AFRIKA/UGANDA - EINER DER AM 11. MAI ENTFÜHRTEN SEMINARISTEN FRIGELASSEN. TAUSENDE KINDER UND JUGENDLICHE WERDEN VON GUERILLA-TRUPPEN ENTFÜHRT: DIE MISSION IST OFT DIE EINZIGE ZUFLUCHT FÜR VERZWEIFELTE MÜTTER, DIE IHREN KINDERN HELFEN WOLLEN

Montag, 19 Mai 2003

Kampala (Fidesdienst) – Am Abend des 18. Mai wurde einer der am 11. Mai von den Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) in Lacor im Norden Ugandas entführte Seminaristen freigelassen. Dies bestätigte Erzbischof John Baptist Odama von Gulu im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Der junge Mann befindet sich derzeit im Schutz der regulären Streitkräfte und wir wissen noch nicht, ob er von seinen Entführern freigelassen wurde, oder ob ihm selbst die Flucht gelungen ist“, so der Erzbischof.
Inzwischen kamen damit insgesamt vier Seminaristen aus den Händen ihrer Entführer frei. Leider wurden vier weitere Jugendliche am 16. Mai von den Rebellen ermordet. „Die Jungendlichen waren erschöpft von den langen Fußmärschen, zu denen sie von den Entführern gezwungenwurden“, erläutert Erzbischof Odama, „sie konnten nicht mehr weitergehen, woraufhin die Rebellen beschlossen haben sie zu töten anstatt sie freizulassen. Diese grausame Tat soll den anderen als Abschreckung dienen und ein Aufbegehren gegen die Rebellen verhindern“.
In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai wurden insgesamt 41 Seminaristen von den Rebellen der LRA aus dem Priesteseminar in Lacor im Norden Ugandas entführt. Bei dem Überfall war bereits ein achtjähriger Junge getötet worden, der im Seminar Zuflucht gesucht hatte. Seit Jahren werden Kinder und Jugendliche im Norden Ugandas von Rebellen entführt und in Ausbildungslager in den Sudan verschleppt.
Unterdessen wird zur Zeit über die Freilassung der jüngst entführten Seminaristen verhandelt.
„Das Drama der Entführung von Kindern und Jugendlichen dauert schon lange, viel zu lange“, klagt der seit vielen Jahren im Norden von Uganda an der Grenze zum Sudan tätige italienische Comboni Missionar Pater Tarcisio Pazzaglia im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Allein im vergangenen Jahr wurden in der Pfarrei Omianlymia in der Nähe von Kitgum 284 Kinder entführt, von denen 81 später ermordet wurden. Die anderen befinden sich weiterhin in den Händen der Guerillakämpfer, die diese Kinder sie zu Soldaten ausbilden lassen. In Kitgum wurden 400 Kinder und Jugendliche entführt, von denen von ihren Entführern 30 getötet wurden. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich die Verzweiflung der Familien, die ihre Kinder verloren haben. Es ist herzzerreißend, wenn man sehen muss, wie Mütter zu uns kommen und uns darum bitten, dass der einzige noch lebende Sohn bei uns übernachten darf, aus Angst davor, auch er könnte entführt werden:“
„Diese armen Kinder werden schrecklich behandelt“, so Pater Tarcisio weiter, „sie werden zu fünft aneinander fest gekettet und beim ersten Versuch des Aufbegehrens werden sie geschlagen wenn nicht sogar getötet“.
Anfang März hatte die LRA einen Waffenstillstand erklärt, der jedoch nie in Kraft getreten ist. Die Milizionäre der LRA, die größtenteils dem Volk der Acholi angehören, kämpfen seit 1986 gegen den gegenwärtigen Staatspräsident Yoweri Museveni, der 1986 durch den Sturz einer Militärjunta an die Macht gelangt war, die größtenteils aus Vertretern des Acholi-Volkes bestanden hatte. Ehemalige Soldaten dieses Volksstammes hatten sich zunächst in den Sudan geflüchtet, von wo aus verschiedene Rebellenbewegungen, darunter auch die LRA, entstanden waren.
Abgesehen von ethnischen Aspekten gründet die Ideologie der LRA auf einem religiösen Synkretismus, in dem sich Elemente aus Christentum, Islam und afrikanischen Naturreligionen vermischen.(LM) (Fidesdienst 19/5/2003 – 47 Zeilen, 531 Worte)


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