ASIEN/AFGHANISTAN - Helmand-Peace-Movement: Friedensprozess beginnt bei jungen Menschen und über soziale Medien

Montag, 10 September 2018 menschenrechte   frieden   jugendliche   taliban   islam   politischer islam  

Kabulk (Fides) Die Helmand-Friedensbewegung (Helmand Peace Movement) wurde nach einem Selbstmordattentat in Lashkargah im vergangenen März zur Friedensförderung gegründet und das "ist sicherlich eine positive Erfahrung, weil sie den Willen zur Veränderung zeigt. Vermutlich wollen viele der Beteiligten nicht mehr die Kräfte unterstützen, die für jahrelange Konflikte verantwortlich sind. Obwohl der Protest echt sein mag, ist es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh, um zu sagen, ob dieser Vorstoß ein echter Durchbruch für Afghanistan sein könnte, weil es immer noch verschiedene Interessen in diesem Bereich gibt", so Francesco Brunello Zanitti, Präsident des Instituts für Geopolitische Studien (ISAG) in Rom zu der neuen afghanische Friedensbewegung.
Der Gelehrte betont, dass die Organisation, um erfolgreich zu sein, in der Lage sein sollte, "mit den Taliban zu sprechen, die, gestärkt durch die jüngsten Erfolge, möglicherweise nicht bereit sind, Friedensgespräche mit der oft als schwach wahrgenommenen Regierung zu führen". "Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass Afghanistan vom Vormarsch des IS in den letzten Jahren beeinflusst wurde und es gleichzeitig notwendig sein wird, die Interessen der externen Akteure zu bewerten: die Vereinigten Staaten und die Europäische Union (die sich augenscheinlich nicht aus Afghanistan zurückziehen wollen, wie von der Bewegung gefordert), Russland, Iran und vor allem Pakistan".
Prof. Zanitti erklärt, dass die meisten Anhänger der Bewegung junge Menschen sind, die soziale Medien als Mittel zur Verbreitung ihrer Initiativen nutzen. Allerdings "sind einige der Teilnehmer älter und diese erinnern sich noch an den Krieg. Darüber hinaus werden in ländlichen Gebieten sowohl die Taliban-Aktivitäten als auch Initiativen der Regierung oft negativ wahrgenommen; daher gibt es in den Dörfern kaum ein Bewusstsein für die Unterschiede bei denen, die Gewalt ausüben. Ziel ist es diese zu stoppen zu vermitteln, dass es für diese Gebiete eine bessere Zukunft geben kann. "
Nach Ansicht des ISAG-Präsidenten scheinen die Perspektiven der Bewegung davon abzuhängen, ob es ihnen gelingt verschiedene Sektoren der afghanischen Gesellschaft, zusammenzubringen: "Wenn die Bewegung isoliert bleibt, wird sie keine großartige Ergebnisse erzielen und sie wird von den Taliban, den Regierungskräften und anderen Kräften vor Ort behindert werden, die sich von dieser Bewegung bedroht fühlen. Vertreter der Helmand-Friedensbewegung haben in den letzten Monaten den afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani, amerikanische und pakistanische Diplomaten sowie die Taliban getroffen. Diese haben sie bereits beschuldigt, im Dienst fremder Interessen verschwörerisch tätig zu sein. Wenn es der Bewegung gelingt, die Interessen der verschiedenen Kräfte vor Ort zu beeinflussen, wird sie erfolgreich sein, aber es wird Zeit brauchen.
Unter diesen Kräften spielen religiöse Autoritäten „eine wichtige Rolle in der afghanischen Gesellschaft und könnten daher die neue Friedensbewegung unterstützen. Einige Religionsvertreter haben die Taliban gebeten, positiv zu reagieren. Doch Teil der Religionsvertreter vertritt fundamentalistische Tendenzen und ich denke nicht, dass diese auf die Unterstützung für die Taliban oder für jene politischen Gruppen verzichten werden, die eine fundamentalistische Agenda vorschlagen", so der Wissenschaftler abschließend.
(LF) (Fides 10/9/2018)


Teilen: