AFRIKA/GUINEA - Präsidentschaftswahl: Ergebnisse werden mit Spannung erwartet

Montag, 19 Oktober 2020 wahlen   gewalt   bischöfe  

Conakry (Fides) - Mit Spannung wird in der Republik Guinea das Ergebnis der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am gestetrigen 18. Oktober erwartet. Favoriten sind der scheidende Präsident Alpha Condé und sein Widersacher Cellou Dalein Diallo. Letzterer beschuldigt das scheidende Staatsoberhaupt, eine "lebenslange Präsidentschaft" anzustreben. Wird in der ersten Runde keiner der Kandidaten mit einer Mehrheit gewählt, findet die zweite Wahlrunde am kommenden 24. November statt.
Dem Wahlkampf gingen Proteste der Opposition gegen die Aussicht auf eine dritte Amtszeit für Condé voraus. Der Protest, der bereits im Oktober 2019 begann wurde größtenteils unterdrückt. Dutzende Zivilisten kamen bei Ausschreitungen ums Leben. Die Anzahl der Amtszeiten des Präsidenten ist von der Verfassung auf zwei begrenzt. Doch nach Ansicht von Condé beginnt mit der Verabschiedung der neuen die Verfassung im vergangenen März die Zählung seiner Mandate neu.
"Wir haben die Ermordung von 52 Zivilisten anhand der Aussagen der Angehörigen der Opfer dokumentiert", betont Ibrahima Diallo, Koordinator der lokalen Nichtregierungsorganisation "Tournons la page", die von Secours Catholique unterstützt und vom Internationalen Strafgerichtshof angehört wurde. Ein Bericht von "Tournons la page" listet auch ein Dutzend Schwerverletzte und 80 Festnahmen oder Entführungen auf. "Ich selbst wurde entführt und meine Frau wurde missbraucht", beklagt Diallo. „Für uns sind diese 52 Todesfälle Verbrechen gegen die Menschlichkeit, weil es sich um gezielte Tötungen handelt. Die meisten Opfer kommen aus der Peul-Gemeinde und leben in einer Hochburg der Opposition. Wir bitten den Internationalen Strafgerichtshof, eine Voruntersuchung einzuleiten.“
„Die dritte Amtszeit in Alpha Condé ist verfassungswidrig“, so Diallo, „Weil die guineische Verfassung von 2010 jede Änderung der Anzahl und Dauer der Amtszeiten des Präsidenten verbietet. Der Präsident ignorierte diese Bestimmung und führte mit dem Referendum im März eine Art konstitutionellen Putsch durch, der es ihm ermöglichte, die Verfassung zu ändern.“
„Er hat dies auf Kosten des von den Guineern vergossenen Blutes erzwungen. Lassen Sie uns ein neues Kapitel schreiben und für den demokratischen Wechsel eintreten. Eine weitere Amtszeit von Alpha Condé über die beiden abgelaufenen Mandate hinaus, ist eine Bedrohung für Frieden und Stabilität. Er tut alles, um an der Macht zu bleiben, auch wenn es das Töten bedeutet“, schließt Diallo den Bericht.
Angesichts der Spannungen und Gewalt, die das Land erschütterten, hatte Erzbischof Vincent Coulibaly von Conakry am 15. August in der Predigt zum Gottesdienst am Hochfest Mariä Himmelfahrt darum gebeten, "jeder Gewalt ein Ende zu setzen und einen integrativen Dialog zugunsten des Friedens zu beginnen, damit die Konfliktparteien einander zuhören und ihre Standpunkte austauschen können, um friedliche Lösungen für die Krise zu finden" (vgl. Fides 25/8/2020).
(L.M.) (Fides 19/10/2020)


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