ASIEN/LIBANON - Maronitischer Patriarch: Verhandlungen über Seegrenzen bedeuten keine „Normalisierung“ der bilateralen Beziehungen zu Israel

Mittwoch, 14 Oktober 2020 mittlerer osten  

Bkerké (Fides) - Die Verhandlungen zwischen libanesischen und israelischen delegierten zur Festlegung der Seegrenzen zwischen dem Libanon und Israel, können nicht unbedingt als Beginn der Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern interpretiert werden, die formell nie den Kriegszustand widererufen haben. Dies unterstreicht er maronitische Kardinal Bechara Boutros Rai, in einem langen Interview mit dem libanesischen Fernsehsender “Al Jadeed“. "Wir müssen dringend die Seegrenzen festlegen, um Gas und Öl fördern zu können", sagte der Patriarch, "aber dies stellt keine Normalisierung der Beziehungen dar, was vorerst auch nicht möglich ist." Der libanesische Kardinal fügte diesbezüglich diese Normalisierung hinzu: "Es ist nicht einfach und es wird einige Zeit dauern". Wobe er an israelische Militärinterventionen auf libanesischem Territorium erinnert fügte hinzu, dass die bilateralen Beziehungen, die der Libanon zum jüdischen Staat pflegt "andere Umstände erlebt haben, als die der Länder, die bereits ein Friedensabkommen mit Israel unterzeichnet haben".
Die erste Runde der Verhandlungen über die Seegrenzen begannen am heutigen Mittwoch, den 14. Oktober, um 10.30 Uhr im im Freien (aufgrund der Auflagen zur Eindämmung der Pandemie) und finden in Naqura, einer libanesischen Stadt an der Grenze mit Israel statt. Indirekte Gespräche werden von Vermittlern der USA und der Vereinten Nationen gefüht. Die Vereinigten Staaten vermitteln bereits seit einem Jahrzehnt zwischen dem Libanon und Israel über die umstrittene Grenzfrage, aber der Versuch, ein Rahmenabkommen zu schließen, konnte erst Anfang Oktober mit Zustimmung der beiden Parteien angekündigt werden. Der Libanon sieht sich mit einer verheerenden Wirtschaftskrise konfrontiert und möcgte dringend Zugang zu den vor seinen Küsten gelagerten Bodenschätzen erwirken. Im Zentrum der Verhandlungen steht ein 860 Quadratkilometer großes Seegebiet, das sowohl vom Libanon als auch von Israel als Teil ihrer Hoheitsgewässer beansprucht wird.
(GV) (Fides 14/10/2020)


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