ASIEN/HEILIGES LAND - “Enormes Defizit“: Lateinisches Patriarchat sieht sich zum Verkauf von Land in Nazareth gezwungen

Montag, 15 Juni 2020 mittlerer osten   ostkirchen   heilige stätten   jerusalem  

Nazareth (Fides) - Das lateinische Patriarchat von Jerusalem ist gezwungen, Land und Immobilien unter anderemm auch in der Region Nazareth zu verkaufen, um ein Schuldendefizit im Umfang von fast 100 Millionen Dollar auszugleichen, was hauptsächlich auf die finanziellen Probleme im Zusammenhang mit dem Bau und der Gründung der American University of Madaba in Jordanien zurückzuführen ist. Der Verkauf bestätigt das Patriarchat mit einer Pressemitteilung vom Freitag, den 12. Juni, um auch "falschen und unbegründeten" Vorwürfen entgegenzuwirken, die in den Medien und sozialen Netzwerken in dieser Hinsicht verbreitet wurden. "Es ist kein Geheimnis", heißt es in der Erklärung, "dass das lateinische Patriarchat von Jerusalem in den letzten Jahren aufgrund des schlechten Managements in der Vergangenheit, das mit der amerikanischen Universität von Madaba verbunden ist, ein enormes Defizit von etwa 100 Millionen US-Dollar erreicht hat". Die Schulden, heißt es in der Verlautbarung, seien „bei verschiedenen Banken und nicht beim Vatikan" entsanden.
Die Geschichte der Entstehung der Schulden, auf die sich das Patriarchat in seiner Mitteilung ausdrücklich bezieht, geht auf die Gründung der American University of Madaba (AUM) zurück, einer Universität des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, deren Grundstein am 9. Mai 2009 von Papst Benedikt XVI. gesegnet worden war und die am 30. Mai 2013 in Anwesenheit von König Abdallah II. eingeweiht wurde. Ende 2014 musste der Heilige Stuhl eingreifen, um administrative und finanzielle Probleme zu lösen, zu denen es beim Bau und der Gründung der akademischen Einrichtung gekommen war. Eine vom Staatssekretariat im Vatikan eingesetzte Ad-hoc-Kommission hatte wiederum einem lokalen Verwaltungsausschuss unter dem Vorsitz von Erzbischof Giorgio Lingua, dem damaligen Apostolischen Nuntius in Jordanien, die Aufgabe übertragen, „ die Arbeit der Universität bis zum Juli 2015 genau zu verfolgen und zu koordinieren".
Die Ernennung von Erzbischof Pierbattista Pizzaballa zum Apostolischen Administrator im Juni 2016, heißt es in der nun veröffentlichten Pressemitteilung, habe stattgefunden, "diese Probleme zu lösen". In den letzten vier Jahren wurde eine umfassende Umstrukturierung der Verwaltung eingeleitet. Angesichts der enormen Verschuldung und trotz der vielen Anstrengungen zur Mittelbeschaffung, so das Patriarchat weiter - "ist klar geworden, dass die einzig mögliche Lösung darin besteht, einige Immobilien zu verkaufen". In der Liste der zum Verkauf stehenden Vermögenswerte sind auch "verschiedene Immobilien in Jordanien" aufgeführt, die jedoch allein nicht ausreichen, um Schulden zu begleichen, da die Marktpreise in diesem Land aufgrund der aktuellen globalen Wirtschaftslage weiter gesunken sind. "Aus diesem Grund und nach vielen anderen Überlegungen", berichtet das Patriarchat, wurde die Entscheidung getroffen, Land in Nazareth zu verkaufen. Eine Entscheidung, die "ordnungsgemäß von allen zuständigen Stellen gebilligt" sei, einschließlich des Heiligen Stuhls. Das verkaufte Land in der Gegend von Nazareth, so das Patriarchat ausdrücklich, “wurde von einem arabischen Geschäftsmann erworben", und von dem Verkauf wurde über 100 Dunam (ca. 10 Hektar) Land ausgeschlossen" die "zum zukünftigen Nutzen" der lokalen christlichen Gemeinde in Nazareth bestimmt sind. Die Entscheidung, Land in Narareth zu verkaufen, versichert das Patriarchat abschließend, sei nach eingehenden Überlegungen getroffen worden, und nur insoweit gefallen, als diese Wahl das letzte Mittel darstellte, um die ansonsten unlösbaren wirtschaftlichen Problemen zu bewältigen.
(GV) (Fides 15/6/2020)


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