ASIEN/HEILIGES LAND - Oberhäupter der Kirchen in Jerusalem: UN und Regierungen in aller Welt müssen für ein Ende des Konflikt in Bergkarabach eintreten

Samstag, 3 Oktober 2020 mittlerer osten   ostkirchen   geopolitik   krisengebiete  

Jerusalem (Fides) - Der anhaltende militärische Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien in der Region Berg-Karabach führe erneut zum Tod unschuldiger Menschen und zur Flucht von Männern und Frauen, Kindern und alten Menschen vor den Schrecken des Krieges. Ein Szenario des Leidens und der Verwüstung, das unter Beteiligung aller internationalen Akteure so schnell wie möglich gestoppt werden müsse. Dies fordern die Patriarchen und die Oberhäupter der Kirchen und christlichen Gemeinden Jerusalems in einer am Freitag, dem 2. Oktober, veröffentlichten Erklärung. In ihrer Botschaft, die unter anderem vom griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Theophilos III., und vom Apostolischen Administrator des lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, unterzeichnet wurde sprechen die Unterzeichner den am Konflikt beteiligten Gemeinschaften ihr Beileid aus und bitten um Gottes Barmherzigkeit. Dabei fordern sie "die europäischen Regierenden, die Präsidenten Russlands und der Vereinigten Staaten von Amerika und an den Generalsekretär der Vereinten Nationen“ auf „so bald wie möglich einzugreifen “, um „einen sofortigen Waffenstillstand zu erreichen und einen dauerhaften Frieden auszuhandeln“.
Die Region Berg-Karabach befindet sich im Kaukasusgebierge. Hier lebt armenischer Mehrheit, in einem Gebiet, das nach der bolschewistischen Eroberung von 1920 auf Geheiß Stalins Aserbaidschan als "Autonomes Gebiet" zugeteilt wurde. Die Frage der ethnisch-politischen Spannungen um Berg-Karabach explodierte bereits zum Zeitpunkt der Auflösung der Sowjetunion: In dieser Region mit armenischer Mehrheit hatte die zuständige lokale Behörde im September 1991 nach der damaligen sowjetischen Gesetzgebung die Geburt der neue Republik Artsakh erklärt, nachdem auch Aserbaidschan beschlossen hatte, die UdSSR zu verlassen. Ein Referendum und Wahlen folgten, aber im Januar des folgenden Jahres löste die aserbaidschanische Armee einen Konflikt aus, der 30.000 Tote forderte und 1993 mit einem Waffenstillstandsabkommen endete, das seitdem kontinuierlich durch Grenzangriffe und Scharmützel verletzt wurde.
Die erneuten Zusammenstöße zwischen aserbaidschanischen Streitkräften und den von Armenien unterstützten separatistischen Behörden, haben den letzten Tagen laut armenischen Quellen bereits mehr als 200 Tote verursacht, während Aserbaidschan 19 getötete und 60 verwundete Zivilisten meldet. Ein Waffenstillstand in Berg-Karabach, so der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev, könne nur "unter der Bedingung geschlossen werden, dass Armenien seine Streitkräfte zurückzieht". Der geopolitische Konflikt zwischen Russland und der Türkei (als Verbündeter Aserbaidschans) im Nahen Osten ist nicht unerheblich für das Wiederaufleben der Spannungen.
(GV) (Fides 3/10/2020).


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