ASIEN/TÜRKEI - Präsident Erdogan soll nach einer „geeigneten Formel“ für die Wiedereröffnung der Hagia Sophie als Moschee suchen

Samstag, 6 Juni 2020 mittlerer osten   ostkirchen   islam   geopolitik   nationalismen  

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Istanbul (Agenzia Fides) – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will das Statut der byzantinischen „Hagia Sophia“, die derzeit als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich ist, zu ändern, damit sie auch wieder als islamische Kultstätte genutzt werden kann. Dies berichtet die Zeitung Hürriyet in der am Freitag, dem 5. Juni, veröffentlichten Ausgabe unter Berufung auf vertrauliche Quellen. Der Plan zur Änderung des derzeitigen Status soll von Erdogan selbst auf einer Sitzung des zentralen Exekutivkomitees seiner Partei, der AKP angekündigt worden sein, die seit 2002 in der Türkei an der Macht ist. Laut den zitierten anonymen Quellen soll der türkische Präsident den Anwesenden aufgetragen haben, eine Formel zu suchen, die diese Änderung ermöglichen würde, wobei die Wiederherstellung der Nutzung als islamische Kultstätte das Gebäude weiterhin für Besuche von Touristen zugänglich macht, "genau wie bei der Sultanahmet-Moschee (Blaue Moschee)". Erdogan soll dazu aufgefordert, das Projekt mit Vorsicht und ohne Eile durchzuführen, da es sich beim der Hagia Sofia um ein "sensibles" Thema handle, über das jedoch "nur unsere große Nation entscheiden kann".
Die Frage nach dem Status der Hagia Sophia war in den letzten Tagen wieder in den Mittelpunkt der Kontroversen gerückt, nachdem die türkische Regierung beschlossen hatte, zum 567. Jahrestag der osmanischen Eroberung von Konstantinopel am 29. Mai 1453 in der antiken christlichen Basilika aus dem Koran die sogenannten «Sure der Eroberung» verlesen zu lassen. Die Initiative löste eine sofortige heftige Reaktion der griechischen Regierung aus.
Die byzantinische Basilika der Hagia Sophia wurde nach dem Fall von Konstantinopel in eine Moschee umgewandelt und schließlich 1935 auf Geheiß von Mustafa Kemal Atatürk, dem ersten türkischen Präsidenten und Gründer der modernen Türkei, in ein Museum umgewandelt.
Die türkische Union historischer Denkmäler hatte bereits 2004 der türkischen Regierung den Antrag vorgelegt, die Kultstätte für muslimische Gebetstreffen zu nutzen, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. Der Staatsrat hatte bereits 2005 den von dem Organismus eingelegten Berufungsantrag abgelehnt, mit dem der Antrag zu durchgesetzt werden sollte.
In den vergangenen Jahren, hatten jeweils Ende Mai, Versammlungen mit Tausenden von Menschen auf dem riesigen Platz außerhalb des Geländes stattgefunden, um den Jahrestag der Eroberung der Stadt durch die Osmanen zu feiern und um ihre Wiedereröffnung als Moschee zu fordern.
(GV) (Fides 6/6/2020)


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