ASIEN/IRAK - Christliche Ministerin für Immigration und Flüchtlinge beginnt mit der geplanten Schließung der Flüchtlingscamps

Freitag, 20 November 2020 mittlerer osten   ostkirchen   flüchtlinge   dschihadisten   frauen  

Bagdad (Fides) – Die chaldäische Christin Evan Faeq Yakoub Jabro, hat in ihrer Eigenschaft als irakische Ministerin für Einwanderung und Flüchtlinge, begonnen, die im Oktober von der Regierung von Bagdad geplante Schließung aller Flüchtlingslager bis zum März nächsten Jahres umzusetzen. Die Umsetzung des Rgierungsplans ist jedoch nicht einfach, und die ersten von der Ministerin geäußerten Aussagen zu den zugrunde liegenden Kriterien, werden kontrovers diskutiert.
Viele Binnenvertriebene, die aus den nordirakischen Regionen geflohen nachdem sie 2014 unter die dschihadistische Herrschaft des selbsternannten islamischen Staates (Daesh) fielen, leben in solchen Camps. Der Wille der Regierung, die Flüchtlingslager zu schließen, entspricht den wirtschaftlichen Bedürfnissen des Landes und den Anforderungen öffentlichen Ordnung, doch er stößt auf den auf den Widerstand vieler Flüchtlinge, die nicht beabsichtigen, in ihre jeweiligen Herkunftsgebiete zurückzukehren, in denen die anhaltende Unsicherheit und der Mangel an Arbeitsplätzen weiterbestehen, was es für die Vertriebenen schwierig macht, sich eine friedliche Zukunft für ihre Familien vorzustellen.
In den letzten Tagen traf sich Evan Jabro mit Vertretern der Autonomen Region Irakisch-Kurdistan, wo Zehntausende Christen, die 2014 aus Mossul und den Dörfern der Ninive-Ebene geflohen waren, Zuflucht fanden. Bei dieser Gelegenheit schlug die Ministerin vor, den im irakischen Kurdistan untergebrachten Vertriebenen die Möglichkeit zu bieten, sich dauerhaft in das sozioökonomische Gefüge zu integrieren, und nicht in ihre Herkunftsgebiete zurückzukehren. Die Ministerin nannte das Beispiel des Flüchtlingslagers "Jungfrau Maria", in dem christliche Familien in Bagdad untergebracht sind, die angesichts des Vormarsches dschihadistischer Milizen aus dem Nordirak geflohen waren: die Flüchtlinge dieses Flüchtlingslagers – so Evan Jabro - baten darum, in Bagdad zu bleiben und lehnten Subventionen für eine Rückkehr in ihre Herkunftsgebiete ab.
Der Plan, wie von der irakischen Regierung angeordnet, die Flüchtlingslager zu schließen, wurde auch von Ali al Bayati, einem Mitglied des Hohen Menschenrechtsausschusses im Irak, kritisiert. ER betonte gegenüber dem Nachrichtenportal ankwa.com, es sei besser, anstatt die Lager das Ministerium für Einwanderung und Flüchtlinge zu schlißen und es mit anderen Regierungsbehörden zusammengelegen, wenn man Geld sparen wolle.
Evan Jabro, die sich seit Juni letzten Jahres im Auftrag der irakischen Regierung mit der Flüchtlingskrise und der Umsiedlung von Binnenvertriebenen befasst (vgl. Fides 8/6/2020), lehrt Biologie und hat sich in der Vergangenheit insbesondere für die jüngere Generation eingesetzt, die oft von der irakischen Politik vernachlässigt wird.
In der Vergangenheit arbeitete Evan Jabro mit der 2003 von Fatima Al-Bahadly gegründeten NGO Al-Firdaws zusammen und engagierte sich für die Entwicklung von Sozial- und Arbeitsbeschaffungsprojekten, die sich hauptsächlich an Frauen und junge Menschen richten. Die Ministerin war auch Beraterin des Gouverneurs von Mossul in Minderheitenfragen, und bei den irakischen Wahlen im Mai 2018 hatte sie sich als Kandidatin für die Zuteilung eines der fünf Sitze beworben, die aufgrund einer „Quotenregelung“ christlichen Minderheiten vorbehalten sind.
(GV) (Fides 20/11/2020)


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