AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Konflikt in Tigray: Hilfswerke warnen vor humanitärer Krise im Horn von Afrika

Mittwoch, 18 November 2020 kriege   vertriebene  

Addis Abeba (Fides) – In Tigray besteht die Gefahr einer schweren humanitären Krise. Bei den am 4. November ausgebrochenen Kämpfe zwischen den Truppen der äthiopischen Armee und den Milizen der Tplf, der Partei, die die Region von Macalle aus regiert, starben bereits Hunderte von Menschen und mindestens 27.000 Zivilisten mussen aus ihren Häusern fliehen, um Schutz im benachbarten Sudan zu suchen. Auserdem leben bereits mehr als 100.000 äthiopische Binnenflüchtlinge und 96.000 eritreische Flüchtlinge in vier Lagern in Tigray.
"Was auch immer passiert, es sollte einen sicheren humanitären Korridor für die Versorgung von humanitären Helfern und Flüchtlingen ermöglicht werden", so Andre Atsu, Regionaldirektor des Jesuiten-Flüchtlingshilfswerks in Ostafrika. “Die Kämpfe verzögeren die Ankunft humanitärer Hilfe, einschließlich Nahrungsmitteln und Medikamenten”. Nach Angaben vonAtsu sind Helfer und Flüchtlinge von den Kämpfen schwer getroffen, nachdem wichtige Straßen gesperrt wurden und Kraftstoff knapp ist. Strom, Internetverbindung und Telefone wurden unterbrochen und Bankenienstleistungen wurden ebenfalls ausgesetzt. "Einige unserer Mitarbeiter stammen ursprünglich nicht aus Tigray und wir fürchten um ihre Sicherheit, wenn sich die Situation zu ethnischen Konflikten ausweitet", fügt Atsu hinzu.
"Es gab Bombenanschläge, Angriffe und in einigen Teilen der Region ist sogar von Massakern an der Bevölkerung die Rede”, so Mussie Zerai, ein eritreischer Priester der Eparchie Asmara, “Es ist nicht bestätigt, aber es wird befürchtet, dass bei den Zusammenstößen Hunderte von Menschenleben verloren gegangen sind. All dies kann nicht unter dem Vorwand der normalen Verwaltung oder eines internen Polizeieinsatzes geschehen. Wenn man mit Flugzeugen bombardiert und Raketen abschießt, nicht nur in Richtung Eritrea, sondern auch in Richtung von Regionen und Städten wie Gondar und Bahr Dar im zentralen Bereich des Landes, besteht die Gefahr, dass sich der Konflikt verschärft mit wirklich unvorhersehbaren Folgen. Die Auswirkungen dieser ersten Kriegswochen zeigen dies: es gab nur Hunderte von Toten, sondern Tausende von Zivilisten mussten in den Sudan fliehen”.
Katholische Bischöfe in Ostafrika befürchten auch, dass der Konflikt weitere Todesfälle, Vertreibungen und Zerstörungen verursachen könnte, wenn keine dringenden Maßnahmen ergriffen werden. "Auch wenn wir glauben, dass es immer noch Hoffnung gibt, dass dieser Konflikt friedlich gelöst werden kann und es nicht zu einem Bürgerkrieg kommt", schrieb so der Vorsiteznde der Vereinigung der Ostafrikanischen Bischofskonferenzen, Bischof Charles Kasonde, in einem an die äthiopische Kirche gerichteten Schreiben “ sind wir uns bewusst, dass dies nur geschehen kann, wenn ein politischer Wille für Verhandlungen besteht."
„Ein solcher Konflikt ist zu viel für eine bereits gemarterte Region, die für die Kriege der Vergangenheit einen sehr hohen Preis gezahlt hat und auch unter klimatischen Bedingungen leidet“, so Pfarrer Mussie abschließend, “Kürzlich gab es auch noch eine Heuschreckenplage, die die Ernte im Norden des Landes verwüstet hat. Wenn sich die Probleme häufen, riskieren sie wirklich, den mühsam begonnenen Versuch zunichte zu machen, Wachstum und Entwicklung, Frieden und sozialen Zusammenhalt wieder in Gang zu bringen. Es muss auch daran erinnert werden, dass im Norden in der Region Tigray neunzigtausend eritreische Flüchtlinge leben, die in dieser Phase Gefahr laufen, zwischen zwei Bränden ohne Fluchtweg eingschlossen zu werden, wenn der Sudan, wie befürchtet, seine Grenzen schließt. Das humanitäre Risiko ist sehr hoch. Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft und insbesondere an die Vereinten Nationen, entschlossen einzugreifen, um die Kriegsparteien an einen Tisch zu bringen, um eine friedliche Lösung ohne weiteres Blutvergießen für eine Region Afrikas zu finden, die bereits einen sehr hohen Preis gezahlt hat."
(EC) (Fides 18/11/2020)


Teilen: