ASIEN/PAKISTAN - Pakistanischer Christ nach sieben Jahren freigesprochen: “Nun müssen auch die Opfer der Angriffe auf christliche Viertel in Lahore Gerechtigkeit erfahren”

Mittwoch, 7 Oktober 2020 blasphemie   christentum   religiöse minderheiten   religionsfreiheit   islam   gewalt   menschenrechte  

Lahore (Fides) – Der pakistanische Christ Sawan Masih, der 2013 fälschlicherweise wegn Blasphemie angeklagt wurde, wurde gestern, am 6. Oktober 2020, vom Berufungsgericht in Lahore freigesprochen. Das Gericht erkannte nach sieben Jahren Gefängnis und eine Urteils ersten Grades an, dass Sawan in diesem Fall fälschlicherweise mit illegalen Absichten, von mafiösen Gruppen in Verbindung mit "Land-grabbing" angeklagt worden war, und sprach ihn von allen Anklagen frei. Dabei wurde seine sofortige Freilassung veranslasst.
Der Verteidiger unterstrich die Tatsache, dass zwischen dem mutmaßlichen Verbrechen der Gotteslästerung und der Anzeige bei der Polizei eine Verzögerung von vierunddreißig Stunden lag: Dieses Element bestätigt die These einer am Tisch inszenierten Anschuldigung, um den Mann zu auf der Grundlage des Blasphemiegesetzes zu beschuldigen. Darüber hinaus hatten Zeugen, die Blasphemievorwürfe bestätigten, widersprüchliche Aussagen gemacht. Aufgrund dieser Elemente hob der Richter nun das erstinstanzlichen Urteil auf.
Sawan Masih wurde im März 2013 wegen Gotteslästerung angeklagt. Danach wurden mehr als 178 Häuser im christlichen Viertel der Joseph-Kolonie in Lahore von einer aufgebrachten muslimischen Menge niedergebrannt. 2014 wurde schließlich ein Todesurteil wegen Gotteslästerung verhängt (vgl. Fides 4/4/2014), während noch keiner der Muslime für die Verwüstung im christlichen Viertel bestraft wurde. Der Mann befand sich seit April 2014 in der Todeszelle im Gefängnis von Faisalabad, war jedoch nach Angaben von Christian Joseph Francis, Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation CLAAS (Center for Legal Aid Assistance & Settlement), "weiterhin zuversichtlich und glaube an seine Freilassung". "Wir sind äußerst stolz und glücklich, weil heute, nach acht Jahren unermüdlichen Engagements, einem unschuldigen Mann Gerechtigkeit widerfahren ist. Wir arbeiten weiterhin für alle Christen, die zu Unrecht beschuldigt werden und Opfer eines Gesetzes sind, das geändert werden sollte, um Missbrauch zu vermeiden". Masih sagte, er habe jeden Tag im Gefängnis gebetet "für die Richter, damit Gott ihnen Mut schenkt und sie bei ihren Entscheidungen wahre Gerechtigkeit anwenden können".
Der Dominikanerpater James Channan, Direktor des "Friedenszentrums" in Lahore betont: "Christen sowie Hindus und andere Angehörige von Minderheiten sind in Pakistan Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten ausgesetzt, die häufig durch die missbräuchliche Anwendung der Blasphemiegesetze verursacht werden, um unschuldige christliche Gemeinschaften anzugreifen. Dank guter Beziehungen zu muslimischen Führern wie Abdul Khabir Azad, dem Imam der Königlichen Moschee in Lahore, haben wir zusammengearbeitet, um angespannte Situationen wie den Angriff auf das christliche Viertel „Joseph Colony“ im Herzen von Lahore im März 2013 friedlich zu überwinden. Wir sind dem Gerichtshof dankbar, dass er Masihs freigesprochen und seine Unschuld anerkannt hat. Jetzt ist es notwendig, den Familien gerecht zu werden, die ihre Häuser und ihr Eigentum verloren haben, bei den Übergriffen, die durch einen falschen Vorwurf der Gotteslästerung gegen Sawan Masih hervorgerufen wurde."
(PA) (Fides 7/10/2020)


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