AFRIKA - Catholic Relief Services: “Grund für Gewalt und Instabilität in der Sahel-Zone sind nicht ethnische Spannungen”

Dienstag, 6 Oktober 2020 gewalt   dschihadisten   gerechtigkeit   bewaffnete gruppen  

Rom (Fides) - „Es sind die großen wirtschaftlichen Ungleichheiten und nicht ethnischen Spannungen, die Gewalt und Instabilität in der Sahelzoneverursachen“, heißt es in einer vor kurzem von Catholic Relief Services (CRS) vorgestellten Studie mit dem Titel "Schritte in Richtung Frieden".
"Unser Bericht unterstreicht die Tatsache, dass die Krise zwar von einigen als religiös oder ethnisch dargestellt wird, aber tatsächlich auf der reell existierenden und von den Menschen wahrgenommenen Ungleichheit und damit auf wachsende Unzufriedenheit mit der Regierung zurückzuführen ist", so Jennifer Overton, Regionaldirektorin des CRS für Westafrika. "Diejenigen, die in der Sahelzone leben, verdienen eine gute Regierungsführung, Sicherheit, Zugang zu Lebensgrundlagen und bessere Lebensbedingungen", fügte sie hinzu.
Die von der Studie untersuchten Länder sind Mali, Burkina Faso und Niger, in denen die durch die Aktionen verschiedener bewaffneter Gruppen verursachte Unsicherheit „schnell zur größten humanitären Krise der Welt führt".
Die humanitäre Not in der Sahelzone ist erschütternd. Mehr als 1,8 Millionen Menschen wurden aufgrund von Gewalt aus ihren Häusern vertrieben. Nach Angaben der Vereinten Nationen benötigen mehr als 20 Millionen Menschen, die Hälfte davon Kinder, humanitäre Hilfe. Das ist die höchste Zahl, die jemals in der Region verzeichnet wurde.
Wie aus der Studie hervorgeht, beuten Dschihadisten und organisierte kriminelle Gruppen die Armen und Arbeitslosen aus, und nutzen dabei die Missstände kleiner ländlicher Gemeinden und das Misstrauen in die nationalen politischen Führung, um Kämpfer zu rekrutieren. Religiöser Extremismus scheine jedoch kein treibender Faktor für die Unruhen zu sein.
"Ob Sie Muslime, Christen, Katholiken, Protestanten oder traditionell afrikanischer Glaube sind, der Terrorismus hat niemanden verschont und führt dazu, dass jeder seinen Lebensunterhalt, sein Zuhause, sein Geschäft, sein Leben und seine Freiheit für verliert, und die Menschen sich als Geiseln fühlen", so Der Voristzende der Bischofskonferenz von Burkina-Niger, Bischof Laurent Birfuoré Dabiré.
Sowohl muslimische als auch christliche Anführer in den Gemeinden und Religionsgemeinschaften, die sich für Einheit und friedlichen Widerstand einsetzen seien Ziel der Gewalt. Damit wolle man ihren Einfluss zu untergraben.
„In Westafrika werden unsere Brüder und Schwestern verfolgt, massakriert und entführt. Unsere Häuser und Bauernhöfe wurden niedergebrannt. Frauen und Kinder wurden gnadenlos ins Visier genommen. Andere werden gewaltsam angeworben. Dies zwang die Menschen zu gehen und ihre Heimat für oft noch unsicherere Orte zu verlassen “, so Théodore Togo, Generalsekretär von OCADES / Caritas Mali.
Im Rahmen der Studie befragte CRS Bauern, Hirten, Mitglieder lokaler Milizen sowie religiöse und traditionelle Anführer in der Region. Die Analyse wurde im April 2020 durchgeführt und umfasst vor allem diejenigen, die im Epizentrum der Gewalt in der Region Liptako - Gourma zwischen Burkina Faso, Mali und Niger leben.
Das CRS, das seit mehr als sechs Jahrzehnten in der Region tätig ist, fordert im Rahmen nationaler und regionaler Pläne zur Lösung der Krise größere Investitionen in die Friedenskonsolidierung und eine stärkere Einbeziehung von Frauen, Jugendlichen und lokalen Führungskräften.
(L.M.) (Fides 6/10/2020)


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