ASIEN/PHILIPPINEN - Drogenkrieg und Pandemie: „Wir sehen uns mit einem doppelten Krieg konfrontiert“

Samstag, 4 April 2020 coronavirus   menschenrechte   drogen   solidarietät   willkürliche hinrichtungen   gewalt  

Manila (Agenzia Fides) - Der Kampf gegen die Covid-19-Pandemie hat den "Drogenkrieg" auf den Philippinen nicht gebremst. "Derzeit sieht sich das Land mit einem doppelten Krieg konfrontiert: Der eine ist der Krieg gegen Drogen und der andere gegen das Coronavirus", so die Katholikin Catherine Guzman aus der Diözese Cubao in der Nähe von Manila, gegenüber Fides. "Wir hatten gehofft, dass der Krieg gegen Drogen mit den Bemühungen, die Pandemie zu stoppen, zu Ende gehen würde, aber das passiert leider nicht", stellt sie fest.
Seit 2016 hat Präsident Rodrigo Duterte eine Anti-Drogen-Politik auf den Weg gebracht, in deren Rahmen er gegen angebliche Kriminellen und Drogenabhängige vorgehen will. Die Maßnahmen richten sich sich häufig gegen die ärmsten Regionen der Philippinen, insbesondere gegen Menschen, die in riesigen Slums leben. Bisher wurden von der Polizei offiziell 6.600 Menschen getötet, doch rund 30.000 Menschen wurden Opfer die von nicht genau identifizierten "Vigilantes“-Trupps und bewaffneten Männern, die die Menschen oft willkürlich hinrichten.
 Trotz der Pandemie setzt die Regierung ihren "Krieg gegen Drogen" fort, und das Augenmerk der Polizei hat sich auch auf andere Gebiete des Landes und andere Ziele verlagert.
Seit Beginn der Corona-Pandemie starben auf den Philippinen bereits 144 Menschen bei 3.100 positiv getesteteb Infektionsfällen, so dass die Regierung eine Blockade der gesamten Insel Luzon mit 57 Millionen Menschen verhängt hat. Provinz- und Gemeindebehörden brachten ähnliche Maßnahmen in ihren eigenen Gemeinden auf den Weg und stellten praktisch das gesamte Land mit 104 Millionen Einwohnern unter Quarantäne.
Am 1. April befahl Rodrigo Duterte der Polizei und dem Militär, Menschen zu erschießen, die die Blockade der Nation nicht respektieren. „Wir sind sehr besorgt und schockiert über diesen Befehl. Wir führen jeden Tag einen doppelten Kampf: mit der Pandemie oder mit den Morden des Drogenkriegs", sagt der 23-jährige Sebastian Cruz, der in einem Slum in Manila lebt, wo die Menschen gezwungen sind, das Haus zu verlassen, um sich Essen zu besorgen, gegenüber Fides.
Unterdessen fordern Menschenrechtsgruppen die sofortige Einstellung der Polizeieinsätze und warnen vor weiteren Misshandlungen während der nationalen Gesundheitskrise. "Es ist paradox, dass es zu willkürlichen Morden kommt, während sich das Land darum bemüht, Leben vor dem tödlichen Coronavirus zu retten", so Carlos Conde von der NGO "Human Rights Watch" auf den Philippinen. Paulin Romer, Sozialarbeiterin, wünscht sich hingegen dass "der nationale Gesundheitsnotstand zum Ende des sogenannten Anti-Drogen-Kreuzzugs führen wird" und dass "die Kultur der Straflosigkeit aufhören wird, die Polizisten freie Hand gibt Menschen zu töten, ohne das dies Konsequenzen hat." Doch die Blockade habe "die soziale Ungleichheit im Land verschärft und zu weiteren Verletzungen der Würde und der Rechte der Menschen geführt".
 (SD-PA) (Fides 3/4/2020)


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