AFRIKA/TSCHAD - „Die Situation ist schlimm“, so die Bischöfe des Tschad. Im Land finden heute Präsidentschaftswahlen statt; „Wir appellieren an alle Menschen guten Willens“

Mittwoch, 3 Mai 2006

N’Djamena (Fidesdienst) - „Wir stellen schmerzlich fest, dass die politische Situation des Landes, die von einem Bruch im öffentlichen Zusammenwirken gekennzeichnet ist, hat sich in letzter Zeit um ein beachtliches Maß verschlechtert“, so die Bischöfe des Tschads in einer Erklärung am Vorabend der Präsidentschaftswahl, die in dem afrikanischen Land am heutigen 3. Mai stattfinden. Die Bischöfe nennen in diesem Zusammenhang auch die Gründe, die zur Zuspitzung der politischen Lage geführt haben: darunter die Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten durch eine Verfassungsänderung; die Modifizierung des Gesetzes Nr. 001 zu den Erträgen aus der Erdölförderung; die Durchführung der Präsidentschaftswahlen trotz des Protests der politischen Opposition und der Bürger; der allgemeine Mangel an Dialog.
Infolge der Situation, die sich eingestellt hat, „gibt es in den Reihen der Armee zahlreiche Deserteure, die sich in politisch-militärischen Gruppen zusammenschließen und damit die bereits bestehende Rebellionsbewegung stärken“, so die Bischöfe, mit einem unmissverständlichen Bezug auf die Rebellionsbewegung im Osten des Landes, die zum Großteil aus ehemaligen Armeesoldaten besteht. „Die politische Ausrichtung eines Teils der Sicherheitskräfte macht das Bemühen um einen nationalen Dialog noch schwieriger“, heißt es in der Erklärung der Bischöfe. „Der Staatsstreich vom 13. April (als die Rebellen vor den Toren N’Djamenas standen) hat unser Land nicht in den Teufelskreis eines Krieges gestürzt und bisher auch nicht zu einem Bürgerkrieg in den Städten geführt. Doch es waren alle Elemente vorhanden, die eine Verwirrung begünstigen und jede Art von Abrechnung zwischen Volksstämmen und politischen Parteien fördern.“
„Diese Situation ist sehr besorgniserregend und mach das Engagement aller Menschen guten Willens erforderlich“, so die Bischöfe. „Aus diesem Grund appellieren wir an die patriotischen Kräfte des Landes (Regierung, Opposition, politische und militärische Einrichtungen, Bürger), an die mit dem Tschad befreundeten Länder (Frankreich und die Nachbarländer im Besonderen) und an die internationalen Institutionen. Wir bitten alle darum sich mit all ihren Kräften dafür einzusetzen, damit im Land eine Katastrophe vermieden werden kann. Wir bitten vor allem alle an dieser Situation beteiligten um Mäßigung, damit das Leben der Menschen, der Frieden und der nationale Einklang geschützt werden.“
In der am 26. April veröffentlichten Erklärung schlagen die Bischöfe die Verschiebung der Wahlen vor, gegen die die Opposition protestierte, nachdem Staatpräsident Deby sich ein drittes Mal als Kandidat für das Amt des Präsidenten aufstellen ließ und dafür die Verfassung änderte. „Der Waffenstillstand wäre ein erster wichtiger Schritt im Tausch gegen einen Aufschub der Wahl. Das Allgemeinwohl des Landes steht auf dem Spiel und dies macht es erforderlich, dass sich alle zusammen an einen Verhandlungstisch setzen.“
Die Opposition ruft unterdessen zu einem Wahlboykott auf. Die Wahllokale sind seit 7.00 Uhr Ortszeit geöffnet. Von den insgesamt 8,8 Millionen Einwohnern des Tschads sind 5,8 Millionen wahlberechtigt. (LM) (Fidesdienst, 03/05/2006 - Zeilen, Worte)


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