AFRIKA/NIGERIA - Kardinal Onaiyekan: "Migration junger Menschen ist ein Zeichen des Scheiterns der Regierung”

Mittwoch, 8 Mai 2019 menschenhandel   jugendliche   brain drain   bischöfe  

Abuja (Fides) – “Wenn wir in einem Land leben, in dem junge Menschen sagen, dass es besser ist, anderswo zu leben, ist dies das Zeichen eines Scheiterns einer gesamten Führung", so der Erzbischof von Abuja, Kardinal John Olorunfemi Onaiyekan, am Vorabend eine Treffens der Bischöfe des Landes zum Thema Migration.
Der Kardinal warf den nigerianischen Behörden offen vor, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass immer mehr junge Menschen den Weg der Migration wählen. "Wenn ich der Präsident eines solchen Landes wäre und weiterhin solche Sätze von meinen jungen Bürgern hören würde, würde ich nicht zögern, zurückzutreten. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich vor Jahrzehnten als Schulkind Nigeria liebte und es offen erklärte, weil ich auf eine Regierung zählen konnte, die sich um mich gekümmert hatte, und ich Zukunftsperspektiven hatte. Die heutige Situation ist genau das Gegenteil “.
"Die Behörden sollten Nigeria wieder zur Heimat der Nigerianer machen, das gilt auch für andere afrikanische Nationen“, so der Kardinal weiter, „Stattdessen hören wir heute, dass unsere jungen Leute immer wieder sagen, dass die grüneren Weiden anderswo sind, selbst wenn das nicht zutrifft".
In diesem Zusammenhang erinnerte er auch an die Geißel des Menschenhandels mit nigerianischen Mädchen, die in Europa und besonders in Italien als der Prostitutiere arbeiten: "Wenn ich durch die Straßen von Rom, Mailand oder Neapel gehe und die Töchter dieses Landes zum Verkauf auf den Straßen sehe, schäme ich mich. Ich bleibe stehen und versuche auch, sie zu anzusprechen, aber wir können nicht einmal kommunizieren, weil viele aus ihrem Heimatdorf weggebracht wurden, ohne dass sie eine andere Sprache kennen. Alles, was sie wissen, haben sie auf der Straße in Italien gelernt. Und deshalb kann ich mich nur für mein Land schämen.“ "Illegale Migranten sind, haben an keinem Ort ein Recht; sie werden mit aller Voraussicht manipuliert und ausgenutzt ", warnte Kardinal Onaiyekan.
Dem panafrikanischen Forschungsnetzwerk „Afrobarometer“ zufolge wollen 35 Prozent der Nigerianer das Land verlassen, 11 Prozent geben an, ernsthaft darüber nachdenken zu wollen. Der Umfrage zufolge machen 75% der Nigerianer, die auswandern wollen, dies aus wirtschaftlichen Gründen: Arbeitslosigkeit, Flucht aus der Armut und Suche nach besseren Möglichkeiten. Die Studie ergab, dass es vor allem gebildete Jugendliche sind, die auswandern wollen. Rund 44 Prozent der Nigerianer mit einem Abschluss würden das Land gerne verlassen, laut einer anderen Umfrage wollen 80 Prozent der Ärzte ins Ausland gehen.
Kardinal Onaiyekan fordert in diesem Kontext die Regierung auf, eine Politik zu entwickeln, „die Investoren nach Nigeria lockt und Arbeitsplätze schafft und man sollte jungen Menschen die ein unabhängiges Unternehmen gründen wollen, Subventionen gewährt".
(L.M.) (Fides 8/5/2019)


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