ASIEN/TÜRKEI - Wie wird das christliche Osterfest 2006 gemeinsam mit Muslimen und Juden erlebt: die Franziskanergemeinschaft in Istanbul berichtet

Montag, 24 April 2006

Istanbul (Fidesdienst) - „Die Osterfreude hat die ganze Menschheitsgeschichte mit Licht überflutet. Dies ist eine Gewissheit, die überall dort verkündet wird, wo Christen leben. In unserer Situation als christliche Minderheit in der Türkei hat diese Freude einen ganz besonderen Beigeschmack: die Auferstehung offenbart sich hier diskret, doch auf dem Weg unserer Ortskirche und bei dem Bemühen um den ökumenischen und interreligiösen Dialog, spielt sie eine bedeutende Rolle, denn sie festigt unsere Hoffnung auf ein besseres und neues Leben durch den auferstandenen Christus“, schreibt Pater Ruben Tierrablanca Ofm, der eine internationale Franziskanergemeinschaft in Istanbul leitet, in einem Bericht.
Der Franziskanerpater berichtet dabei auch von den „verschiedenen Zeichen des neuen Lebens“ im Zusammenhang mit dem Osterfest 2006, das vor allem in einem Klima der Zusammenarbeit und der Freundschaft bei den ökumenischen und interreligiösen Beziehungen stattfand. Angefangen bei den Beziehungen zu den weltlichen Obrigkeiten: „Der Vorsitzende unseres Gemeinderats in Beyoglu“, so Pater Tierrablanca, „schickte an alle christlichen Gemeinden (Katholiken, Orthodoxe, Armenier, Syrer und Protestanten) eine chinesische Keramikschale mit Eiern für die Gläubigen, die unsere Kirchenbesuchen und wollte uns damit Frohe Ostern wünschen. Er selbst ist Muslim, doch er schätzt die christliche Religion und die Christen in seinem Stadtgebiet sehr“.
Außerdem, so Pater Tierrablanca weiter, habe das Fest auch zur Annäherung zwischen Katholiken und Juden beigetragen: „Da Juden und Christen das Osterfest dieses Jahr am selben Tag feierten (in den orthodoxen Gemeinden fand das Osterfest am 23. April statt), empfing der Großrabbiner von Istanbul, Izak Haleva, am Sonntagnachmittag die verschiedenen Religionsvertreter zu den Osterglückwünschen in seiner Residenz. Unseren älteren Brüdern wünschten wir dabei Pesah Same’ ach!“.
Gutes gibt es auch auf ökumenischer Ebene zu berichten: „Am Ostermontag lud der Patriarch der armenisch-apostolischen Kirche, Mesrob II, die anderen christlichen Religionsvertreter zu einem Empfang im Garten seiner Residenz ein. Dabei waren neben dem Hausherrn Mesrob II. auch der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., der Großrabbiner von Istanbul, Izak Haleva, der Apostolische Nuntius in der Türkei, Erzbischof Antonio Lucibello, unser lateinischer Bischof Louis Pelatre, der Vikar der katholischen chaldäischen Gläubigen, Francois Yakan, und der syrisch-katholische Bischof Yusuf Sag anwesend. Später kamen außerdem der Metropolit der syrisch-orthodoxen Kirche, Yusuf Cetin und anderen Vertreter protestantischer Kirchen hinzu. Mit anderen Begleitern und armenischen Gläubigen durften auch wir an diesem bedeutenden Ereignis teilnehmen.“
Dabei betont Pater Tierrablanca: „Diese Erfahrung des neuen Lebens steht im Gegensatz zur Tendenz der türkischen Medien, die oft mehr über unsere Schwierigkeiten berichten, oder sich über christliche Symbole lustig machen und dabei zum Beispiel behaupten, christliche Kinder würden sich zu Ostern mit Eiern bewerfen. Wir versuchen davon zu zeugen, dass Ostern viel mehr ist.“
„Der Aufbau des Friedens und der Geschwisterlichkeit in der Welt und unter den Gläubigen ist und wird für uns immer eine alltägliche Aufgabe bleiben, die wir Christen in der Wahrheit des Auferstandenen verkünden wollen. Denn Christus ist wahrhaft auferstanden“, so der Franziskanerpater abschließend. (PA) (Fidesdienst, 24/04/2006 - 43 Zeilen, 486 Worte)


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