AFRIKA/ÄYPTEN - Koptisch-orthodoxer Priester will bei Parlamentswahl kandidieren und entfacht kontroverse Debatte zum politischen Engagement von Kirchenvertretern

Donnerstag, 1 Oktober 2020 mittlerer osten   ostkirchen   politik   wahlen   säkulare staatsform   sektierertum   politischer islam  

coptstoday

Kairo (Fides) - Die Kandidatur der koptisch-orthodoxen Priesters Paul Fouad (siehe Foto) bei den bevorstehenden Parlamentswahlen facht erneut die Debatte über das aktive Engagement von Geistlichen in der Politik an. Der Priester, der als Gemeindepfarrer in der Gemeinde des heiligen Georg in al Matarya, tätig ist will sich als Kandidat auf der Liste "Koalition der Unabhängigen" in seinem Wahlbezirk aufstellen lassen, zu dem auch Kairo gehört.
In der Vergangenheit waren in Ägypten mehrere Priester und Bischöfe Mitglieder politischer Parteien, da in der koptisch-orthodoxen Kirche nur die Mönche verpflichtet sind, sich nicht persönlich aktiv in der Politik zu engagieren. In Ermangelung klarer Regeln wird die angekündigte Kandidatur des Priesters Paula Fouad nun kontrovers zwischen Beobachtern und Kommentatoren diskutiert, die unterschiedliche Meinungen über die Angemessenheit seiner Kandidatur vertreten.
Einige Kopten schließen sich der in der Vergangenheit auch von den hohen kirchlichen Vertretern geäußerten Meinung an, dass Religion und Politik nicht vermischt werden sollen, zu einer Zeit, in der in Ägypten und in allen Ländern des Nahen Ostens viele es als notwendig erachten, den Säkularismus der politischen Institutionen zu fördern um der Entstehung sektiererischer Parteien entgegenzuwirken. Andere Kommentatoren weisen darauf hin, dass die Anerkennung des säkularen Charakters ziviler Institutionen dazu dienen muss, das Prinzip der Staatsbürgerschaft zu bekräftigen und jeglicher Diskriminierung zwischen Bürgern entgegenzuwirken, wobei jeder - einschließlich der Vertreter des Klerus – aktiv an politischen Wahlen teilnehmen können soll.
Parlamentswahl in Ägypten findet vom 21. Oktober bis 8. November in mehreren Phasen statt. Bei den vorherigen Parlamentswahlen 2015 wurden laut „CoptsToday“ 36 der 568 verfügbaren Sitze koptisch-orthodoxen Kandidaten zugewiesen.
(GV) (Fides 1/10/2020)


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