ASIEN/INDONESIEN - Wahlen 2019: “Wir müssen im Vorfeld religiöse Toleranz fördern”

Dienstag, 11 September 2018 menschenrechte   religiöse minderheiten   religionsfreiheit   politik   zivilgesellschaft   wahlen  

Jakarta (Fides) – „Es ist wichtig, dass die indonesische Regierung angesichts der für April 2019 anberaumten Wahlen unermüdlich für religiöse Toleranz eintritt", Pfarrer Markus Yumartana (53) Pfarrer der Marien-Kathedrale in Jakarta.
Pfarrer Yumartana stellt fest, dass "islamischer Extremismus in Indonesien nach wie vor ein Problem darstellt" und "besonders wenn er politisch motiviert und instrumentalisiert wird, führt dies während des Wahlkampfs zu Problemen ".
An den indonesische Präsident Joko Widodo, ein Muslim, appellieren deshalb zahlreiche Gruppen und Aktivisten, die die Rechte religiöser Minderheiten in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, mit seinen rund 260 Millionen Einwohnern und 90% Muslimen.
"Ich hoffe, dass es nicht wieder zu Terroranschlägen kommt, wie in den letzten Jahren. Wenn es der Regierung gelingt, die Situation unter Kontrolle zu halten, wird es sicher solche Anschläge auf Kirchen nicht wieder geben", so der katholische Geistliche. "Politiker sollten jedoch ihre Macht und Position nutzen, um die soziale und religiöse Harmonie und den Geist des nationalen Teilens aufrechtzuerhalten, was sehr wichtig ist", fügt er hinzu.
Indonesische Christen haben in den letzten Jahren eine Zunahme militanter Gruppen festgestellt, die sich am "Islamischen Staat" (IS) inspirieren. Lokale Milizen haben in ganz Indonesien, einschließlich Jakarta, tödliche Anschläge verübt. Ihr ideologischer Anführer Aman Abdurrahman, auch bekannt als Oman Rochman, wurde im vergangenen Juli zum Tode verurteilt, während die Polizei etwa 300 mutmaßliche Kämpfer festnahm und 21 Menschen infolge der Selbstmordattentate auf drei Kirchen in Surabaya im Mai 2018 töte. Die Polizei behauptete, dass die koordinierten Anschläge in Surabaya von Angehörigen derselben Familie, darunter auch einige Kinder, durchgeführt worden seien. Sieben Christen starben in Kirchen und weitere 41 Menschen wurden verletzt.
Im vergangenen Jahr haben islamistische Gruppen auch die Politik des Landes beeinflusst, was dazu führte dass der christliche Gouverneur von Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama, namens "Ahok" wegen Blasphemie festgenommen und zu zwei Jahren Haftstrafe verurteilt wurde. Pfarrer Yumartana, der den Fall von Ahok aufmerksam verfolgte, erklärt: "Ich bin optimistisch, dass wir als Land vereint sein können: Ich bin katholisch, aber ich bin 100% Indonesier."
Trotz der bestehenden Probleme bestätigt Pfarrer Yumartana auch ein Aufblühen des Christentums in Indonesien: "Wir sind eine junge Kirche. In Jakarta, wo wir etwa eine halbe Million Katholiken haben, gründen wir fast jedes Jahr neue Gemeinden. Die Menschen sind begeistert von den Gottesdienstbesuchen und der Liturgie“.
(SD) (Fides 11/9/2018)


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