ASIEN/SRI LANKA - „Live-in“: Kirchliche Programme fördern Freundschaft zwischen Singhalesen und Tamilen

Freitag, 26 Oktober 2018 aussöhnung   kriege   caritas   frieden   menschenrechte   menschenwürde   priester  

Colombo (Fides) - Im Rahmen eines Programms für Versöhnung mit dem Namen "Live-in" sollen unter Leitung der katholischen Ordensschwester Dulcie Peiris durch gegenseitiges Kennenlernen und Gastfreundschaft zwischen singhalesischen und tamilischen Familien tiefe Wunden heilen und das harmonische Zusammenleben von Tamilen und Singhalesen in der Zeit nach dem srilankischen Bürgerkrieg gefördert werden.
Im Rahmen dieses Programms nehmen singhalesische Familien eine tamilische Familie aus den vom Krieg betroffenen nördlichen Distrikten des Landes für einige Tage bei sich auf. Aber auch Tamilen laden Singhalesen zu sich nach Hause ein und beherbergen sie. Initiativen dieser Art wurden bereits 2009 von der katholischen Kirche in Sri Lanka initiiert.
Der Bürgerkrieg hat in Sri Lanka eine Spur der Zerstörung im Leben vieler Menschen hinterlassen. Caritas Sri Lanka stellte die eigene umfangreiche Erfahrung im Bereich der Versöhnung und des Wiederaufbaus mit Unterstützung von Caritas Internationalis in den Dienst die zahlreicher Hilfsprogramme für die Krieg betroffenen Familien.
Im Norden der Insel, wo die tamilischen Rebellen, die so genannten "Tiger" aktiv waren, war die katholische Kirche auch in der schwierigen Zeit immer ein wichtiger Bezugspunkt für die Menschen. Zehn katholische Priester kamen während des Bürgerkriegs ums Leben und viele tragen noch heute die Spuren von Verletzungen am Körper. Der Direktor der Caritasstelle in Vanni, Pfarrer Wasantha Seelan, hat zum Beispiel infolge seiner Verletzungen durch eine Amputation ein Bein verloren. Viele freiwillige Helfer in den diözesanen Einrichtungen der Caritas haben Leid und Gefahr nicht gescheut und sich in den Dienst der Menschen gestellt.
Das von der Caritas Sri Lanka ins Leben gerufene und von Ordenschwestern koordiniert Programm „Live-in“ stieß zu Beginn auch auf Ablehnung: "Am Anfang waren wir eher skeptisch und wollten uns diesem Programm nicht anschließen, doch heute können wir einander als Freunde gegenübertreten", so der 38jährige singhalesische Grundschullehrer Srimathi Wijesingha, der eine tamilische Familie vorübergehend bei sich aufnahm.
"Unter den verschiedenen Programmen, die von der katholischen Kirche zur Heilung von Wunden und zur Überwindung der sozialen und kulturellen Kluft zwischen Singhalesen und Tamilen ins Leben gerufen wurden, ist dieses Programm heute am effektivsten", resümiert Schwester Peiris (57), die das Programm seit 2011 betreut.
Der Bürgerkrieg, der 1983 begann, forderte über 100.000 Tote. Tausende von Vertriebenen mussten ihre Heimat verlassen und es entstand eine tiefe Kluft zwischen den beiden ethnischen Gemeinschaften in Sri Lanka. Nach 26 Jahren Krieg besiegte die srilankische Armee am 18. Mai 2009 die so genannten „Tamil Tigers“. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden allein in den letzten Konfliktwochen mindestens 40.000 Zivilisten getötet.
(SD) (Fides 26/10/2018)


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