AFRIKA/NIGERIA - Bischöfe von Onitsha beklagen Mängel bei der Umsetzung der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 wegen Korruption

Montag, 24 August 2020 coronavirus   bischöfe   korruption   gewalt  

Abuja (Fides) - "Die durch die Covid-19-Pandemie verschärfte Wirtschaftskrise zwingt viele Menschen dazu, ihren Alltag in einer entmenschlichenden Situation zu leben, die einige von ihnen auch zur Verzweiflung führen kann", klagen die Bischöfe der Kirchenprovinz Onitsha (im Süden Nigerias) im Hirtenbrief „Habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“.
Nigeria hat, wie viele Staaten auf der ganzen Welt, auch eine Zeit der sozialen Einschränkungen angeordnet, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Nach Angaben der Bischöfe wurden diese Maßnahmen in Nigeria jedoch aufgrund der Korruption derjenigen, die diese Maßnahmen durchsetzen sollten, nicht korrekt umgesetzt. "Wir stellen leider fest, dass die Strategie des Lockdown die Ausbreitung des Virus nicht eindämmen kann und zwar aufgrund von Korruption", beklagen die Bischöfe in ihrem Hirtenbrief. "Einige derjenigen, die mit der Durchsetzung der Blockade beauftragt waren, nutzten diese Gelegenheit, um Geld von denen zu erpressen, die sich weiterhin über Staatsgrenzen hinweg bewegen wollten, und verursachten stattdessen Schwierigkeiten für diejenigen, die wirklich unterwegs sein mussten".
Für die Bischöfe ist Korruption in allen Gesellschaftsschichten des Landes zu einem kulturellen und endemischen Krebsgeschwür geworden, trotz der vielen anderslautenden Versprechen der Politiker, sie angeblich ausrotten wollen. "Der sogenannte Kampf gegen die Korruption durch aufeinanderfolgende nigerianische Regierungen scheint nur eine kosmetische Operation gewesen zu sein", sagen sie. Nach Ansicht der Bischöfe besteht die Lösung für dieses endemische Übel in der Notwendigkeit, einen Mentalitätswandel bei der gesamten Bürgerschaft herbeizuführen. Deshalb fordern sie die Regierung auf, die Bemühungen der Kirche zu unterstützen, jungen Nigerianern eine ganzheitliche Bildung anzubieten.
Die Bischöfe beklagen auch, dass sich die Regierung bei der Lockerung der Eindämmungsregeln zum Nachteil von Bildung und Religion nur auf die Wirtschaft konzentriert habe. Dies sei eine falsche Wahl, weil Bildung und Glaube das Hauptmittel seien, um die wesentlichen Werte des menschlichen Lebens zu vermitteln und weiterzugeben, die nicht nur auf der Wirtschaft beruhen.
Schließlich betonen die Bischöfe, dass die Covid-19-Pandemie die Unsicherheit im Land weiter verschärft hat, und fordern die Institutionen auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um das Leben und Eigentum der Bürger zu schützen.
Laut einem aktuellen Bericht von Amnesty International wurden allein in den nördlichen Regionen Nigerias von Januar bis Juni dieses Jahres mindestens 1.126 Menschen in ländlichen Gebieten von bewaffneten Banditen getötet.
Amnesty International befragte Einwohner der Bundesstaaten Kaduna, Katsina, Niger, Plateau, Sokoto, Taraba und Zamfara, die mehrheitlich angaben, aufgrund der zunehmenden Unsicherheit in ländlichen Gebieten Angst vor Angriffen und Entführungen zu haben. Viele der Befragten beschrieben, wie Sicherheitskräfte oft Stunden nach dem Ende der Angriffe eintreffen, selbst wenn die Beamten rechtzeitig über die bevorstehenden Angriffe informiert worden waren. Während eines Angriffs auf Unguwan Magaji im Bundesstaat Kaduna sollen Sicherheitskräfte zwar am Tatort eingetroffen sein, jedoch, als sie die hoch entwickelte Waffen sahen, die die Angreifer verwendeten, wieder gegangen sein. Bei ihrer Rückkehr waren mindestens 17 Menschen getötet worden.
In Bezug auf Covid-19 sind nach den neuesten Daten des Nigeria Center for Disease Control (NCDC) über tausend Menschen (1.002) an Covid-19 gestorben, wobei insgesamt 52.227 Infektionen bestätigt wurden.
(L.M.) (Fides 24/8/2020)


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