, die in Konfliktsituationen leben und aufwachsen. „Oft“, sagte Margaret über sich selbst, „ging ich in arabische Viertel in Jerusalem, Bethlehem oder anderen palästinensischen Gebieten. Wenn ich Arabisch sprach, was meine Muttersprache ist, erkannten die Leute an meinem Akzent, dass ich aus Galiläa stamme, das sich auf israelischem Territorium befindet. Umgekehrt, wenn ich Hebräisch sprach, wurde ich darauf hingewiesen, dass mein Akzent anders war als der ihre. Dies führte zu einem Gefühl des Verlustes meiner Identität: Ich war weder Palästinenser noch Israeli ... Im Alter von 15 Jahren traf auf ich die Fokolar-Bewegung und die Spiritualität von Chiara Lubich ... Ich hatte das Gefühl, dass ich die Menschen nicht ändern konnte, sondern mich ändern sollte und mein Empfinden. Ich bin zurückgekommen, und wusste, dass der andere ein Geschenk für mich ist und ich ein Geschenk für den anderen sein kann."
Margaret Karram arbeitete 14 Jahre lang im italienischen Konsulat in Jerusalem während der Zeit der „Intifada“, die auch von blutigen Angriffen an öffentlichen Orten geprägt war, "selbst in den Bussen, in denen ich jeden Tag zur Arbeit fuhr, hatte Angst. Ich konnte weiter machen, im Bewusstsein zu einer Gemeinschaft zu gehören, die die Spiritualität der Fokolar-Bewegung teilte. Und schließlich fand ich meine wahre Identität: die eines Christen, eines Katholiken, eines Zeugen der Hoffnung. Es war eine wichtige Phase in meinem Leben, die mich von Ängsten und Unsicherheiten befreite. Ich konnte jeden lieben, Araber und Israelis, ihre Geschichte respektieren und alles tun, um Räume für den Dialog zu schaffen, Brücken zu bauen, Vertrauen zu schaffen, kleine Wunder zu erleben. Ich sah, wie jüdische und muslimische Menschen ihre Haltung änderten und gemeinsam versuchten, etwas für den Frieden zu tun."
Im Juni 2014 war Margaret Karram Teil der christlichen Delegation, die zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I., dem israelischen Präsidenten Shimon Peres und dem palästinensischen Präsidenten Abu Mazen beim Friedensgebet mit Papst Franziskus in den Vatikanischen Gärten anwesend war. Nach diesem Treffen wurde der Krieg im Gazastreifen wieder aufgenommen. «Ich verstehe», sagte Margaret und erinnerte sich an diese Zeit, «dass nur Gott die Herzen der Menschen verändern kann. Wir müssen weiterhin Frieden von Gott erbitten. Wie die Olivenbäume, die wir an diesem Tag gepflanzt haben, möge der Frieden schließlich Wurzeln schlagen, dann können wir die Früchte sehen." .
(GV) (Fides 2/2/2021)


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