ASIEN/ MYANMAR - “Religions for Peace of Myanmar” fordert Voraussetzungen für den Frieden

Dienstag, 26 Januar 2021 politik   menschenrechte   menschenwürde   staatsbürgerschaft   religionsvertreter   frieden   gerechtigkeit   jugendliche  

Yangon (Fides) – In einem am 25. Januar veröffentlichten und in sieben Punkten strukturierten Appell fordern, Mitgliedern der interreligiösen Plattform "Religions for Peace of Myanmar“ die Schaffung der Voraussetzungen für den Frieden in Myanmar. Dabei soll jegliche ethnische Diskriminierung beseitigt und ganz Myanmar entmilitarisiert werden; zudem soll nach nach politischen Lösungen für wichtige Probleme gesucht und eine Reform der Justiz-, Bildungs-, Sozialversicherungs- und Gesundheitssysteme auf den Weg gebracht sowie Dezentralisierung der Entscheidungsfindung angestrebt werden. Auf diese Weise werde man für die neuen Generationen eine erfolgreiche und friedliche Zukunft vorbereitet. Mit ihren Forderungen wenden sich die Unterzeichner an die neue Regierung, ethnische, politische und militärische Führungspersönlichkeiten sowie an alle Menschen guten Willens. Als "Botschafter des Friedens und der Versöhnung" wolle man gemeinsam für den Frieden in unserem Land arbeiten, heißt es in dem Appell, der im Namen von „Relgions for Peace“ und der Föderation der asiatischen Bischofskonferenzen (FACB) auch von Kardinal Charles Maung Bostellt unterzeichnet ist, der feststellt, dass "die Wahlen im vergangenen November weitgehend als frei und fair anerkannt wurden" und „damit ist die neuen Regierung beauftragt und verpflichtet, die integrativen wirtschaftlichen und sozialen Ziele zu verfolgen, für die sie gewählt wurde".
Die Religionsführer erinnern an die aktuellen Herausforderungen, mit denen sich Myanmar konfrontiert sieht: "Die globale Pandemie stellt unser öffentliches Gesundheitssystem vor eine Zerreißprobe. Das Virus hat unsere fragile Wirtschaft zerstört. Kinder haben ein Schuljahr verloren und Studienkurse werden abgebrochen. Viele hungern und leiden Not. Arme Menschen leiden mehr. Die gesamte Gemeinschaft leidet. Vor der Pandemie hatte Myanmar bereits eine Umweltkatastrophe erlebt. Durch die neue Regierung muss Myanmar mit vereinten und vorausschauenden politischen Maßnahmen diese Herausforderungen angehen, den Frieden begünstigen und eine lebendige, erfolgreiche Zukunft fördern. Die Rechte und die Pflichten aller in Myanmar beruhen auf Gegenseitigkeit und unser Interesse am Gemeinwohl gilt für alle."
Punkt eins des Textes fordert die Regierung auf, "die Bedingungen für den Frieden zu schaffen": "Die Pflicht jedes Anführers des Landes, sowohl auf ziviler als auch auf militärischer Ebene, besteht darin, sich zu Einheit, Frieden und Versöhnung zu verpflichten. Allen zivilen und militärischen Verantwortlichen sind gebeten, die vergebliche Suche nach militärischen Lösungen zu beenden und durch Dialog und Verhandlungen mit Mut und Entschlossenheit nach Gerechtigkeit zu suchen. Frieden wird nur entstehen, wenn in jedem Sektor und auf jeder Führungsebene ein Geist transparenter, offener und verantwortungsbewusster Führung vermittelt wird."
Die Religionsführer weisen im zweiten Punkt auf die dringende Notwendigkeit hin, jegliche ethnische Diskriminierung zu beseitigen: In einem Land, das "aus ethnischen Gründen tief gespalten" ist, können und müssen wir einen anderen Weg einschlagen, einen Weg zur Solidarität. Myanmars langjährige zivile Konflikte haben ethnische Hintergründe, aber die Hauptursachen sind politisch", heißt es in dem Appell.
Zu diesem Zweck heißt es unter Punkt drei, sei es notwendig, Myanmar zu entmilitarisieren: "Krieg ist die Sprache des Todes. Bürgerkriege sind eine Weigerung, die Menschlichkeit unserer Brüder und Schwestern anzuerkennen. Gewalt schafft niemals Frieden. Krieg verhindert das harmonische Zusammenleben. Konflikten verursachen Bitterkeit, Spaltungen und Wunden, deren Heilung Jahre dauert. Die Einheit muss angestrebt werden, aber nicht aus Angst oder Bedrohung ", heißt es in dem Text.
Der Königsweg zur Bewältigung der großen Herausforderungen wird im vierten Punkt aufgezeigt: es gehe um die Suche nach politischen Lösungen, da "es niemals eine militärische Lösung für einen politischen Konflikt geben wird". "Das Streben nach militärischen Lösungen führt nur zu endlosem Krieg und endlosem Elend. Der erweiterte Einsatz der birmanischen Armee (Tatmadaw) in Gebieten ethnischer Minderheiten kann nicht zur Einheit führen, wenn der politische Dialog fehlt."
Außerdem sei es dringend erforderlich, den Reformprozess in den Bereichen Justiz, Bildung, soziale Sicherheit und Gesundheit fortzusetzen, wie im fünften Punkt des Aufrufs festgestellt wird: "Die vom Zentrum bereits eingeleiteten Reformen sind immens. Diese Regierung wurde mit einer mutigeren Reform beauftragt". Es müsse dringend weiteren Fortschritten in diesen wesentlichen Bereichen geben denn, „verspätete Justiz ist die verweigerte Justiz".
Zum Reformprozess heißt es unter Punkt sechs, sei es auch notwendig Entscheidungsprozesse zu dezentralisieren: "Gute Regierungsführung erfordert Subsidiarität, Delegation. Nicht alle Entscheidungen sollten in der Hauptstadt Nay Pyi Taw getroffen werden. Die Aktivitäten die die ganze Gesellschaft betreffen müssen koordiniert werden, wobei das Leben der lokalen Gemeinschaften berücksichtigt werden muss. Die Übertragung von Befugnissen muss begleitet und von Fortbildung und Augenmerk sowohl für gewählte Politiker als auch für Beamte der öffentlichen Verwaltung unterstützt werden ", so die religiösen Führer.
All diese umfassenden nationalen Anstrengungen heißt es im siebten Punkt, dienten dazu, "die nächste Generation darauf vorzubereiten", die Armut zu beseitigen und eine bessere Zukunft aufzubauen, insbesondere „indem wir uns auf die Bildung und Entwicklung junger Menschen konzentrieren“. "Bildung für alle in Myanmar ist hundertmal wertvoller für den Aufbau von Frieden als der Kauf von Waffen. Myanmar muss seiner Jugend vertrauen, in sie investieren und sie fördern. Junge Menschen sind unsere Gegenwart und unsere Zukunft", betont der Appell.
Das Dokument der religiösen Führer schließt mit der Aufforderung an alle Bürger, als sich aktiv für eine "neuen Ära der Einheit und Solidarität" zu engagieren, "Handwerker des Friedens zu sein, zu vereinen und nicht zu spalten, Hass auszulöschen und ihn nicht zu kultivieren oder zu entzünden, immer offen für Wege des Dialogs zu sein, die unser schönes Land versöhnen, heilen, vereinen".
(PA) (Fides 26/1/2021)



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