ASIEN/INDIEN - Treffen mit Premierminister Modi: Kardinäle regen Papstbesuch an

Mittwoch, 20 Januar 2021 heiliger stuhl   religiöse minderheiten   religionsfreiheit   politik   dialog  

New Delhi (Fides) – Bei einem persönlichen Gespräch mit Premierminister Narendra Modi baten drei indische Kardinäle am gestrigen 19. Januar um das Ergreifen der notwendigen institutionellen Schritte für die Einladung von Papst Franziskus zu einem Besuch in Indien. Im Rahmen des etwa 45-minütigen Treffens wurden auch andere Themen und aktuelle Herausforderungen erörtert, mit denen sich die christliche Glaubensgemeinschaft im Land konfrontiert sieht. An dem Treffen mit dem indischen Premierminister nahmen die Kardinäle Oswald Gracias (Vorsitzender der Indischen Bischofskonferenz) George Alencherry (Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche) und Baselios Cleemis (Oberhaupt der Leiter der syro-malankarischen Kirche teil.
"Es war ein Dialog über weitreichende Themen”, so Kardinal Gracias am Rande des Treffens, „Wir sprachen über die verschiedenen Arbeitsbereiche der Kirche in Indien auf nationaler Ebene, insbesondere darüber, wie katholische Institutionen in verschiedenen Bereichen der Bildung und der medizinischen und sozialen Unterstützung arbeiten. Und wir haben uns darüber ausgetauscht, wie die Kirche mit der Regierung zusammenarbeiten kann".
Kardinal Gracias zufolge "begrüßte Premierminister Modi generell den Vorschlag, den Papst nach Indien einzuladen”. Der Premierminister müsse nun einen geeigneten Moment finden, in dem der Heilige Vater angesichts der aktuellen von der Pandemie geprägten Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen in Indien eingeladen werden kann.
Nach Angaben von Kardinal Gracias wurde auch die Frage der Bauern angesprochen und man hoffe, "dass eine gerechte Lösung gefunden wird", wobei der Premierminister erklärte, dass die Regierung alle Anstrengungen dafür unternehmen werde.
Ein weiteres Thema war der Fall des Jesuitenpaters Stan Swamy, der wegen seines sozialen Engagements verhaftet wurde. Wie der Kardinal berichtet erklärte der Premierminister, er sei sich der Situation bewusst, merkte jedoch an, dass die Regierung sich derzeit nicht in die Angelegenheit einmischen wolle, da der Fall von einer unabhängigen Behörde bearbeitet werde.
Die Kardinäle informierten Modi im Rahmen des Treffens auch über die umfassende Arbeit der Kirche während der Covid-19-Pandemie: Die katholische Kirche und deren Partnerganisationen haben mehr als 15,2 Millionen Rupien bereitgestellt, um während der aktuellen Pandemie für die Versorgung der Armen aufzukommen. Die verschiedenen Einrichtungen der Caritas haben in Indien über zwei Millionen Menschen versorgt. "Wir werden uns weiterhin um die Versorgung des indischen Volkes kümmern", bemerkte der Präsident der Bischofskonferenz.
Kardinal Alencherry sprach über die Situation der religiösen Minderheiten (Christen, Muslime und andere) in Indien und bat Modi um Maßnahmen "für die notwendige gerechte Verteilung von Gütern und Dienstleistungen". In diesem Zusammehnang erinnerte er den Premierminister an Dringlichkeit der Förderung der religiösen Harmonie.
Das von den Kardinälen angesprochene umstrittene Gesetz zur Regelung ausländischer Beiträge (FCRA), das die Ankunft ausländischer Gelder auch zugunsten von katholischen Einrichtungen und Organisationen beeinträchtigt, rechtfertigte der Premierminister damit, dass "es so viele Organisationen, die ausländisches Geld erhielten, keine angemessene Konten führen".
Kardinal Cleemis forderte eine gleichmäßige Verteilung der von der Bundesregierung zugewiesenen Mittel unter den Armen.
Die Kardinäle sprachen beim Treffen mit dem Premierminister auch das Problem des Dalit-Volkes unter besonderer Berücksichtigung der Christen der Dalit-Gemeinschaft an. "Dies sind Gruppen von Menschen, die gefördert und in die Gesellschaft einbezogen werden müssen", sagten die Kirchenvertreter, was auch Premierminister bekräftigte, der die menschlichen und sozialen Förderung der Dalits begrüßt. Bei Maßnahmen zum gerechten Zugang von Dalits zu Bildung, Sozialleistungen und Integration muss die Regierung nach Ansicht der Kardinäle wirtschaftliche und nicht religiöse Kriterien zugrunde legen.
Kardinal Gracias betonte, man habe Modi klar gemacht, dass "die Kirche sich nicht politisch engagiert... und immer unparteiisch handelt“. “Was wir uns wünschen, ist eine gute Regierung”, so der Kardinal abschließend, “Wir bemühen uns um die Armen und engagieren uns für Wirtschaftswachstum und die Entwicklung der Menschen, Gerechtigkeit und Fortschritt des Landes".
(SD-PA) (Fides 20/1/2021)


Teilen: