VATIKAN - Erzbischof Dal Toso: "Für den Papst leisten die Päpstlichen Missionswerke einen kostbaren Beitrag zur universalen Sendung der Kirche"

Donnerstag, 28 Mai 2020 päpstliche missionswerke   missionarische Öffentlichkeitsarbeit   papst franziskus   evangelisierung  

Vatikanstadt (Fides) - "Das Herz der Päpstlichen Missionswerke schlägt dort, wo das Herz der Kirche schlägt", so Erzbischof Giampietro Dal Toso, Präsident der Päpstlichen Missionswerke und beigeordneter Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, im Interview mit Fides in einem Kommentar zur Botschaft von Papst Franziskus an die Päpstlichen Missionswerke (vgl. Fides 22/05/2020). Die Botschaft sei von den Päpstlichen Missionswerken mit "mit Erstaunen und Dankbarkeit" angenommen worden und werde als ein Appell verstanden, der "den Werken helfen soll, sich zu erneuern und die ursprüngliche Lebensquelle wiederzuentdecken". "Der Papst lädt die Päpstlichen Missionswerke ein, das eigene Ursprungscharisma nicht zu verlieren und dieses in der heutigen Zeit zu leben", betont Erzbischof Dal Toso.
 
Wie wurde die Botschaft des Papstes von den Päpstlichen Missionswerken aufgenommen?

Mit Erstaunen und Dankbarkeit. Ich habe mich gefreut, als ich von der Absicht des Papstes erfuhr, sich in einer Botschaft an die Päpstlichen Missionswerke zu wenden. Wie er selbst schreibt, war es sein Wunsch, uns während unserer Generalversammlung zu besuchen, die in diesen Tagen stattfinden sollte, aber leider wegen der laufenden Pandemie abgesagt werden musste. Ich verstehe dies in erster Linie als Zeichen besonderer Aufmerksamkeit für diese Institution, die auf eine fast 200-jährige Geschichte zurückblickt und der Kirche so viel Gutes getan hat: Ohne die Päptsltichen Missionswerke hätte der Evangelisierungsauftrag der Kirche, insbesondere im vergangenen Jahrhundert, nicht die Früchte getragen, die wir heute sehen. Für mich ist die Botschaft des Papstes daher Anlass zur Dankbarkeit und gleichzeitig zum Nachdenken über die Herausforderungen, vor denen wir stehen und die der Papst entsprechend aufgezeigt hat. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Päpstlichen Missionswerke ein universelles Netzwerk sind. zu dem 120 Nationaldirektionen und Beauftragte in jeder Diözese gehören.
 
In der Botschaft geht es auch um die Identität und das Wesen der Päpstlichen Missionswerke: Wie kann dies zur Erneuerung der Mission beitragen?

Papst Franziskus sagt oft, dass es ohne Wurzeln keine Früchte gibt. Der Zweck der Botschaft besteht genau darin, den Werken zu helfen, sich selbst zu erneuern, indem sie die ursprüngliche Quelle wiederentdecken. Auch in seinen Ansprachen an die Päptslichen Missionswerke in den Jahren 2017 und 2018 sprach der Papst von der Notwendigkeit dieser Erneuerung. Warum? Weil die Welt und die Kirche von heute nicht mehr die von vor 50 Jahren sind und dies uns auch vor die Frage stellt: Wie kann man den heutigen Christen ansprechen und wie muss Mission in der heutigen Welt aussehen? Wir alle wissen, dass das das Paradigma der Mission nicht mehr unbedingt eine Bewegung von Nord nach Süd ist, sondern das es heute um eine Kirchengemeinschaft geht, die sich gegenseitig in der Mission unterstützt und teilt, was man hat. Das Problem besteht nicht darin - und der Papst sagt genau dies in Bezug auf das Charisma - die Identität zu ändern, sondern mit dem eigenen Charisma auf die aktuellen Bedürfnisse der Kirche und der heutigen Welt einzugehen. Ich habe bei meinen Treffen wiederholt gesagt, dass wir, wenn Papst Franziskus eine Missionskirche fordert, auch uns selbst fragen müssen, wie unser Charisma, das ein missionarisches Charisma ist, die Kirche bei dieser missionarishen Umkehr unterstützen kann.
 
Was sind Ihrer Meinung nach die Kernpunkte der Botschaft?

Ich glaube, die Frage des Glaubens ist von zentraler Bedeutung: Es freut und ermutigt mich sehr, dass der Papst das Charisma in den Kontext der Mission und die Mission in Bezug zu Christus und damit zum Glauben gestellt hat. Mission existiert, weil es um Glauben als persönliche Begegnung mit Christus geht, sowohl des Missionars als auch jeder anderen Person, die die Verkündigung des Glaubens empfängt. In diesem Sinne findet unsere Institution ihren Sinn darin, diese grundlegende Bewegung von Christus zum Menschen und umgekehrt zu begünstigen. Der Papst geht von dieser Überlegung aus, und deshalb betrachte ich dies als Dreh- und Angelpunkt der Botschaft. Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele andere inspirierende Impulse für uns:
das Wirken des Heiligen Geistes, die Wiederentdeckung des ursprünglichen Charismas mit Schwerpunkt auf dem Gebet und den Werken der Liebe; die Unterstützung der Ortskirchen; die Tatsache, dass dieses Charisma auch vom einfachen Gläubigen ausgeht und damit jeder Getauften an der Sendung der Kirche mitwirkt; und die spezifische Beziehung zum Petrusnachfolger, dessen Instrument wir sind.
 
Wie können Ihrer Meinung nach die genannten „Fallstricke“ vermieden werden?

Solche Fallstricke wird es immer geben, und deshalb ermutigt der Papst uns dazu, uns ihnen zu stellen, wie das jeder gute Vater mit seinen Kindern tut. Leider muss ich auch zugeben, dass die Päpstlichen Missionswerke allzu oft nur auf den finanziellen Aspekt beschränkt werden. Der Papst erinnert jedoch daran, dass das Charisma und die Institution zueinander gehören und dass es immer notwendig ist, zur Frische des Charismas zurückzukehren, damit die Institution ihre grundlegende Aufgabe, dieses Charisma zu schützen und dessen missionarische Fruchtbarkeit dauerhaft zu bewahren, aufrechterhalten kann. Die derzeitige Erneuerung, für die uns Papst Franziskus wertvolle Ratschläge gibt, drückt genau unseren eigenen Wunsch aus, das Ursprungscharisma nicht zu verlieren und es in der heutigen Zeit zu leben. Ich möchte dafür ein konkretes Beispiel nennen: die Päpstlichen Missionswerke denken seit einem Jahr auf verschiedenen Ebenen, auf internationaler, nationaler und diözesaner Ebene, darüber nach, wo die Erneuerung stattfinden kann und wie sie umzusetzen ist. Ich glaube, dass der von Papst Franziskus aufgezeigte Weg, d.h. einerseits das Vermeiden von Fallstricken und andererseits die Umsetzung der Empfehlungen für den weiteren Weg, die Gleise sind, auf denen die Erneuerung sicher vorangetrieben werden kann.
 
Welchen Weg werden die Päpstlichen Missionswerke in Zukunft gehen?

Ziel der Päpstlichen Missionswerke war es immer, allen zu helfen, einen missionarischen und universellen Glauben zu pflegen. Im Jahr 2022 feiern wir unser 200jähriges Gründungsjubiläum und in diesen Tagen hat uns die gute Nachricht erreicht, dass das Wunder, das auf die Gründerin des ersten Werks, Pauline Jaricot, zurückgeht, anerkannt wurde. Sie hat all unseren Aktivitäten eine Gründungsstruktur gegeben. Es gibt also schon einen vorgegebenen Weg. Denken wir nur an die Bedeutung des Weltmissionssonntages, der seit 1926 in allen Pfarreien der Welt begangen wird und zum Mitwirken an der Mission anregen möchte. Ich denke an die vielen Kranken, die ihr Leiden für die Mission in den Ländern opfern, in denen die Päpstlichen Missionswerke mit den Kranken zusammenarbeiten. Denken wir aber auch an die finanzielle Hilfe, die wir weiterhin leisten und für die ich einige Beispiele nennen möchte: Für jeden der fast 25.000 Studierenden der Priesterseminare in den Missionsländern (Asien, Afrika, Ozeanien und teilweise Lateinamerika) gewähren wir einen Zuschuss von von 450 US-Dollar, der in einigen Ländern fast die gesamten jährlichen Ausbildungskosten abdeckt; jeder Kirchsprengel in den Missionsländern erhält einen Zuschuss für die ordentlichen Ausgaben in Höhe von insgesamt mehr als 27 Millionen US-Dollar; im Jahr 2019 haben wir die schulische Bildung mit rund 7 Millionen US-Dollar unterstützt. Oder ich denke daran, dass wir jedes Jahr mehr als 11 Millionen Dollar zur Bildung und zum Unterhalt von Laienkatechisten beitragen, die in den Missionsgebieten grundlegend am Wachstum der christlichen Gemeinden mitwirken. Im Moment helfen wir vielen Diözesen, die wegen Covid-19 keine Unterstützung erhalten. Dieses materielle und geistliche Engagement muss fortgesetzt werden, auch weil es die Ortskirchen sind, die uns darum bitten, und genau in diesem Geist betont der Papst: Das Herzstück der Mission ist es, den Glauben in der Gemeinschaft der Liebe wieder zu wecken. Und ich möchte hinzufügen, dass dies nicht allein Aufgabe dere Päpstlichen Missionswerke sein kann. Dies ist ein Kriterium, an dem wir alles kirchliche Handeln messen müssen. Und das Herz der Päpstlichen Missionswerke schlägt dort, wo das Herz der Kirche schlägt.
(Fides 28/5/2020)


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