OZEANIEN/SALOMONEN - Erneute Spannungen und Proteste: Das Parlament wird von der Armee bewacht

Montag, 24 April 2006

Honiara (Fidesdienst) - Am Tag nach den Wahlen am vergangenen 5. April schienen die Salomonen sich auf den Weg in Richtung Frieden und Stabilität begeben zu haben und man wünschte sich, dass die Menschen die dunklen Jahre des Bürgerkrieges vergessen können würden. Doch die Hoffnung auf Frieden und Wohlergehen scheinen, zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ein weiteres Mal enttäuscht zur werden, denn es kam bereits erneut zu Spannungen.
Nach den Osterferien wählte das neue Parlament den ehemaligen stellvertretenden Präsidenten, Sydner Rini zum Ministerpräsidenten. Rini steht der ehemaligen Regierung unter Allan Kemakeza nahe und es besteht gegen ihn der Verdacht der Korruption. Die Bevölkerung hatte hingegen eine reelle Wende an der Spitze des Landes erwartet, weshalb die Wahl Rinis allgemeine Enttäuschung verursachte.
Zu ersten Spannungen kam es am 19. April, als die Menschen sich auf den Straßen und Plätzen in verschiedenen Teilen der Landeshauptstadt Honiara zu Protestkundgebungen und Demonstrationen versammelten. Auch den 250 Sicherheitsbeamten der RAMSI (Regionale Mission für Assistenz auf den Salomonen) gelang es nicht den Demonstranten Einhalt zu gebieten. Gegenwärtig wird das Parlament von der Armee bewacht, die einen ungestörten Verlauf der ersten Sitzung des neuen Parlaments gewährleisten sollen
Insbesondere waren die von Chinesen und von Zuwanderern aus anderen asiatischen Ländern bewohnten Wohn- und Geschäftsviertel Zielscheibe der Demonstranten: dem neuen Premierminister wird vorgeworfen, er stehe den Zuwanderern aus China, Taiwan, Japan und Malaysia besonders nahe, die einen Großteil der Handelsunternehmen auf dem Archipel kontrollieren. Die Opposition wirft verschiedenen ausländischen Geschäftsleuten, insbesondere aus Taiwan und China vor, die Parlamentarier bestochen und sie zur Wahl des Premierministers überredet zu haben, der jedoch jeglichen Vorwurf dieser Art dementiert.
Nach Aussage von Beobachtern basieren die Proteste vor allem auf der weit verbreiteten Meinung, dass die vorherige Regierung öffentliche Gelder verschwendete, während zahlreiche Familien auf den Salomonen immer noch auf Wiedergutmachung der während des Bürgerkrieges erlittenen Schäden warten.
Im Zusammenhang mit den jüngsten Wahlen hoffen viele Bürger des Landes auf eine Rückkehr des sozialen Friedens auf dem gemarterten Archipel nach 20jährigen ethnischen Konflikten, bei denen hunderte Menschen starben und 20.000 ihre Heimat verlassen mussten.
Die Salomonen haben insgesamt 480.000 Einwohner und bestehen aus rund 1.000 einzelnen Inseln: das Staatsgebiet umfasst eine Fläche von 1,35 Millionen qkm im Pazifischen Ozean. Das ehemalige britische Protektorat ist seit 1978 unabhängig. Die vergangenen Jahrzehnte waren von Bürgerkrieg, Korruption, Kriminalität und Illegalität gekennzeichnet. (PA) (Fidesdienst, 24/04/2006 - 38 Zeilen, 394 Worte)


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