VATIKAN - "Cor ad Cor loquitur": Akademischer Akt zu Ehren des seligen John Henry Newman

Samstag, 12 Oktober 2019 päpstliche universität urbaniana   kardinäle   evangelisierung   kongregation für die evangelisierung der völker  

Vatikanstadt (Fides) - "John Henry Newman, wählte, als er ein Jahr vor seinem Tod, im Jahr 1879 von Papst Leo XIII. in den Kardinalsstand erhoben wurde, als Motto für sein Kardinalswappen das Motto ‚Cor ad cor loquitur‘, das an den heiligen Augustinus erinnert und sein Weg der intellektuellen und spirituellen Suche zusammenfasst. Die Kirche unserer heutigen Zeit, die sich selbst als ‚Kirche im missionarischer Aufbruch‘ verstehen und so auch handeln will, weiß dass sie auf sein Zeugnis und seiner umfassenden Suche nach Wahrheit zählen kann. Sie weiß, dass sie sich auf ihn als einen Meister und Liebhaber der integralen Bildung des Menschen verlassen kann, der durch die christliche Offenbarung erleuchtet wurde", so Kardinal Fernando Filoni, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, in seiner Eigenschaft als Großkanzler der Päpstlichen Universität Urbanianam, beim außerordentlichen Akademischen Akt zu Ehren des Seligen John Henry Newman am gestrigen 11. Oktober. John Henry Newman - der bereits 2010 von Papst Benedikt XVI. selig gesprochen wurde, wird am morgigen Sonntag, dem 13. Oktober, von Papst Franziskus heiliggesprochen. Er war vom 9. November 1846 bis zum 28. Juni 1847 ein "berühmter und geliebter Student" der Päpstlichen Urbaniana-Universität.
Der Kardinal dankte, für "diesen Augenblick der Besinnung auf die Bedeutung der Heiligkeit und die Lehre eines einzigartigen Sohnes und der anglikanischen Kirche (vorher) und der katholischen Kirche (nachher)".
„Nachdem Newman die theologischen Studien an der Universität der Kongregation „Propaganda Fide“ abgeschlossen hatte und am 30. Mai 1847 in der Kapelle im College zum Priester geweiht worden war, kehrte er nach England zurück, wo er 1848 in Birmingham das erste Oratorium der von Filippo Neri gegründeten Kongregation in England gründete und damit, ein neues Kapitel der Bildungsarbeit und der pastoralen Tätigkeit aufschlug. Auf Einladung von Erzbischof Cullen gründete er später die erste katholische Universität in Irland und war von 1851 bis 1856 deren erster Rektor", so der Kardinal weiter. In den folgenden Jahren sei Newman erstmals auf das Unverständnis von katholischer Seite im Hinblick seiner Vorstellungen vom "consensus fidelium" als integralem Bestandteil der kirchlichen Unfehlbarkeit in Glaubensfragen gestoßen, so Kardinal Filoni weiter, und später nach dem Ersten Vatikanischen Konzil, auf eine gewisse Feindseligkeit der anglikanischen Kirche.
"Seine mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil neu entdeckte Präsenz in der Kirche bleibt auch in dieser Stunde der vollständigen Umsetzung der aus dem Konzil hervorgegangenen Lehren aktuell", so der Kardinal, der in diesem Zusammenhang an die Verbindung zwischen Newman und der Erneuerung der Kirche auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils.
"Ein Jahr vor Ende des Konzils schrieb der katholische Philosoph Jean Guitton in einem vom ‚L'Osservatore Romano‘ 1964 veröffentlichten Artikel: ‚Große Genies sind Propheten, die immer bereit sind, die großen Ereignisse zu erleuchten, die wiederum die großen Genies in ein retrospektives Licht tauchen, das ihnen einen prophetischen Charakter verleiht: Es ist wie die Beziehung zwischen Jesaja und der Passion Christi, die sich gegenseitig beleuchten: So erleuchtet Newman das Konzil mit seiner Präsenz und das Konzil rechtfertigt Newman."
Der Kardinal erinnerte auch an "die vielen und tiefgreifenden Zeichen" der "gegenseitigen Erleuchtung": die Rolle der Laien in allen Ausdrucksformen des Lebens und der Sendung der Kirche; die ökumenische Spannung als ständige Aufgabe der einen Kirche Christi; das von ihm als "der ursprüngliche Stellvertreter Christi" definierte Primat des persönlichen Gewissens und die sich daraus ergebende korrekte Lehre über die Religionsfreiheit; die fruchtbare Beziehung zwischen Glaube und Vernunft und damit zwischen der Offenbarung und der modernen Wissenschaft. "Ist dies nicht ein Augustinus der Neuzeit?", fragte Kardinal Filoni die Anwesenden.
Mit Bezug auf die Newmansche Gewissensauffassung zitierte der Kardinal einen Artikel, der 1990 in der Zeitschrift "Euntes Docete" veröffentlicht wurde und in dem der damalige Kardinal Joseph Ratzinger deren sich an der Wahrheit orientierenden Charakter hervorhob: "Nach Newman ist das Gewissen“, schrieb der zukünftigen Papst Benedikt XVI – „eine Art des Gehorsams, der sich aus der objektiven Wahrheit nährt". Den „Dialog zwischen Glauben und Vernunft“, so der Kardinal, habe Newman „als Heilmittel gegen die Arroganz der Vernunft und die Blindheit des Glaubens" verstanden.
Der Präfekt schloss mit dem Wunsch, dass sich die Urbaniana-Universität "als Ort und Laboratorium integraler und universeller moralischer und intellektueller Bildung auszeichnet": "Nach Newmans Auffassung ist die Universität permanent offen für jeder Kultur, jeden religiösen Glauben und jede Form des Wissens und stets bereit, ‚aus der objektiven menschlichen und göttlichen Realität zu lernen‘".
(PA) (Fides 12/10/2019)


Teilen: